Kapitel 26 - Bitte verzeihe mir!

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Savennas Sicht (kurz danach)

Orlando's Faust traf die Wange des Jungen und sein Kopf wurde nach links gechleudert. Der Blonde duckte sich unter der anderen Faust von Orlando und boxte ihm kräftig in den Bauch. Orlando taumelte zurück und schlug dem anderen ins Gesicht. Blut strömte aus seiner Nase und mir wurde schlecht. Ich konnte einfach kein Blut sehen! Der blonde Typ wischte sich das Blut aus dem Gesicht und holte erneut zu einem Schlag aus.

"Hört auf!", schrie ich panisch, doch sie hörten nicht auf mich. Schon lagen beide auf dem Boden und der Blonde prügelte auf Orlando ein. "Lass ihn in Ruhe!", rief ich und versuchte den Typ davon abzuhalten, Orlando zu schlagen, doch es gelang mir nicht. Orlando setzte erneut zu einem Schlag an der Blonde duckte sich schnell und die Faust traf mich an der Schläfe.

Ich schrie auf und taumelte zurück. Etwas warmes lief meine Stirn runter. Blut. Fassungslos starrte ich auf meine Hand, an der das Blut hing. "Venni!", verschwommen sah ich Sophie, die mich versuchte, von den anderen wegzuziehen. Vor mir prügelten sich die beiden Jungen immer noch.

Ich spürte, wie heiße Tränen meine Wangen runter rannen und dann fing ich an zu schluchzen. Viele Gefühle überkamen mich. Ich war wütend, verliebt, hilflos und das alles hatte so schrecklich weh getan! Inklusive der Schlag, auch wenn er nicht mit Absicht war. Glaube ich. Auf einmal, kamen Phillip und Lukas, meine Bodyguards, an und versuchten, den Streit zu schlichten. Mit Mühe konnten sie die beiden auf dem Boden trennen.

"Oh mein Gott Venni, ist alles ok?!", rief Mario und rannte auf mich zu. Als er bei mir ankam, nahm er mich in den Arm und drückte mich fest an sich. Ich vergrub meinen Kopf tief in den Arm meines Bruders um der ganzen Welt zu entgehen. Das war die schlimmste Party der Welt! Ich wollte nur noch weg von hier! Als hätte mein Bruder meine Gedanken gelesen, meinte er besorgt und einfühlsam zugleich:"Wir sollten gehen" Ich nickte und Mario drückte mich nochmal fest. Mit den anderen liefen wir still und mit hängenden Köpfen in Richtung Ausgang.

Als hinter uns jemand meinen Namen rief, zuckte ich zusammen. Wir drehten uns gleichzeitig um und ich erkannte das verschwommene Abbild von Orlando, der zögerlich auf uns zu kam. Aus Reflex wich ich zurück, während sich Mario wütend vor ihm aufbaute. "Gehe keinen Schritt weiter!", knurrte er. So wütend hatte ich meinen Bruder noch nie gesehen!

Auch Orlando blickte eingeschüchtert, doch er machte keine Anstalten zu verschwinden. "Savenna, bitte! Bitte verzeihe mir!", flüsterte er und sah mich flehend an.

Ich starrte ihn ausdruckslos an, doch als ich die blutende Lippe und Orlandos schmerzverzerrtes Gesicht sah, tat er mir schon Leid. Beschwichtigend legte ich eine Hand auf Marios Schulter und sein Körper spannte sich an. Trotzdem ließ er mich zu Orlando. Mit entschlossenem Blick lief ich auf ihn zu und spuckte ihm die Frage wütend ins Gesicht: "Was willst du?! Wieso hast du den Typ geschlagen?!? Er hatte dir nichts getan!!"

Er zuckte zurück und blickte mich entschuldigend an. Doch statt auf meine Frage zu antworten, sagte er kurz: "Komm bitte mit, ich werde es versuchen, dir zu erklären!"

Ich zögerte, doch sein Blick zeigte, dass er seine Tat wirklich bereute und somit machte ich Anstalten ihm zu folgen.

Doch Mario hielt mich am Arm fest und somit musste ich stehen bleiben. Er blickte mich besorgt an und flüsterte dann:" Sei vorsichtig!" Ich nickte und dachte: 'Mario benimmt sich ja, als wäre Orlando ein Schwerverbrecher.' Seine Hand glitt von meinem Arm, doch er sah immernoch so aus, als würde er Orlando jeden Moment angreifen.

Wir liefen schweigend durch die Halle, die wieder mit lautem Gelächter und tanzenden Pärchen gefüllt war, als wäre nichts passiert. Und das schien mich auf eigenartige Weise zu beruhigen.

Als wir aus den Hinterausgang hinaus liefen, verstummte der Lärm und Stille umfasste uns, während wir weiter durch die Gartenanlage liefen.

Es war wunderschön. Überall wuchsen schöne Blumen wie Rosen und Orchideen und viele andere, zauberhafte Blumen, deren Namen ich aber leider nicht kannte. Außerdem wuchsen viele Magnolienbäume in der Anlage, die von Scheinwerfern geheimnisvoll angestrahlt wurden. In der Mitte stand ein großer, vergoldeter Brunnen, dessen leises Wasserplätschern die Stille unterbrach.

Doch Orlando ging immer weiter, vorbei an den angestrahlten Bäumen und Brunnen. An einer dunklen Stelle, abseits von dem Kiesweg, blieb er stehen.

'Ein perfekter Platz, um jemanden umzubringen', schoss es mir durch den Kopf und ich musste schlucken. Ein Schauder durchzuckte mich und mein Herz begann automatisch schneller zu schlagen. Ich versuchte es zu verhindern, doch auch mein restlicher Körper spannte sich an. 'Keine Sorge, Phillip hat dir gezeigt, wie man sich wehrt', fiel mir wieder ein, doch so ganz beruhigte mich das nicht.

Nervös verlagerte ich mein Gewicht von dem einen Bein auf das andere. Orlando, der bis jetzt mit dem Rücken zu mir gestanden hatte, drehte sich um. Langsam kam er auf mich zu und murmelte vor sich hin:" Ich wusste nicht, wie ich es dir sagen sollte und naja, es ging alles so schnell."

Ich wusste zwar nicht, was er mit 'alles' meinte, doch ich wagte es nicht, ihn zu unterbrechen. In der Zwischenzeit war er bedrohlich näher gekommen. Ich musste nur meine Fingerspitzen ausstrecken und ich würde sein Hemd berühren. Sein Blick streifte mein Gesicht und blieb bei meinen Augen stehen.

Er zögerte, murmelte etwas und beugte sich dann entschlossen vor und küsste mich. Seine Lippen waren herausvordernd und weich.

Langsam löste er sich von mir und starrte wieder zu Boden. Ich konnte nicht anders und küsste ihn intensiver. Er zog mich an sich heran und ich fühlte mich wieder in die Halle zurückversetzt und dachte an unseren Tanz. Wie er mich durch die Halle schweben gelassen hatte. Es war das Gefühl, frei von Qualen zu sein.

Ich strich ihm durch die Haare und seine Hand glitt zu meiner Taille. Er lächelte leicht. Mit einem seufzen stoppte er die romantische Szenerie:"Ich wollte dir nur zeigen, was ich für dich empfinde. Seit ich dich gesehen hatte, konnte ich an nichts anderes mehr denken. Als wärst du ein Teil von mir. Doch als ich dich mit diesem Jungen sah..." Er verstummte. "Jedenfalls tut es mir unendlich leid. Ich wusste nicht, was in mich gefahren ist. Und das mit deiner Schläfe tut mir auch leid." Orlando gab mir einen Kuss auf die Schläfe. "Kannst du mir jemals verzeihen? Ich weiß das es schwer ist, und wahrscheinlich auch etwas zu viel auf einmal, aber ich werde warten."

Ich ließ mir ein paar Minuten Zeit um ihn auf die Folter zu spannen. Und um meine Gefühle zu sortieren, damit dieser Entschluss nicht zu leichtsinnig werden würde. Auf der einen Seite war ich zornig über sein Verhalten, aber er bereute es ja und hatte sich dafür entschuldigt. Und auf der anderen Seite liebte er mich und hatte nur grundlose Eifersucht gehabt. Doch das war ja kein Grund auszurasten; oder?

Ich entschied mich auf mein Herz zu hören und das schrie förmlich nach den Worten. "Ich verzeihe dir!", entschied ich mich. Aus seinem Gesicht wich die Anspannung und Erleichterung und Freude trat ein.

"Wollen wir nochmal von vorne anfangen?", fragte er und ich entgegnete:"Ja, aber ohne meinen Bruder!" "Ist wohl besser so." Er lachte. Dann räusperte er sich und meinte:"Hallo, ich bin Olli. Freut mich, deine Bekanntschaft zu machen." Ich kicherte und antwortete: "Ich bin Venni und das Vergnügen ist ganz meinerseits!"

Olli stimmte in mein Lachen ein und Hand in Hand liefen wir zurück in die Halle. Als wir bei meinen Freunden ankamen, sah ich, wie Sophie mich anstrahlte und zunickte. Doch mein Bruder sah aus, als würde er gleich die Kontrolle verlieren. Ich erzählte ihnen schnell, dass Olli sich entschuldigt hatte und folgte ihm dann auf die Tanzfläche. Er wurde zu dem besten Abend meines Lebens!

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