Kapitel 26: Sally

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"Grace warte!", Masky stolperte mir halb entgegen. "Was ist?", meine Stimme klang deutlich gereizt. Nach diesem Massaker musste ich mich erst sortieren und Masky erwischte mich in einem sehr ungünstigen Zeitpunkt. "Wow was ist denn mit dir? Du bist ja ganz blass du siehst aus...", "Ihr hattet recht, ich hab mich da in etwas verrannt. Ich hab mir eingebildet ich müsste nur ein paar Gefühle wecken und könnte alles verändern. Ich dachte, dass ich alles wieder einfach so in Ordnung rücken könnte. Aber im Prinzip ändert es überhaupt nichts! Nur Verwirrung - Ich war so naiv", ich schaute bedrückt zu Boden und fühlte mich leer. Masky legte eine Hand auf meine Schulter: "Aber was redest du da? Willst du jetzt etwa aufgeben?". Ich blinzelte ihn iritiert an: "Aber.... ihr habt doch gesagt dass ich es lassen soll". Der Weißmaskierte schüttelte den Kopf: "Wir haben das nicht so gemeint. Du sollst vorsichtiger sein, ja, aber nicht einfach alles wegschmeißen! Das mit Jack, da bist du zu weit gegangen, aber du hast recht: Es muss sich etwas ändern und das geht nur wenn wir alte Regeln aus dem Fenster schmeißen", "Wir?", "Hoodie hat sich deine Worte so zu Herzen genommen dass er nicht geruht hat bis er sie gefunden hat. Hier, siehs dir einfach an", lächelnd drückte mir Masky eine kleine schwarze Kassette in die Hand und fügte augenzwinkernd hinzu: "Eine Kamera hast du ja noch". Verdattert murmelte ich ein 'Danke' und ging in Jeff's Zimmer. Seufzend kniete ich mich vor's Bett und kramte Tonnen von Chipstüten, leeren Flaschen und... ein kleines Tütchen mit einem kleinen Rest weißen Pulvers hervor?! Ich will's nicht wissen. Ungerührt warf ich es auf die Seite. Endlich kam ich an mein eigentliches Ziel: Eine große Papkiste, die gerade noch so ohne Quetschen unter das Bett passte. Darin hatte ich mein eigenes kleines 'Archiv' eingelagert. Alles, was ich bisher herausgefunden, gesammelt oder entdeckt hatte, war in dieser Box vorhanden. Ich holte die 'geborgte' Kamera heraus und legte Hoodies Kassette ein.
In einem hübsch eingerichteten Wohnzimmer saßen zwei Frauen mittleren Alters. Die Kamera stand direkt vor der Scheibe. Das Grünzeug, dass immer wieder ins Bild huschte, zeigte mir, dass Hoodie das Ding in einen Blumenkasten plaziert hatte. Das Fenster war gekippt und jedes Wort war deutlich zu hören. Die Frauen saßen auf der Couch und eine von ihnen seufzte bedrückt. Sie kam mir sehr bekannt vor. Trotz ihres Dutts, aus dem sich schon Haarsträhnen lösten und trotz der müden, glasig grünen Augen erinnerte sie mich an eines der Bilder aus Toby's Zimmer. Es war seine Mutter. Die Frau daneben sah etwas älter aus und hatte schwarzes kurzes Haar. Das musste dann wohl ihre Schwester sein, bei der sie laut Akte untergekommen war. Tobys Mutter sah abwesend aus dem Fenster, als wollte sie nie in dieser hübsch eingerichteten Ikea-Wohnung sitzen. Ihre Schwester legte ihr sanft eine Hand auf die Schulter, als sie fragte: "Was ist los? Ist es.... weil heute der Tag ist?". Tobys Mutter drehte den Kopf zu ihr. Ihre Stimme war monoton und ausdruckslos: "Drei Jahre ist es nun her. Drei Jahre seit denen ich nicht weiß wo mein Sohn ist.", "Sieh den Tatsachen endlich ins Auge. Toby ist damals im Feuer umgekommen", sagte ihre Schwester bedacht. "Nein, ich weiß das er lebt, ich weiß das Toby irgendwo da draußen ist", Tobys Mutter sah entschlossen zum Fenster. Die Schwester seufzte: "Du meinst den Mörder Ticci Toby, oder?", "Ich denke dass er verwirrt ist und deshalb...". Ihre ältere Schwester seufzte erneut verständnislos: "Denk was du willst, ich mach uns erstmal Kaffee". Sie nahm ihre Hand wieder von der anderen Schulter und erhob sich leicht stöhnend. "Ich glaub, ich werd alt", murmelte sie zu sich selbst, bevor sie das Ikea-Zinmer verließ. Tobys Mutter blieb eine Weile mit dem Blick aus dem Fenster sitzen, bis sie sich auch erhob und davor trat. Mit gedankenverlorenen Augen sah sie in die Ferne und flüsterte: "Toby wo immer du auch bist, ich bitte dich, komm zu mir und dann lassen wir das alles hinter uns. Ich glaube fest daran, dass du nicht dieser kaltblütige Mörder bist...". Die Tür schwang auf und die Schwester trat mit einem Tablett in den Raum, doch recht viel mehr sah man nicht mehr, denn als die beiden der Kamera den Rücken zugewandt hatten, stoppte das Bild. Hoodie hatte wohl die Kamera geholt und ausgeschaltet. Seufzend legte ich mir meine beiden Hände aufs Gesicht und verharrte so für eine Zeit lang. Zu viel schoss mir momentan durch den Kopf. Ich konnte dies unmöglich Toby zeigen, dass würde ein komplettes Gefühlschaos auslösen. Ich weiß ja nicht mal wie Jack darauf reagiert hat... Verdammt ich bin so eine Idiotin! Was ist wenn Jack deswegen jetzt den Verstand verliert... Mir entwich ein gequältes Stöhnen. Ich musste auf andere Gedanken kommen. Sicher verstaute ich alles wieder unter dem Bett mitsamt den tarnenden Müll. Müde schlurfte ich aus dem Zimmer den Gang entlang. Als ich bei Tobys Zimmer angekommen war, stoppte ich. Toby kam in diesem Moment in Blut getränkt die Treppe nach oben und schaute mich undefinierbar an. "Brauchst du was?", fragte er etwas iritiert. Ich nickte nur. Keine Ahnung wie, aber Toby hatte wohl verstanden und fragte nur knapp: "Musik?". "Bitte", flehte ich müde. "Hollywood Undead?", Toby ging an mir vorbei in sein Zimmer. "Wär nicht schlecht", sagte ich noch und folgte ihm hinein. Ohne umschweifungen breitete ich mich auf einem der Sitzsäcke aus. Toby schmiss seine Äxte in die Ecke und Schaltete die Anlage an. "Hold on holy Ghost, go on, hold me close, better run, here we come, it's the day of the Dead", ertönte aus den Lautsprechern. Auch Toby ließ sich auf einen Sitzsack nieder. Keiner sagte etwas. Keiner fragte. Die Blutspritzer auf Tobys Hoodie waren völlig egal. Mein seltsames Verhalten war uninteressant. Wir saßen nur da und lauschten den dunklen Klängen.

Bloody fate (Creepypasta Fan-Fiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt