Kapitel 1: blutrot

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Mein Name ist Grace Hale. Ich war 16 Jahre alt, als mein Leben begann, sich um 180° zu drehen. Vorher glich es praktisch einem Bilderbuch. Ich hatte einen kleinen Bruder namens Dave, der gut 5 Jahre jünger war als ich. Meine Mutter war liebevoll und fürsorglich (zudem eine wundervolle Köchin, wohl bemerkt). Was meinen Vater angeht: Er war der dritte Geschäftsführer einer Firma für Elektronik und deswegen selten zu Hause. Wir lebten in einem wunderschönem Haus, mit Garten. Die Behausung stand in einer Siedlung, außerhalb der Kleinstadt Rosetown. Es war ein ausgesprochen ruhiges Örtchen, bis auf die Haupstraße, die genau unmittelbar neben unserem Haus lag. Die gesamte Siedlung wurde von einem mächtigen Wald eingezäunt, der sich in Richtung Norden immer weiter auszuweiten schien.

Ich war unglaublich zufrieden mit meiner kleinen Welt. Ich hatte alles was ich brauchte: tolle Freunde, einen süßen Freund... und plötzlich nichts mehr.

Wenn ich so nachdenke, fing eigentlich alles mit dem Unfall an. Wie könnte ich den vergessen...

Es war ein warmer Sommertag am späten Nachmittag. Ich saß gemütlich auf unserer Terasse auf einen der weiß lackierten Gartenstühle. Die Beine hatte ich bequem auf einen anderen Stuhl gelegt. Ich zeichnete ein wenig in meinem Zeichenbuch herum, das offen auf meinem Schoß lag. Immer wieder glitten mir ein paar blonde Strähnen ins Gesicht, die ich ungerührt hinter mein Ohr strich. Mein kleiner Bruder kickte währendessen seinen Fußball im Garten herum. Meine Mutter war ebenfalls draußen und pflegte gerade unsere Rosenhecke, die unseren Garten wie eine Mauer schützte. Sie reichte fast bis zum Kinn und war geschmückt mit zauberhaften dunkelroten Rosen.... Ich erinnere mich sehr gut an diese dunkelrote Farbe... sie... war so rot .... wie Blut...

Aufjedenfall war jeder in seine Gedanken versunken und weder ich, noch meine Mutter bemerkte, dass Dave den Ball zu fest schoss und dieser mit hohem Bogen über die Hecke, Richtung Hauptstraße flog. Dave ließ seinen Blick entlang der Rosenmauer schweifen und entdeckte eine Lücke, diese verdammte Lücke zwischen zwei Sträuchern. Zögernd blickte er einmal zu mir, dann zu unserer Mutter, um sicher zu gehen, dass niemand sein Vorhaben bemerken wird. Mit der Sicherheit, dass Mutter und Schwester abgelenkt sind, schlüpfte er durch die Lücke. Als er die andere Seite mühelos erreichte erblickte er auch schon voller Freude seinen Fußball auf der anderen Straßenseite. Dave schaute nach rechts, nach links, kein Auto. Schnell huschte er rüber und holte sich seinen geliebten Spielball.

Doch als er gerade wieder in den Garten zurückwollte, begang er einen fatalen Fehler: Dave vergaß sich umzuschauen und wollte genauso flink wie vorher über die Hauptstraße. Doch er übersah den LKW, der mit vollem Tempo auf ihn zurraste.

Ein dumpfer, aber unüberhörbarer Schlag ... Quietschende Bremsen ...

Ich und meine Mutter schraken gleichzeitig hoch. Verwirrt blickte ich mich um und musste mit Schrecken feststellen, dass mein kleiner Bruder nicht mehr zu sehen war. "Dave?", rief meine Mutter, die sich aus der Hocke erhoben hatte und suchend ihren Kopf umherdrehte. Ich war nun ebenfalls aufgestanden und ließ meine gras-grünen Augen in den Garten umherwandern. Da fiel mir ein Spalt in der Hecke ins Auge, groß genug, dass ein 11-jähriger problemlos durchpasst. Der Spalt führte unmittelbar zur HAUPSTRAßE!! Plötzlich wurde ich von einer Welle der Panik überrollt. Ich hetzte zur Straße und meine Mutter folgte mir eilig. Mittlerweile hatte sich schon eine kleine Autoschlange angereiht, die willkürlich hupten. Anfangs konnte ich nur den LKW erfassen, der schräg auf der Straße stand. Als ich weiter nach vorn ging, erkannte ich den Fahrer, der sich knieend in einer roten Lache befand. Vor ihm lag ein kleiner Körper mit dem Gesicht zum Boden verichtet. Ich ging näher hin. Nein..., unmöglich... das rote Zeugs am Boden... war Blut... u-und der Körper.... mein... mein... DAVE!?!? Ich konnte, nein, ich wollte es nicht wahrhaben! Trotzdem, er war es zu 100%. Ich erkannte seine dunkelbraunen, zerstubbelten Haare, die nun blutverklebt sein Gesicht verhüllte. Sein linker Arm und sein linkes Bein waren unnatürlich verdreht und alles war voll von dem dunkelrotem Blut .... so dunkelrot, wie die Rosen unserer Hecke. Ich stand da, wie versteinert, unfähig mich zu bewegen. Meine Mutter hatte die Hände auf den Mund geschlagen und starrte auf den reglosen Körper. Eine schrecklich zerrende Stille legte sich auf die Situation. Erst ein schwaches Röcheln, riss mich aus der Starre. Bruder! Er lebt noch! Panisch brüllte ich: "Ein Arzt, ein Arzt! Wir brauchen einen Arzt!"

Es sind bereits Stunden vergangen, seit der Notarzt Dave in die Klinik brachte. Es musste sofort operiert werden, denn er war schwer Verletzt. Mein Vater war ebenfalls in das Krankenhaus gekommen, nachdem ihm meine Mutter in der Arbeit angerufen und von dem Vorfall erzählt hatte. Nun schlich er unruhig den Flur entlang und wieder zurück. Seine ebenfalls dunkel braunen Haare sahen mittlerweile ziemlich zerstrubbelt aus und passten keineswegs mehr zu seinem formellen Anzug, den er während der Arbeit trug. Sein Gesicht lag in Sorgenfalten und seine braunen Augen blickten ungeduldig umher. Meine Mutter und ich, saßen auf der Bank vor dem OP-Saal und hielten uns schweigen in den Armen. Ich schaute zu ihr hoch und stellte fest das ihre dunklen blonden Haare matt in ihr müdes Gesicht hingen. Aus ihren gläsernen, intensiv braunen Augen floss immer wieder eine Träne.

Doch da! Endlich schwang die Tür auf und ein groß gebauter Mann mit einem blauen OP-Kittel trat zum Vorschein. Erwartungsvoll sprang meine Mutter auf. "Sind sie Mr. und Mrs. Hale?", fragte der Mann und streckte gleichzeitig seine Hand in Richtung meiner Eltern: "Ich bin Doktor Craine...", "Wie steht es um unseren Sohn?", fiel ihm meine besorgte Mutter ins Wort. "Momentan ist ihr Sohn über dem Berg." Eine Welle der Erleichterung durchfuhr uns. Jedoch wurde ich schnell skeptisch. MOMENTAN über dem Berg? Wird er es nun überstehen oder nicht?, dachte ich mir und meine Sorge bestätigte sich, als der Doktor fortfuhr: "Im Moment liegt er noch im Koma und es wird einige Zeit in Anspruch nehmen, bis wir ihn wieder aufwecken können. Außerdem, hatte der Junge schwere Verletzungen Innen, als auch Außen. Natürlich erhalten wir ihn am Leben so gut wir können, aber sollte sich sein Zustand verschlechtern, wird es kritisch werden und dann können wir für nichts garantieren. Er wird mit ziemlicher Sicherheit sowohl körperliche, als auch seelische Schäden davontragen. Sein linker Arm und das linke Bein wird er nicht mehr wirklich benutzen können." Das traf uns wie ein Schlag in den Bauch. Mein Bruder wird nicht mehr so sein wie vorher und dabei ist nicht mal sicher ob er überhaut überlebt. Das waren ja tolle Aussichten.

Man führte uns auf die Intensivstation, wo Dave mit Kabeln und Schläuchen an eine immer-piepsende Maschine angekettet wurde. Ich ging zu seinem Bett und mein kleiner Bruder wirkte, als würde er schlafen. Jedoch wird er mit einem hohen Prozentsatz, nicht wieder aufwachen. Bei diesem Gedanken bahnte sich eine Träne an und lief mir die Backe herunter. Ich konnte ja nicht ahnen dass der ganze Ärger erst anfing.

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Hi Leute,

hier ist mein erstes richtiges
Kapitel :D
Grace erlebt grad nen heftige Schicksalsschlag und es wird erst der Anfang sein. Ihr könnt gerne selber ein wenig grübeln, was als nächstes kommt ;)
Vergesst nicht mir zu sagen, wie es euch gefallen hat. Ich würde mich auch über Vorschläge freuen ^^

eure Coco

Bloody fate (Creepypasta Fan-Fiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt