Kapitel 30: Ben

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Entschlossen verließ ich das Archiv. Ich hatte mich an Bens Akten gemacht und fand einige Interessante Dinge heraus. Ben war einst ein Mitglied der Mondkinder. Ich erinnerte mich noch an eine Zeit, in der diese Bewegung wie eine Welle über das Land schlug, doch hielt sie nicht lange an. Es ist auch schon einige Jahre her und ich wusste nur noch grobe Züge von Fernsehberichten, doch nicht mehr. In Bens Kiste fand ich einen Artikel mit Infos darüber. Es war eine Sekte, die damals von einem Mann namens Kelbris gegründet wurde und Jugendliche um sich sammelte, die von der Gesellschaft gepeinigt waren. Sie beteten dabei zu ihrer Gottheit Luna. Insgesamt war alles ein einziger Schwindel, doch für die, die sich ihm angeschlossen hatten, war es etwas, dass ihnen Hoffnung gab. Es war etwas an das sie sich klammern konnten, etwas wofür es sich lohnten zu leben und zu kämpfen - ja richtig, kämpfen. Bald schon war der einstige Glaube von Gewalt durchzogen und Motiv vieler Randale und Aufständen. Kelbris predigte immer wieder davon, dass Auserwählte eine höhere Ebene erreichen konnten und somit ein Teil von Luna werden würden. Um dies zu bestätigen versetzte er sich selber Stromschläge und wie es eben ausgeht, wenn man mit Strom spielt, starb er. Zurück ließ er eine Gruppe verzweifelter Jugendlichen. Matt Hubris, eines der ersten Mitglieder der Sekte, übernahm die Führung und hielt den Schein so gut es ging aufrecht. Doch um als Führer akzeptiert zu werden, musste er, wie die Regeln es verlangten, das jüngste Mitglied opfern und zu dieser Zeit war es Ben. Bens Mutter verließ ihn und seinen Vater früh. Die beiden lebten seither in einen kleinen Haus in einer Siedlung. Sein Vater arbeitete fast rund um die Uhr und somit war Ben oft allein. Um der Einsamkeit zu entfliehen schloss er sich der Sekte an. In einer Nacht stand dann Matt Hubris plötzlich vor seiner Tür, überwältigte ihn und ertrank Ben letztendlich im Pool hinter dem Haus. Doch er starb nicht friedlich - Ben wurde zur Creepypasta. Dann begann das Spiel. Sein erstes Opfer war der Student Eric. Er hatte das Spiel Majouras Mask, das von Ben besessen war auf einem Flohmarkt gekauft und war derjenige der ihn sozusagen ins Netzwerk brachte. Doch lief es nicht so ganz nach Plan, denn der Student holte sich Hilfe aus dem Internet und stieß dabei auf Rosa Hubris, Mitglied der Mondkinder, Bruder von Matt Hubris und war ehemals mit Ben befreundet. Sie half Eric, sich von Ben zu befreien und erlangte dadurch die Fähigkeit, ebenfalls Einfluss auf das 'Spiel' zu haben. Ein lästiger Nachteil für Ben. Der Plan wäre eigentlich gewesen über das Internetforum der Sekte alle auf einmal zu erledigen, doch stand Eric ihm immer im Weg. Also begann Ben sich alle einzeln zu holen. Angefangen hatte es mit zwei Mitgliedern, die mit Matt und Rosa in Kontakt standen, darauf folgte ein Journalist, der seine Nase zu tief in Bens Angelegenheiten steckte und letztendlich schnappte er sich auch den hartnäckigen Studenten Eric, der einzige, der Ben wirklich im Wege stand. Der nächste war Matt Hurbris, sein Mörder. Weiter kam Ben jedoch nicht mehr, denn irgendwer zerstörte alles, was in irgend einer Weise mit den Mondkindern zu tun hatte. Meine Vermutung war Rosa Hubris. Sie hatte durch ihren Bruder vollen Zugriff auf das Forum und auf mysteriöse Art ist sie kurz danach wie vom Erdboden verschluckt und es liegt nahe, dass sie sich eine neue Identität besorgt haben muss. Anscheinend müssen Masky und Hoodie sie gesucht haben, den ich fand ein Protokoll mit einer Liste von Namen und Adressen mit jeglichen Rosas und Hubris und sonstigen Namen, die sie angenommen haben könnte. Es bereitete mir jedenfalls Kopfschmerzen den Zusammenhang heraus zu lesen. Jedenfalls muss sie noch am Leben sein und sie kann mir sicher mehr über Ben erzählen.

"Ja, von Slender ausgehend sollten wir sie suchen, doch damals hatten wir irgendwann die Spur verloren", sagte Masky nachdenklich. Ich hatte ihn und Hoodie an der Treppe angetroffen und ihnen von meinem Ausflug ins Archiv erzählt. "Aber vielleicht findet ihr sie jetzt. Wenn ihr es nochmal anpackt und von neuen Seiten beleuchtet, könnten wieder andere Dinge ans Licht kommen, die euch weiter bringen", meinte ich, während ich am Treppengeländer der letzten Stufen hing und von dort zu den beiden runter schaute. Sie standen mit verschränkten Armen vor mir und Hoodie antwortete dann: "Das Problem ist dass einfach schon wieder einige Zeit dazwischen liegt und sie dazwischen schon wider umgezogen ist oder erneut ihren Namen geändert hat. Wenn sie nicht dumm ist tut sie das nach spätestens drei Jahren. Mit anderen Worten könnte sie sonst wo sein". "Oder auch ganz in der Nähe", fügte ich hinzu. "Na? Gibt's etwa einen neuen Plan?", ohne Vorwarnung hängte sich Toby zwischen Masky und Hoodies Schultern und grinste voller Motivation in die Menge. Wir starrten ihn schockiert an. "Was ist? Ich seh's euch doch an, dass ihr wieder ein Komplott plant, also wer ist diesmal dran?", grinste er. "Du musst uns nicht mehr helfen, Toby. Du bist dazu nicht verpflichtet. Wir danken dir dass du uns aus der Klemme geholfen hast, aber jetzt hast du noch die Möglichkeit dich raus zuhalten. Willst du wirklich drinstecken, wenn die Sache auffliegt?", fragte ich ernst. Ich wollte nicht noch jemanden hineinziehen. "Hey, ist schon okay Grace, ich weiß worauf ich mich einlasse. Ich will wissen ob du wirklich dazu fähig bist, uns zu helfen, außerdem hab ich das Gefühl, dass ihr mich brauchen werdet. Ich steck doch da eh schon drin", meinte Toby darauf fest entschlossen. Genau wie Masky und Hoodie damals, schoss es mir durch den Kopf. "Na dann willkommen im Club", sagte Masky etwas verwundert. "Also, um wen geht es jetzt?", fragte Toby erneut. "Ben", sagte ich knapp. "Grace will mit einer ehemaligen Freundin von Ben reden, doch ist sie schon damals unauffindbar gewesen und ich befürchte, dass es jetzt nicht leichter wird", fügte Masky hinzu. "Aber ein Versuch wäre es wert", meinte Hoodie nachdenklich. "Na schön, wenn du meinst", seufzte Masky letztendlich.

Somit griffen Masky und Hoodie erneut den Fall von Rosa Hubris auf und begannen erneut zu suchen. Um ihnen etwas zu helfen durchforsteten ich und Toby währendem mögliche Verwandte zu denen sie hätte gehen können oder dessen Namen sie angenommen haben könnte. Nichts. Es war zum niederschmettern. Es schien als wäre es egal wie man es drehte oder wendete, sie war nicht zu finden. Wer nicht gefunden werden will, den findet man auch nicht. Für den der nicht gefunden werden will, ist es Sicherheit. Immerhin will eine Person nicht ohne Grund untertauchen. Doch für die, die sie suchen, für uns, war es wie das Suchen einer Stecknadel im Wald. Unmöglich. Wenn der Zufall nicht einschreitet ist es eher sinnlos überhaupt anzufangen. Ich hatte es unterschätzt. Masky und Hoodie wussten wie schwer es ist jemanden zu finden, jedoch bin ich von Natur aus ein hemmungsloser Optimist und nun muss ich selber eingestehen das es naiv war. Aber was wäre wenn der Zufall helfen würde? Was wäre wenn eine unauffindbare Person einen kleinen Fehler macht und dieser fatale Fehler in unsere Hände gelangen würde?

Hoodie klatschte eine Zeitung auf den Schreibtisch in Maskys Zimmer, wo wir uns alle versammelt hatten. Toby, Masky, Hoodie und ich. Das Licht war gedämmt, nur die Tischlampe spendete uns ihr Licht. "Was ist das?", fragte ich irritiert. "Eine Zeitung", antwortete Hoodie knapp. "Wahnsinn, Hoodie, das hätten wir jetzt nicht erwartet", spottete Toby. "Schnauze Toby und hör zu", züchtigte ihn Masky zurecht. Der Schwarzmaskierte fuhr fort: "Das ist eine originale Ausgabe der 'Kansas Newspaper' vom letzten Monat und darin ist ein Artikel von der engagiertesten sozialen Organisation von ganz Kansas, die ein neues Projekt in Texas durchgesetzt hat oder besser gesagt eine gewisse Emely Raven hat dieses Projekt in die Welt gesetzt um von der Gesellschaft gepeinigten Kindern in den Slums eine Zukunft zu bieten. Eine gewisse Emely Raven, die keine Versicherung, keine Sozialnummer und auch sonst nirgends verzeichnet ist und eigentlich den Namen Rosa Hubris trägt". Mir klappte der Mund auf: "Ihr habt sie gefunden?!". Mit großen Augen starrte ich erst auf Hoodie, dann auf die Zeitung. Man hörte wie er grinsend begann zu erzählen: "Dieses mal war es wirklich dem Zufall sei Dank. Ich hab nochmals die Verwandten durchgecheckt, auch wenn du und Toby das schon zehn mal gemacht habt, aber ich hab ihre aktuellen Wohnsitze nochmals überprüft und eine entfernte Tante ist erst seit ein paar Monaten nach Kansas gezogen, was wir wohl übersehen hatten. Jedenfalls als ich mich ein bisschen über den Bundesstaat informiert hatte viel mir diese Zeitung in die Hände und naja, ich blätterte etwas durch und fand nicht wirklich etwas interessantes. Ich hab dann das Titelblatt etwas betrachtet und mir die Leute auf den Bildern angesehen. Innerlich spottete ich über die Anzugträger, die sich soziale Organisation nannten, doch da viel mir eine junge Frau ins Auge, die ziemlich verschreckt in die Kamera schaute, so als ob sie unfreiwillig auf dem Foto wäre. Also hab ich mir den Artikel durchgelesen, ihr Gesicht mit den wenigen Bilder, die wir von Rosa Hubris haben, verglichen und alles Masky gezeigt. Um sicher zu gehen haben wir die vermutete Rosa Hubris über den PC durch den Gesichtsscanner gejagt und nochmals mit Kriminaltechnik die beiden verglichen und es war eine deutliche Übereinstimmung". "Wir haben ihre derzeitige Wohnung ausfindig gemacht und sind so gut wie startklar für einen Ausflug", schloss Masky. Ich brachte kein Wort mehr hervor. Wir waren kurz davor alles hinzuschmeißen und nun lag Rosa Hubris Adresse direkt vor meiner Nase. Unmöglich. "Wir werden nächste Woche an einem günstigen Tag früh morgens losfahren nach Kansas. Dadurch das du diejenige bist, die mit ihr reden will, werden wir uns aus der Sache raus halten Grace, aber einer von uns wird dich begleiten, um ein Desaster wie bei Johnny Williams zu vermeiden. Das hätte uns fast Kopf und Kragen gekostet", meinte Masky bedacht. Ich sah etwas bedrückt zu Boden, immerhin war das damals alles meine Schuld. "Ich begleite Grace", unterbrach ihn Toby knapp. Na gut, wenn sie meinten. Ich persönlich bin zwar der Meinung, dass ich keinen Babysitter nötig hätte, aber was soll's. Masky hatte ja, wie gesagt auch recht. Bei der letzten Sache sind wir wirklich mit zwei blauen Augen davongekommen. Masky war zwar nicht so begeistert, dass Toby meine Begleitung war, denn er zog scharf die Luft ein, doch ein Blick von Hoodie genügte um ihn wieder zu beruhigen. Immerhin Toby gehört nun ebenfalls zu unserem Verschwörungs-Club und er war auch derjenige, der uns beim letzten Mal... ich sag's heraus wie es ist: Er hat uns den Arsch gerettet. Somit war es beschlossene Sache. In der darauf folgende Woche werden wir vier nach Kansas aufbrechen und Toby wird bei der eigentlichen Geschichte mein Begleitschutz sein. Jetzt hieß es nur noch auf den passenden Moment warten und in der dazwischen liegenden Zeit zu überlegen, welche Ausrede wir für unseren Ausflug haben.

Bloody fate (Creepypasta Fan-Fiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt