Kapitel 15: Jay

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Nachdem wir endlich die Mansion erreicht hatten, machte ich mich sofort an das mächtige Bücherregal im Wohnzimmer. Es war aus dunklem Eichenholz und roch nach dem Kunststoff des Lacks. Überfüllt war es mit moderner Literatur, Klassikern und richtig alten Leseschinken. Ich brauchte Stunden um überhaupt ein Brauchbares zu finden. Ich kramte in den oberen Regal, als just drei fette Bücher mit einem lauten Knall neben mir auf den Boden krachten. Erschrocken sprang ich einen Schritt zur Seite un für einen Moment war um mich herum alles Still. Vorsichtig, als hätte ich Angst bei etwas Verbotenen erwischt zu werden, linste ich in jede Richtung, bevor ich mich vor die Bücher kniete. Es waren ziemlich alte, denn der Umschlag von jedem war schon verblasst und rau. Ich lud die ersten beiden auf meinen Unterarm, stoppte jedoch als ich den Titel des dritten Buches las. 'Legents and Facts' stand eingeritzt in geschwungenen Lettern. Von der Neugier gepackt legte ich den Stapel beiseite und überflog die Inhaltsangabe, des rot eingebundenen Buches. Die Seiten waren ausgeblichen und die Schriftart, sowie die Sprache war altmodisch. Und auf Englisch auch noch... Schon im Verzeichnis hatte ich Probleme jeden einzelnen Begriff zu übersetzen. Doch ein Part war besonders interessant. 'Slenderman' lautete die Überschrift eines Kapitels. Schnell räumte ich die anderen Bücher wieder ins Regal, um mich dann intensiv mit der entdeckten Lektüre zu befassen. Auf der Couch, die von Ben ausnahmsweise nicht belagert wurde, versuchte ich so gut es meine Englischkenntnisse ermöglichten, den alten Schinken zu entziffern. Und ich wurde fündig: Es gab eine Abbildung, die der Zeichnung, die auf dem gefundenen Zettel war, gleich sah. Ein Kreis mit einem Kreuz. Es bedeutete 'der Gesichtslose'. Der Kreis stand für das Gesicht und das Kreuz, das er kein Gesicht hatte. Das ergibt Sinn. Just hörte ich, wie die Eingangstür aufgerissen wurde und drei Personen mit schallendem Gelächter das Haus betraten. Schnell winkelte ich meine Beine an, um das Buch so gut es ging zu verstecken. Schon kam Jack keuchend in den Raum, gefolgt von Masky und Hoodie. Sie lachten sich Tränen aus den Augen und mussten sich an der Wand und an den Möbelstücke stützen. Sag mal sind die besoffen? Fragwürdig beobachtete ich, wie die Killer ihre 'Bauchmuskeln trainierten'. "W-was ist denn in euch gefahren?", fragte ich möglichst ruhig. Jack, der am fähigsten zum Sprechen war, keuchte: "Jeff ist echt grandios" Ein riesiges Fragezeichen zeichnete sich bildlich über meinem Kopf. "Ich schlitz euch die Kehle auf und dann sehen wir, wie lange ihr noch lacht!", fauchte Jeff mit bekannter rauchiger Stimme. Und was hat ihm schon wieder die Laune verhagelt?! Genervt stampfte er in den Raum. Mein Blick wurde zu einem ungläubigen Ausdruck. Jeff stand wütend vor den gackernden Killern. Sein Messer umklammerte er mit einer unerschütterlichen Faust, sodass seine Knöchel schon weiß wurden. Jetzt verstand ich, wieso die drei, wie die Irren lachten. Jeff trug den umgefärbten Kapuzenpulli. Die Farbe passte sogar irgendwie zu ihm und machte den eigentlich furchteinflösenden Mörder unfassbar niedlich. Auch ich fing an amüsiert mit zu kichern. "Fang du jetzt nicht auch noch an", jammerte Jeff hilflos. Er setzte dabei einen ungewohnten Hundeblick auf. "Schon gut, schon gut. Ihr drei Clowns verzieht euch besser", lächelte ich an die anderen gewandt. Jack hustete auffordend und die anderen beiden schlichen an Jeff vorbei in den Flur. Das Grinsen auf ihren Gesichtern konnte man noch durch ihre Masken erkennen. "Wenn Sally dich sieht, wird sie dir bestimmt Zöpfchen flechten wollen", neckte ich Jeff. "Du fändest das bestimmt auch noch lustig", antwortete er mir sarkastisch. "Haben die Drei dir die Laune so sehr verdorben?". Er ließ sich neben mich auf das Sofa fallen. Schnell legte ich das Buch neben mich, sodass er es kaum noch bemerken konnte. "Du glaubst gar nicht wie anstrengend die sein können, wenn sie nichts zum töten haben...", seufzte Jeff neben mir. "Naja wenn sie nur halb so schlimm sind wie du, dann sind sie ja noch angenehm", neckte ich ihn weiter. "W-was?! Was soll das jetzt wieder heißen?", "Nimm doch nicht alles so ernst", lächelte ich ihn an, um seine Nerven nicht weiter zu strapazieren. Plötzlich trampelte jemand die Treppen im Flur herunter. Masky streckte seinen Kopf durch den Rahmen: "Sorry, wenn ich störe. Ehm, Grace, ab Montag gehst du wieder in die Schule.". Ich rollte meine Augen. Ich hatte gehofft, dass ich bis zum Ende dieses Schuljahres hier bleiben könnte.
"Schau mich nicht so an, sonst haben wir bald Polizei und Jugendamt an der Backe!", protestierte der weiß-maskierte. "Schon gut..", seufzte ich. "Aber nicht in die Schule in Rosetown, sondern in die Schule, die in der Stadt liegt, wenn du von hier aus immer weiter nach Norden gehst.", "Wieso denn das? Kann ich nicht einfach in meine gewohnte Schule?", "Ist schlecht... Wenn du dahin gehst, wo du normalerweise hingehst, dann finden dich deine Angreifer sofort wieder.", "Und meine Mutter darf ich wohl auch nicht besuchen oder wie?", "Genau. Wir wollen deine Mutter doch nicht in Gefahr bringen", "Aber wer meine Angreifer waren, weiß ich immer noch nicht, obwohl ich das Gefühl habe, ihr kennt sie. Immerhin hat die Schwarzhaarige Jeff erwähnt" Ein Blick zu Masky. Ein Blick zu Jeff. Beide schwiegen. "Jaja versteh schon. Ich bin schon still", seufzte ich. Denen kann man ja gar nichts entlocken.

Bloody fate (Creepypasta Fan-Fiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt