Die Königsfamilie, die höchsten Anhänger, die Starks und deren engsten Vertrauten saßen auf dem Podest an der langen, großen Tafel, von welcher man einen guten Blick auf die Versammelten am Fuße der Erhebung hatte. Die Halle war gefüllt mit Holztischen und hölzernen Bänken, trinkenden und lachenden Rittern, Adligen und anderen Vasallen und Untertanen der Gäste sowie der Gastgeber.
Ich saß zwischen Robb und Sansa, so wie es für mich bestimmt war. Alle Starkkinder saßen oben auf dem Podest, darunter der Lord und die Lady von Winterfell und die Königsfamilie. Theon Graufreud und Jon Schnee befanden sich unter den weniger hochgeborenen oder auch mehr oder weniger angesehenen Leuten - Bastarde und Mündel fanden an der Tafel der Starks keinen Platz.
Tyrion Lennister hingegen, ein kleiner Mann, auch Gnom oder Krüppel, mitunter auch Zwerg genannt, saß neben seinem älteren Bruder - Ser Jaime Lennister, der Königsmörder. Abgesehen von den blonden Haaren trugen die beiden keine Gemeinsamkeiten. Der Gnom war verunstaltet, ein zu großer Kopf und ein zu kleiner Körper, doch er trat sympathischer als Ser Jaime auf, welcher genau wie seine Schwester hochnäsig und arrogant wirkte. Auch dieser saß an unserem Tisch, ebenso wie Maester Luwin.
Ich konnte Benjen Stark sehen, mein Onkel, der nun ein Mann der Mauer war; ganz in schwarz gekleidet - die Farben der Nachtwache. Er saß bei Jon, was ich mit Freuden beobachtete, denn ich mochte es nicht, wenn man meinen Halbbruder für das in Rechenschaft zog, was er war.
Wir durften unsere Wölfe nicht mit in die Halle bringen, dafür rannten hier unzählige Hunde herum. Sie bellten, fiepten und knurrten und erfüllten den Saal mit noch mehr Stimmen.
Die Speisen wurden aufgetischt. Nach dem zweiten Gang brachte ich bereits keinen einzigen Bissen mehr hinunter. Sansa aß brav von jedem Teller, wenn auch nur ein wenig, doch ich schob das Geschirr jedes Mal beiseite, als man es vor mich stellte.
Alles in allem war es ein langweiliger Abend. Die Königin sprach mit meiner Hohen Mutter über Sansa, wie ich nebenbei bemerkt hatte; höchstwahrscheinlich sprachen sie über ihre Vermählung. Prinz Joffrey ließ nicht von meinem Bruder ab - ununterbrochen redete er mit Bran über Kampftechniken. Mitleidig warf ich ihm einen Blick zu, denn ich wusste genau, dass Bran nicht besonders gut mit Schwert und Bogen umgehen konnte.
»Ich will hier raus«, flüsterte Arya mir über Sansa hinweg zu.
»Halt den Mund, Arya! Du solltest dich geehrt fühlen, dass du mit dem König an einer Tafel sitzen darfst«, zischte Sansa, bevor ich antworten konnte.
»Sansa, hör auf!«, herrschte ich sie aufgebracht an.
»Du kannst so oft auf sie einreden, wie du willst«, meinte Robb, »doch wird sie sich nicht ändern.«
Ich wandte mich meinem Bruder zu und nickte. »Ich weiß, aber vielleicht geschieht irgendwann einmal ein Wunder.«
Den Rest des Abends schwieg ich permanent. Ich musste die schlechten Witze des Königs aushalten, der mehr trank als ganz Winterfell zusammen, mir die arroganten Gespräche Joffreys anhören und weitere langweilige und unspannende Dinge.
Spät am Abend stand ich vor meinem Fenster und blickte in die tiefe, dunkle Nacht. Mein Nachthemd reichte mir bis zu den Knöcheln, meine Füße froren bereits. Der Winter naht. Der Spruch meines Familienhauses drängte sich in meinen Kopf und besetzte den Platz meiner anderen Gedanken. Mir wurde erst jetzt bewusst, dass dies tatsächlich eintreffen würde - ein langer, tödlicher Winter.
Ich löste mich von dem dunklen Anblick und wandte mich um. Ylenia saß auf meinem Bett und sah mich aus ihren großen dunklen Augen an.
»Ich kann nicht ganz sagen, ob ich die Königsfamilie mag oder nicht«, sagte ich an sie gewandt. »Was meinst du?«
Zur Antwort gab die Wölfin ein eindringliches Knurren von sich. Ich lächelte sie an und legte mich ins Bett.
»Wir sollten sie einfach besser kennenlernen. Vielleicht sind es ganz andere Menschen, als ich denke.«
Ylenia legte ihren Kopf auf ihre Pfoten und sah mich an.
»Dir auch eine gute Nacht«, murmelte ich noch, bevor ich einschlief.
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Winter is coming || Game of Thrones Staffel 1-2
FanfictionBuch 1 Die Starks sind ein angesehenes und hohes Adelshaus im Lande Westeros. Nach einem Besuch des Königs beginnen sich die Kinder Catelyns und Neds im ganzen Königreich aufzuteilen. Sienna begleitet ihre kleinen Schwestern Sansa und Arya und damit...