»Was redet ihr da?«, vernahm ich Aryas Stimme, als ich den Raum betrat.
Jeyne Pool, Sansa und Beth Cassel, Ser Rodriks Tochter, verstummten augenblicklich und sahen Arya verdutzt an.
»Gerade haben wir vom Prinzen gesprochen«, sagte Sansa leise, damit Septa Mordane es nicht hörte. Die Septa sprach mit Prinzessin Myrcella und den Damen, und gerade lachten sie über etwas, was die junge Lennister gesagt hatte.
»Joffrey mag deine Schwester«, hörte ich Jeyne, die Tochter des Haushofmeisters und Sansas beste Freundin, antworten. Daraufhin errötete meine Schwester. »Er wird sie heiraten und eines Tages ist sie Königin!«
»Du solltest dir keine Geschichten ausdenken!«, tadelte Sansa. Mich schienen die Mädchen nicht zu beachten. »Was hältst du von Prinz Joff, Schwester?«
»Jon sagt, er sieht aus wie ein Mädchen«, antwortete Arya.
»Armer Jon.« Sansa nähte weiter, den Blick auf das Kissen in ihren Händen gerichtet. »Er ist für ihn bestimmt nicht einfach, ein Bastard zu sein.«
»Sansa!«, rief ich sauer. Ich stand nun vor den Kindern, die zu mir hinauf sahen. »Zügle deine Zunge!«
»Du hast mir gar nichts zu sagen. Du bist nicht Mutter!«, erwiderte Sansa.
»Kinder, worüber sprecht ihr?«, fragte Septa Mordane, die auf uns aufmerksam geworden war.
»Über unseren Halbbruder«, erklärte Sansa mit ihrer süßen Stimme der Septa, während sie ihr lächelnd in die Augen sah. »Außerdem bemerkten Arya und ich gerade, wie hocherfreut wir sind, die Prinzessin heute bei uns zu haben.« Sansa warf mir einen kurzen Blick zu und ich nickte. Wenn wir unter uns waren, sprach sie stets abweisend über Jon, doch sobald es jemand anderes war, klang sie angemessen und rechtens.
»Sienna, wolltet Ihr uns beisitzen an diesem wunderschönen Tag?«, wandte sich Septa Mordane an mich.
»Nein, tut mir leid. Ich wollte lediglich sehen, was meine liebsten Schwestern hier treiben«, antwortete ich mit einem aufgesetzten Lächeln im Gesicht.
»Ihr ward immer die Beste im Nähen, Lady Sienna.« Die Septa nickte leicht und blickte dann zu meiner kleinen Schwester. »Arya, wieso arbeitest du nicht?« Die alte Frau erhob sich und wollte Aryas Stickereien begutachten, als Sansa diese meiner Schwester aus der Hand riss und sie der Frau reichte. »Hier.«
Die Septa betrachtete das Werk und schüttelte unaufhörlich ihr Haupt. »Arya, Arya, Arya. Das wird sicher nicht genügen.«
Alle blickte zu Arya. Jeyne lächelte höhnisch, so dass ich sie am liebsten zurechtgewiesen hätte, doch unterließ ich es, da ich vor den Augen der Lennister und vor der Septa keine Szene machen wollte. Prinzessin Myrcella wirkte, als hätte sie Mitleid mit Arya, und Sansa saß stumm da und zeigte nichts - keine einzige Regung spielte sich in ihrem wunderschönen Gesicht ab. Da sprang Arya auf und rannte aus dem Raum.
»Arya, komm zurück!«, rief Septa Mordane aufgebracht. »Deine Hohe Mutter wird davon erfahren. Und das alles vor unserer Prinzessin! Du machst uns allen Schande!«
Kaum hatte sie dies ausgesprochen, verdunkelten sich meine Gesichtszüge. »Verehrte Septa, ich würde Euch bitten, über Eure Worte demnächst genauer nachzudenken«, sagte ich. Ich machte auf dem Absatz kehrt und folgte zügigen Schrittes Arya. Mein bodenlanges Kleid verursachte ein leises Rascheln auf dem Gestein, und meine Schritte wurden von den Wänden abgefangen und der Klang zurückgeworfen.
Ich durchquerte den Wachraum, am Treppenabsatz wartete Ylenia. Als sie mich hörte, sprang sie auf und wedelte abwartend mit dem Schwanz. Ich lief zu ihr und band sie los. Zuvor war Nymeria bei meiner Wölfin gewesen. Meine Mutter hatte verboten, die Tiere mit zur Handarbeit zu nehmen, und so war uns nichts anderes übrig geblieben. Ylenia hatte ich nur festgemacht, damit sie draußen nicht herumrannte und diejenigen anknurrte, die ich nicht mochte.
Ich schritt hinaus auf den Hof. Schwerter klirrten und ich folgte den Geräuschen. Bran fiel mir sofort ins Auge, wie er dick gepolstert auf Prinz Tommen, der sowieso schon rundlicher war, einschlug mit gepolsterten Holzschwertern. Ser Rodrik Cassel beobachtete die beiden. Unter der Zuschauermenge befanden sich unter anderem mein großer Bruder Robb, der die Jungen, hauptsächlich Bran, anfeuerte. Daneben stand Theon Graufreud. Er trug die Farben seines Hauses - ein goldener Kraken auf einem schwarzen Wams.
Ich lief den beiden entgegen, ohne den Kämpfenden Beachtung zu schenken. »Wo ist Arya?«, flüsterte ich Robb zu.
»Woher soll ich das wissen?«, gab mein Bruder zurück. »Wahrscheinlich ist sie bei Septa Mordane und treibt sie wieder in den Wahnsinn.«
»Das hat sie bereits.« Ich ließ meinen Blick schweifen. Hängen blieb ich an der überdachten Brücke zwischen der Waffenkammer und dem Großen Turm. Sie hatte ein Fenster und durch jenes konnte ich Aryas und Jons Gesichter sehen. Ich nickte bloß, pfiff Ylenia herbei und begab mich zu den beiden.
»Hier bist du.« Mit einem Seufzen ließ ich mich zwischen sie auf die Fensterbank sinken. Ylenia lief zu Nymeria und Geist, der mittlerweile der größte Wolf des Wurfs war. Er gab weiterhin keinerlei Geräusche von sich.
»Wieso bist du nicht bei Lady Stark und der Königin?«, fragte Jon mich.
»Was sollte ich denn da?«, sagte ich. »Soll ich mir anhören, dass wir alle wunderschön seien und einmal kleine wunderschöne Starkkinder gebären würden? Oder vielleicht Geschichten über unseren Hohen Vater lauschen und den Vater des Prinzen, wie edel und hochgeboren sie seien? Oder soll ich mir vielleicht die Fragen anhören, warum ich noch nicht vermählt bin und wann ich meinen Pflichten als Lady von Winterfell folge? Nein, danke, Jon, darauf kann ich gerne verzichten.«
In dem Gesicht meines Halbbruders machte sich ein Grinsen breit. »Wie du meinst, Schwesterherz. Aber ist das nicht die Aufgabe einer Lady?«
»Ja ja, grinse nur höhnisch. Du bist genauso adlig wie ich. Du hast auch gewisse Aufgaben«, sagte ich und blickte hinaus auf den Hof. Ich beobachtete die Bewegungen der Schwerter, nahm sie jedoch nicht vollkommen wahr.
»Ich bin ein Bastard. Vielleicht mag das Blut eines Lords durch meine Adern fließen, aber ich habe keinerlei Ansprüche an dem Ganzen hier - ich werde keine Lady heiraten und auch keine Burg besitzen, da es mir untersagt ist.«
Ich wandte mich ihm zu. »Jon, bitte -«
»Nein!«, brüllte mein Bruder auf einmal, so dass ich vor Schreck zusammenzuckte. »Du verstehst es nicht, Sienna. Du willst es nicht verstehen! Ich bin ein Bastard und nichts kann das ändern - du kannst es nicht ändern. Deine Mutter hasst mich, nirgends bin ich willkommen. Ich werde von Jedem daran erinnert, was ich bin. Du -«
»Hört auf!«, rief Arya plötzlich. »Hört auf euch zu streiten. Ich will das nicht und Vater auch nicht. Wir sind alle Starks und wir haben dich lieb, Jon, auch wenn unsere Mutter nicht deine ist. Bitte streitet euch nicht mehr.«
Jon sah mich an. Das Gesicht zeigte kein Lächeln auf - es war hart und emotionslos.
»Ich gehe«, meinte ich.
Sofort erhob ich mich, raffte mein Kleid und verließ die Brücke.
»Komm, Ylenia«, sagte ich noch, obwohl das überhaupt nicht nötig war, denn der Wolf tat dies eh. Ich konnte Jon verstehen, auf eine gewisse Art und Weise, doch etwas sagte mir, dass Jon, obwohl er nur mein Halbbruder war, eines Tages Großes vollbringen würde, eines Tages - auch wenn dieser Tag noch lange fern bleiben würde.Jon Schnee. Wie steht ihr zu ihm? Ich finde ihn mega toll *-* Und was sagt ihr zu Sansa? Auch wenn sie zickig ist, ist sie ganz okay. Später tut sie mir sogar leid.
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Winter is coming || Game of Thrones Staffel 1-2
FanficBuch 1 Die Starks sind ein angesehenes und hohes Adelshaus im Lande Westeros. Nach einem Besuch des Königs beginnen sich die Kinder Catelyns und Neds im ganzen Königreich aufzuteilen. Sienna begleitet ihre kleinen Schwestern Sansa und Arya und damit...