Ich kann auch nichts dafür!

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Ich weiß nicht wieso, aber ich hatte das Gefühl sie waren enttäuscht. Sie starrten ungläubig einander an, aber niemand sah mich an.

Sogar Harry, mein Freund, den ich jetzt gebraucht hätte sah auf den Boden.
Ja, es war für uns alle ein Schock gewesen, aber war das ein Grund, um mich so zu behandeln? Ich konnte doch auch nichts dafür.
Mir rollte langsam die erste Träne die Wange hinunter. Ganz langsam und still.
In mir zog sich etwas zusammen, etwas in mir schmerzte und der Schmerz wurde immer stärker. Ich konnte absolut nichts dagegen tun. Ich war hilflos.
Ich war nie ein besonderer Gefühlsmensch gewesen, aber seit dem ich die Jungs kennengelernt hatte, war das anders. Ich ließ immer mehr Gefühle zu und genau das wird mir noch zum Verhängnis werden.
In meinem Kopf herrschte das pure Chaos. Ich musste erst einmal alles ordnen und verarbeiten. Das ganze war allerdings schwerer als gedacht, denn es schob sich immer wieder ein Gedanke in den Vordergrund 'was, wenn sie mich jetzt hassen und nichts mehr mit mir zu tun haben wollen?'.
Er ließ mich nicht mehr los. Er fraß mich regelrecht auf.
Ich schaute noch einmal in die Runde. Die Tränen konnte ich schon lange nicht mehr zurück halten. Ich sah sie alle nach einender an.
Perrie, die geschockt in meine Richtung starrte, wobei ihr Blick allerdings eher an mir vorbei ging, dahin, wo Fin grade noch gestanden hatte. Zayn, der emotionslos neben Perrie saß. Louis, der Eleanor in seinem Arm besorgt musterte. Eleanor, die bleich geworden war und wie eine Leiche aussah. Liam, der nachdenklich zu Boden schaute. Niall, der Luna beruhigend über den Arm Strich und versuchte sie zu beruhigen. Luna, meine beste Freundin, weinte und versuchte sich auf Niall zu konzentrieren.
Und dann war da Harry. Mein Freund, der, jetzt wo ich ihn am meisten gebraucht hätte, nicht für mich da war.
Sie so zu sehen zerriss mir das Herz.
Liam räusperte sich leise und brach damit das Schweigen.
„Also, fassen wir noch einmal zusammen: Chloes Eltern sind auf der Flucht vor einer gefährlichen Bande, die ihren Dad töten will, da ihr Dad, den Anführer genau dieser Bande erschossen hatte. Sie dürfen nicht wissen, dass es Chloe gibt, da sie sie dann wahrscheinlich entführen würden und wahrscheinlich auch noch töten würden und ihren Dad noch dazu. Und wir brauchen eine Alibi-Familie für sie richtig?"
Wir nickten einstimmig.
„Dann würde ich vorschlagen wir reden mit Simon, das er eine besorgt oder?", fragte Liam.
Die anderen hatten immer noch nichts gesagt. Harry würdigte mich weiterhin keines Blickes und in mir schien alles zu zerreißen und das schmerzte.
„K..könnt ihr mit ihm reden?", fragte ich mit leiser, bebender Stimme. Mir drohten erneut die Tränen zu kommen und meine Stimme versagte langsam aber sicher. Der Kloss in meinem Hals war einfach zu groß und er schien nicht kleiner zu werden, eher im Gegenteil.
Meine Lungen gehorchten mir schon lange nicht mehr und pressten die Luft nur noch in kleinen Stößen heraus. Mein Herz klopfte beunruhigend schnell und mir war kalt. Furchtbar kalt.
Mir fehlte die Wärme, die die Jungs und Mädels normaler Weise ausstrahlten. Ich fühlte mich als wäre alles um mich herum eingefroren. Sowohl die Temperatur, als auch die Zeit. Alles schien in Zeitlupe vor meinen Augen statt zu finden.
Ich war zerbrochen und ich stand ganz einfach unter Schock. Ich war alleine. Ganz alleine und dies spürte ich seit langem wieder mehr als deutlich.
Wie hätte ich mir auch einbilden können, ich hätte so eine Art zweite Familie gefunden. Sie waren Freunde. Bloß Freunde und meine eigentliche Familie war auf der Flucht. Auf der Flucht vor skrupellosen Mördern.
Ich hatte alles verloren. Meine Eltern, die mit mir den letzten Rest meiner Familie bildeten, waren auf der Flucht, Freunde hatte ich außer den Jungs und Mädels hier nicht mehr und Verwandte hatte ich auch nicht mehr. Nur noch eine entfernte Cousine dritten Grades in Italien, in Rom, doch zu ihr hatte ich schon ewig kein Kontakt mehr gehabt.
Ich hatte die letzte Zeit nichts mehr mit meinen eigentlichen Freunden gemacht.
Würde ich mich jetzt von Harry trennen, dann wäre ich ganz alleine. Ich hätte nur noch mein kleines Haus, am Rande der Stadt und meinen kleinen Job als Kellnerin, sonst nichts. Ich hatte keine Freunde. Ich hatte natürlich welche gehabt, aber die wollten bestimmt nichts mehr mit mir zu tun haben.
Hätte mich damals jemand gefragt, wie ich meine Zukunft sehe, hätte ich wahrscheinlich geantwortet: „Meine Zukunft? Ich habe keine Zukunft. Jedenfalls keine schöne. Ich werde alleine, in meinem kleinen Haus am Rande der Stadt wohnen und von einer mickrigen Rente leben. Ich werde die „Jugend von Heute" verfluchen und nie lächeln. Keine Kinder haben, keine Familie. Ich werde zurückblicken auf die Jahre, die ich mit One Direction und ihren Freundinnen verbringen durfte und ich werde weinen. Weinen, wenn ich daran zurück denke, was für einen schöne Zeit ich doch gehabt hatte und wie alleine ich jetzt bin...so sehe ich meine Zukunft".
Eine vielversprechende Antwort nicht war?
Ich hatte noch immer keine Antwort erhalten. Sie schwiegen immer noch. Sie sahen mich immer noch nicht an. Sie gaben mir immer noch das Gefühl nicht erwünscht zu sein.
Von einer Sekunde zur anderen waren sie alle so kalt geworden, so abweisend und ich weiß einfach nicht warum.
Niall löste sich langsam aus seiner Starre. Er öffnete kurz den Mund und setzte an etwas zu sagen und für einen kleinen Moment dachte ich, ich bekäme vielleicht eine Antwort auf meine Frage, doch die bekam ich nicht.
Niall sah mich ängstlich an und erst jetzt realisierte ich, das er etwas gesagt hatte.
Er hatte es so leise gesagt, das ich es gar nicht richtig war genommen hatte. So kannte ich Niall einfach nicht, so leise und still, so ruhig.
„Mullingar", hauchte er noch einmal und erst jetzt verstand ich wirklich was er damit meinte.
„Sie kennen Chloe nicht und auch deine Familie nicht Niall! Sie werden ihnen nichts tun.", sagte Liam ruhig.
Und was wenn doch? Was, wenn sie wirklich so gut sind, wie Fin gesagt hatte und jetzt hinter uns allen her waren?
Ich war daran schuld gewesen! Sie hassten mich alle. Sie mussten mich hassen. Ich bin ihnen doch egal. Niemand interessiert sich für mich.
Ich stand langsam von der Couch auf.
Ich sah sie noch einmal alle der Reihe nach an, doch keiner erwiderte meinen Blick und doch spürte ich deutlich ihre Blicke auf mir, sobald ich sie nicht mehr ansah.
Ich ging aus dem Wohnzimmer. Die Tränen flossen mittlerweile wieder meine Wangen hinunter und tropften auf den Boden, wo sie Dunkle Kreise auf dem dunklen Paket hinterließen.
Ich ging langsam zur Haustür, öffnete sie, schaute ein letztes Mal zu den Jungs und ihren Freundinnen und ging.  

1D ist GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt