Hier ist noch mehr

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"Willkommen in meiner Welt!"

Ihre Stimme klingt noch immer in meinen Ohren. Ich wälze mich auf meinem "Bett". Es ist eine Matraze die in der Ecke der Besenkammer steht. Ja. Ich schlafe in einer Besenkammer.
Lily, dieses verfluchte Monster, hat sie ausgeräumt und mir ein Zimmer eingerichtet. Während ich kotzend am Flur lag. Mich selbst schlug um zu begreifen was passiert war.  Ich habe nicht die leiseste Ahnung wo ich bin. Ein paar Stunden von Zuhause entfernt. Aber kein Plan wo genau. Lily hält mich von der Öffentlichkeit fern. Ich starre auf den kleinen roten Wecker am Boden. 2:45. Ich kralle mich an mein Kissen. Fange wieder an zu schluchzen. Plötzlich klopft es an der Tür. Sofort zucke ich zusammen. Rutsche gegen die Wand. Lily kommt rein. Sie hält mir ein Notizbuch und einen Stift hin. "Hier!"

"Was soll ich damit?" fahre ich sie an. Sie kniet sich vor mich hin. "Mir hat's geholfen die Ereignisse aufzuschreiben. So lernte ich damit umzugehen." Ich drücke mein Kissen an mich und murmle. "Ich komm gut selber klar!"  Sie lächelt kurz spöttisch. "Ach wirklich? Heulst rum wie'n Mädchen und bist bedrückt weil 1 Mensch von Milliarden verreckt!" Ich kann kaum glauben was ich da höre. Wut staut sich in mir auf. "Steven war mein Freund!" schreie ich.
"Na und?" Lily zuckt mit den Schultern. Kümmert sich nicht darum wie ich mich fühle. "Ich hatte auch Freunde." Meint sie. Und dann setzt sie nach: "Hatte."  "Was ist passiert?" frage ich. Villeicht kann ich ihr Vertrauen gewinnnen. Dann komm ich villeicht irgendwie hier raus! "Was geht dich das an?" faucht sie. "Ich hatte Freunde, dieser Satz müsste doch alles klären!"

Ruckartig steht sie auf. Ihre vielen Armbänder und die Anhänger klimpern laut. Schnell dreht sie um und schmeißt die Tür zu. "Um 8 Uhr gibts Frühstück. Wenn du nicht kommst Probleme!" schreit sie noch durch die Wand.
Als ich ihre Schritte nicht mehr höre schweift mein Blick zu Boden. Das Notizbuch liegt noch da. Es ist schwarz. Der Kugelschreiber Rot. Ich bin hin und her gerissen. Soll ich das Geschehene hier rein schreiben? Ist doch scheisse. Und stockschwul. Aber als ich merke wie mich das flaue Gefühl wieder überkommt nehme ich es. Lehne mich an die Wand. Und setzte den Stift an.

2. 4. 20xx

aber das passt nicht. Es verrät zu viel. Und ich bin mir sicher das ich in meiner Situation nichts persönliches notieren sollte. Lily wird es sich sicher durchlesen. Und wenn ihr meine Denkweiße nicht gefällt? Bin ich dann dran? In einem Video voller Blut mitzuspielen? Schnell radiere ich die Zeilen aus.

Donnerstag

Ja. Das ist perfekt.

Donnerstag,

Heute war eine Party. Ist aber was dazwischen gekommen deshalb musste ich sie verlassen. Steven lebt nicht mehr.
Bei der Zeile fange ich an zu zittern. Nicht deine Gefühle schreiben!
Dann  wurde ich von Lily und zwei Typen, Lars und Leon oder so ähnlich, mitgenommen. Jetzt wohne ich bei Lily.
Alter wie schwul! Ich schleudere das Notizbuch in die Ecke neben der Tür. Ich rolle mich zusammen und schlafe. Zumindest ein paar Stunden. Und diese Stunden waren voller Alpträume, das ich immer kurz schweißgebadet aufwache. Dann weckt mich ein gellenden Schrei. Ich setze mich auf. Jemand brüllt wie am Spieß! Woher kommt das?! Wieder dieses Gebrüll. Ein Mädchen? Nun kann ich wirklich nicht mehr schlafen!
Ich stehe auf. Meine Hände ballen sich zu Fäusten. Langsam bewege ich mich zur Tür. Öffne sie. Niemand hier. Die Schreie haben auch aufgehört.
Eine unheimliche Ruhe liegt im Flur. Mein Mut ist wieder weg. Habe ich mir das eingebildet? Abwegig wäre es nicht. Aber dennoch. Irgendetwas stört mich gerade gewaltig. Ich schließe die Augen und lausche. Ich höre ein Wimmern. O Gott. Ich sehe zu Boden. Das kommt von unten! Wieder dieses Wimmern. Mein Atem beschleunigt sich. Schnell drehe ich mich um, als würde jemand hinter mir stehen und mir ein Messer in den Rücken rammen wollen. Natürlich ist da niemand. Nur die gähnende Leere einer dunklen Besenkammer.
Ich starre wieder gerade aus. Soll ich dem Laut folgen? Vernünftig wäre es nicht, aber....!
Mit kleinen Schritten bewege ich mich vorwärts. Drehe um die Ecke und nehme die hinterste Tür links. Die führt zum Keller. Ich kann mich kaum bewegen. Dieses lästige Gefühl ertappt zu werden!
Langsam drücke ich die Klinke nach unten. Abgeschlossen! Erleichterung! Ich kann nicht durch die Tür. Villeicht ist es eh besser wenn ich nicht weiß was sich im Keller abspielt! Kopfschüttelnd gehe ich zurück in die Besenkammer.
Leider verfolgt mich das Wimmern bis in meine Träume. Als Hintergrundmusik zu den Bildern von Steven's totem Körper. Gniihiiiuu.....

The deep of meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt