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"So Linus! Jetzt reicht es!", schrie meine Mutter mich wütend an. Ich zog die Bettdecke über mich. "Seit gestern verschanzt du dich wieder in deinem Zimmer, so geht das nicht weiter!" Ich verdrehte meine Augen. "Lass mich doch einfach", nuschelte ich. "Nein! Ich war so froh, dass du endlich raus gehst!" "Ist doch meine Sache", maulte ich. "In 30 Minuten bist du in der Küche, sonst vergesse ich mich!" Und dann hörte ich nur noch die Tür knallen. Ich schloss meine Augen und versuchte weiter zu schlafen.

Als ich fast wieder eingeschlafen war, ging die Tür erneut auf. "Linus, ich weiß echt nicht, was mit deiner Mutter los ist, aber bitte steh jetzt auf", hörte ich Logan sagen. Ich zog die Decke von mir und setzte mich auf. "Wieso denn?" "Keine Ahnung. Sie will unbedingt zusammen frühstücken." Ungläubig sah ich ihn an. "Und deswegen wurde ich geweckt?" "Sei froh, dass du nicht um fünf geweckt wurdest", seufzte er und ließ sich neben mich fallen. "Um fünf?" "Sie wollte unbedingt kuscheln. Zwei Stunden lang!" Ich zog eine Augenbraue hoch. "Sie hat sich immer nur so verhalten wenn sie..." Ich riss meine Augen auf. "Bring mich zu ihr!"

Verwirrt nickte er und hob mich hoch, lief mit mir auf dem Arm in die Küche, setzte mich auf einen Stuhl. "Mum!?" "Ja?" Sie sah mich an. "Ohne Witz jetzt... Bist du schwanger?!" Sie lachte. "Oh Gott Nein, wie kommst du darauf?" "Weil du Logan um fünf aufgeweckt hast. Und zwar zum Kuscheln!" "Linus, ich bin fast 39. Ich bin nicht schwanger!", fuhr sie mich an. Ich zog eine Augenbraue hoch. "Als du mit Lila schwanger warst, Warst du genau so drauf." Sie lachte. Sie lachte einfach.

"Logan, hol meinen Rollstuhl!", befahl ich ihm. "O-okay." Er ging und kam kurz darauf mit Meinem Rollstuhl wieder. Ich hievte mich in den Rollstuhl. "Bin gleich wieder da!" Schnell rollte ich in den Flur und nahm meine Jacke. Mir war egal, dass ich nur eine Jogginghose an hatte! Ich nahm mein Portmonee und verließ das Haus, rollte blitzschnell zur Apotheke, da sie nicht weit entfernt war.

"Ein sehr guten Schwangerschaftstest bitte", sagte ich und die Frau nickte, legte mir drei hin. "Das sind die Besten, die wir haben." "Welcher ist am genausten?" Gab es dieses Wort eigentlich? Die Frau zeigte auf den ersten. "Dann nehme ich den", meinte ich. "19,95$ bitte." Wow, die Dinger waren ja mal teuer.

Zu Hause angekommen, hing ich meine Jacke auf und rollte in die Küche. "Hier." Ich legte den Test auf den Tisch. "Linus, das ist  nicht nötig, ich bin nicht schwanger!" "Mach den Test, dann weiß ich es auch sicher", sagte ich nur.

"Linus, deine Mutter ist nicht schwanger", meinte Logan.  "Woher willst du das wissen?" Ich zog eine Augenbraue hoch. "Weil ich verdammt nochmal Zeugungsunfähig bin!" Ich sah ihn an. "Oh..." Ich sah  Mum an. "So siehst du! Ich werde dir beweisen, dass ich nicht schwanger  bin!" Mum nahm den Test und verschwand.

Ich sah Logan an, der aus dem Fenster sah. "Sie ist nicht schwanger", flüsterte er. "Ich kenne meine Mum", sagte ich leise.  "Linus, damals hat der Arzt gesagt, ich bin zu 95 Prozent Zeugungsunfähig, also-" "HA! Zu 95 Prozent und nicht 100!",  grinste ich. "Linus, all die Jahre hatte ich Sex mit deiner Mutter, ohne Kondom, da ist auch nie etwas passiert." Ich verzog mein Gesicht.  "Ih!" Das wollte ich nicht wissen!

"Verdammt!", schrie meine Mutter und kam in die Küche  gerannt. "Wieso musst du immer Recht haben?!", fuhr sie mich an,  weswegen ich grinste. "Anna, hast du etwa mit jemand anderen...?",  fragte Logan und wurde zum Schluss immer leiser. "Herrgott nein! Ich bin doch nicht untreu!" "Logan wird Daddy", lächelte ich. Er fuhr sich  durch seine braunen Haare. "Oh mein Gott!"

Plötzlich wurde ich traurig. "Was ist los?", fragte Mum.  "Ich... kann ja dann nicht mal den Kinderwagen schieben, oder ihm Tanzen beibringen." Eine Träne kullerte über meine Wange.

Ich rollte aus der Küche, wollte alleine sein. Schniefend  hievte ich mich auf mein Bett und vergrub mein Gesicht in meinem Kissen.  "Li, nicht traurig sein." Mum legte sich neben mich und legte ihren Arm  um mich, nahm meine Hand, die vor meiner Brust lag. "Mein Leben ist der reinste Scherbenhaufen", schniefte ich. "Ach Quatsch! Du wirst dein kleines Geschwisterchen draußen herum schieben können und ihm oder ihr das Tanzen beibringen, genau so wie du es bei Lila getan hast",  flüsterte sie in mein Ohr.

"'Es tut mir leid, Sie können höchstwahrscheinlich nie  wieder laufen', schon vergessen?", fragte ich schluchzend. "Nein, aber  ich glaube an dich. Du wirst wieder tanzen können. Deswegen habe ich  einen Physiotherapeuten aus San Francisco  angerufen, der morgen hier  ist. Wir treffen uns mit ihm im Café. Er soll der Beste sein." Ich drehte mich auf den Rücken, sah meine Mutter an. "Du musst nur fest daran glauben, Linus", lächelte sie. Ich umarmte meine Mutter so gut, wie es ging.

"Wie heißt er?" "Luis Miller, glaube ich." Ich nickte.  "Also Großer..., frühstücken wir nun?" "Okay", sagte ich und lächelte  leicht. Mum stand auf und schob den Rollstuhl wieder zu mir. Ich setzte mich hin und hievte mich dann wieder darauf, richtete meine Beine. Dann  schob Mum mich auch schon aus meinem Zimmer.

"Okay, Anna, ich vertraue dir einfach mal, dass du nicht  Fremd gegangen bist", sagte Logan. "Für was hältst du meine Mutter  bitteschön?", sagte ich kopfschüttelnd. "Ich vertraue ihr, wenn du das  meinst." Logan sah mich an. "Will ich hoffen."

Mum stellte mich an dem Tisch ab. Wortlos schnappte ich mir  ein Brötchen und schnitt es auf, belegte es mit Salami. Ich liebte  Salami einfach so sehr! Vor allem Wildsalami. Es gab nichts besseres!

"Also-" Mum biss von ihrem Brötchen ab, kaute und schluckte  herunter. "Ich rufe morgen meinen Frauenarzt an, mache einen Termin und lasse die  Schwangerschaft bestätigen. Danach treffen wir uns mit Mr. Miller." Ich  nickte nur schweigend.

Nach dem Essen blieb ich noch etwas am Tisch, trank meinen  Kaffee und sah aus dem Fenster. Ich ignorierte Logan, der schon vor  Freude alles plante. Verständlich, wenn einem im Jugentlichen Alter  gesagt wird, man könnte keine Kinder zeugen und es dann schon vergessen  hatte... Und dann mit 40 wird er dann doch Daddy. Er war Happy, das konnte man ihm auch nicht nehmen.

"Was hältst du davon?" Ich sah Logan verwirrt an. "Von  was?" "Wenn ich das Zimmer babyblau streiche. Es wird ein Junge, das  spüre ich", sagte er stolz. "Mummy will aber ein Mädchen!", rief Mum.  "Ist doch egal, hauptsache gesund", seufzte ich. "Da hast du recht!" Ich  sah Logan an. Er zitterte ja. "Du zitterst", meinte ich leicht  belustigt. "Lass mich, ich werde Vater!", rief er. "Ich muss meine Eltern anrufen!"

the dancer | boyxman ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt