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Ungeduldig wartete ich mit meiner Mutter auf diesen Luis Miller. Ich war schon ein bisschen aufgeregt. Mein Zweiter Kaffee wurde gebracht. Es war diesmal nicht dieser komische Freak Daniel, sondern eine nette Frau, welche auch mit einem redete.

Gerade kam ein Mann herein, vielleicht 30 Jahre. Er kam direkt auf uns zu. "Mr. und Mrs. McCarthy?", fragte er und wir nickten. "Luis Miller", lächelte er. Er gab erst meiner Mutter die Hand, dann mir. Mr. Miller sah gut aus. Bart, schwarze Haare, gut gebaut. "Setzen Sie sich doch", lächelte meine Mutter.

Mr. Miller setzte sich dankend. "Darf ich du sagen?", fragte er mich und ich nickte. "Linus", meinte ich und sah ihn an. "Luis", lächelte er. "Ich würde jetzt lügen, wenn ich sagen würde, dass ich dich nicht kenne. Es ist mir wirklich eine Ehre, dich zu behandeln." "Wie stehen meine Chancen? Und lüg mich bitte nicht an." Ich sah ihn einfach an. "Das weiß ich nicht. Ich bekomme deine Unterlagen erst heute Abend. Aber die erste Stunde wird bei dir zu Hause sein." Dann sah er zu meiner Mutter. "Ich müsste Sie bitten, auch da zu sein, damit ich Euch beiden die Übungen zeigen kann, die ihr sozusagen als Hausaufgaben aufbekommt." Wow, okay, das war mir neu!

Als er mit meiner Mutter redete, hörte ich gar nicht zu, denn ich sah den kleinen Freak herein kommen. Er lief mit gesenktem Kopf sofort hinter den Tresen und verschwand hinter einer Tür. Also arbeitete er schon mal Samstags und Montags hier. Was interessierte er mich eigentlich? Vielleicht fand ich ihn ja so interessant, weil er so merkwürdig war, keine Ahnung!

"Erde an Linus!" Ich zuckte zusammen und sah meine Mutter an. "Was ist?" "Du solltest zuhören! Morgen kommt Luis zu uns nach Hause und zeigt uns die Übungen, die wir jeden Abend machen sollen. Und ab Mittwoch geht's in die Reha." Ich nickte. "Jeden Tag", sagte Luis. Ich sah ihn an. "Dann hast du keine Freizeit." "Doch, die habe ich", lächelte er. "Keine Sorge. Aber höchste Priorität ist, dass du wieder laufen kannst." Ich nickte.

Daniel kam wieder heraus, hatte nun andere Klamotten an. "Was starrst du den Jungen so an?", fragte Luis leiser. "Der Typ ist total komisch", sagte ich. "Wie meinst du das denn?" "Er redet nicht und ist immer abwesend. Und wenn er mal redet stottert er, sagt aber, dass er das nicht immer tut." Ich trank meinen Kaffee leer und winkte dem Jungen zu, der zögerlich zu uns kam.

"J-ja?", stotterte er leise. "Nochmal einen Kaffee bitte." Er nickte zögernd. "U-und S-sie?" Er sah Luis und meine Mum... nicht an.  "Also ich brauche nichts", meinte meine Mutter. "Ich nehm eine große Pizza. Und zwar die Nummer 134", sagte Luis. Daniel nickte und ging. "Seht ihr?" Die beiden nickten. "Komischer Kauz."

"Da isser ja!", rief eine bekannte Stimme. Ich sah von meinem Tainingsplan auf und sah Charlie. "Charles Newton!", rief ich grinsend und löste die Bremsen, rollte zu meinem Kumpel. Dies war einer der Weltreisenden Tänzer. "Wie wars in Australien?", fragte ich, als wir uns umarmt hatten. "Lady Gaga ist verrückt", lachte er. Er hatte eine echt schreckliche Lache!

Gemeinsam gingen wir zu meiner Mutter und Luis. "Hey du!" Charlie sah zu dem Kellner, der wieder mal zusammen zuckte. "Kaffee, und zwar schnell! Ich will hier nicht sterben, nur weil ich auf eine Tasse Kaffee gewartet habe!", schrie Charlie. "Ey, sei mal ein bisschen netter", sagte ich leise und beobachtete Daniel, der leicht zitternd den Kaffee in die Tasse goss. "Ich hab nicht ewig Zeit, muss nachher noch zu einer Probe", murrte mein Kumpel. Ich blieb stumm.

Der Junge kam langsam mit der Tasse. Als ich ihn warnen wollte, das da eine kleine Pfütze auf dem Boden war, war es allerdings schon zu spät und er rutschte aus, kippte den Kaffee direkt auf Charlie. Ich schluckte. "Alter, willst du mich verarschen?!", schrie Charlie den Teenager an. "Das ist ein 150 Dollar Shirt!" Daniel zitterte. "E-es t-tut mir s-so lei-leid!" Er weinte. "Charlie, das-" "Das wirst du zahlen, verstanden?!"

Ein Mann kam aus dem Raum, in dem Daniel vorhin gegangen war. "Was ist denn hier los?" "Ihr Mitarbeiter ist zu nichts fähig!" "Geh nach hinten und mach Pause, okay?", sagte er leise und Daniel nickte, ging zitternd weg. Während der Mann und Charlie sich laut unterhielten, löste ich die Bremsen meines Rollstuhles und folgte Daniel einfach. Vor der Tür hielt ich jedoch an, da ich da nicht durchpasste. Seufzend öffnete ich sie und ließ mich einfach nach vorne aus dem Rollstuhl kippen, landete auf dem Boden und robbte vorwärts. Eine Frau sah mich irritiert an. "Hi", grinste ich und zog mich weiter über den Boden.

"Daniel?", fragte ich leise, als ich hinter einem Vorhang war. Ich hörte sein Schluchzen. Ich zog meine Beine hinter mir her, bis ich bei Daniel war. "Hey..." Vorsichtig nahm ich seine Hand, die er sofort weg zog. Außer Atem setzte ich mich neben ihn. "Hör auf zu weinen", sagte ich mit sanfter Stimme. "L-lassen Sie m-mich in Ruhe!", schluchzte er. "Erst, wenn du aufhörst zu weinen", lächelte ich ihn sanft an. "Charlie-" "I-ist ein I-i-idiot! I-ich h-habe keine 150 D-dollar!" Ich nickte leicht. "Er beruhigt sich schon wieder, glaub mir." Ohne ihn zu fragen, legte ich meinen Arm auf seine Schultern. Daniel zuckte merkbar zusammen.

"Sieh mich an", bat ich ihn. Zögernd drehte er seinen Kopf. Ich sah in seine verweinten Augen. Sie waren Braun. Ein schönes Hellbraun. "Hör auf zu weinen", flüsterte ich und strich mit meiner freien Hand seine Tränen weg. "Hebe dir deine Tränen für etwas trauriges auf, nicht für so einen Kaffeeunfall", lächelte ich. "Aber das ist schlimm", flüsterte er. Sein erster Satz ohne Stottern. "Nein, das ist nicht schlimm. Schlimm ist es, plötzlich im Rollstuhl sitzen zu müssen, aber nicht weil man jemanden Kaffee über's Shirt schüttet", lächelte ich. Daniels Blick glitt zu meinen Beinen. Plötzlich spürte ich dieses Kribbeln, welches ich selten hatte.

Ich sah ebenfalls nach unten, sah, das Daniels Hand auf meinem Oberschenkel lag. Ich sah ihn wieder traurig lächelnd an, er mich ebenfalls. "Was ist nur passiert?", fragte er flüsternd.

the dancer | boyxman ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt