12 (Teil 1) ✔️

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Teil 1

"Linus, aufstehen!" Mum schlug mich wütend. "Lass mich", brummte ich. "Linus Arschgesicht McCarthy!" "Mum!", maulte ich. Plötzlich war sie ganz nahe an meinem Ohr. "Daniel steht unter der Dusche. Nackt", flüsterte sie. Sofort setzte ich mich auf. "Was?!" Mum grinste mich doof an. "Ich hasse dich!", knurrte ich. "Süß, wie du auf den Jungen so reagierst... Bist du Schwul?" Ich verdrehte meine Augen. "Nein!"

Meine Mutter verließ mein Zimmer, ließ mich verwirrt zurück. Wieso war ich so empfindlich auf Daniel zu sprechen?

Als ich nach meinem Rollstuhl greifen wollte, bemerkte ich erst, dass er gar nicht mehr vor meinem Bett stand. "Was zum.." Ich sah mein Vehikel am anderen Ende meines Zimmers. "MUM?!" Ich wartete kurz, die Tür ging auf. "Nein, Logan. Alles okay?", fragte Logan. Ich verdrehte meine Augen. "Wenn ich schon ein Krüppel bin, schiebt nicht meinen Rollstuhl dahin, wo ich nicht dran komme!", pampte ich ihn an.

Er sah meinen Rollstuhl an und schob ihn zu mir.  "Du bist heute schlecht gelaunt." "Wärst du auch, wenn du aufwachen würdest und nicht laufen könntest!", knurrte ich. Er seufzte. "Klar ist das schlimm, aber Linus!" Er hockte sich vor mich. "Halte nicht an der Vergangenheit fest, die du sowieso nicht ändern kannst. Schau nach vorne, kämpfe, dass du wieder laufen kannst und sei über jeden weiteren Tag froh, dass du lebst! Es hätte viel schlimmer ausgehen können!" Ich sah ihn kalt an. "Lieber wäre ich tot!"

Logan

Ich stand auf und ging aus dem Zimmer. Wieso verhielt er sich so wie ein kleines Kind?? Ich verstand ihn wirklich nicht! Linus und ich waren sowas wie Kumpels, er kam immer zu mir, wenn es ein Problem gab. Er sah mich auch fast wie seinen richtigen Vater an... Damals hatte er mich sogar mitten in der Nacht angerufen, um mir Sachen anzuvertrauen oder weil er einfach nur reden wollte, Tipps haben wollte, weiß der Geier was!

Anna sah mich an. "Und?" "Er ist total schlecht gelaunt", seufzte ich. "Vielleicht sollte ich ihn noch bei einem Psychologen anmelden. So kann das doch nicht weiter gehen!" Meine wundervolle Freundin, hoffentlich bald Verlobte, trank einen Schluck von ihrem Tee. Ich setzte mich neben sie. "Warte erst mal ab. Daniel scheint eine gute Therapie zu sein." Leicht lächelnd sah ich sie an. "Hm, meinst du?" Sie kicherte. "Er hat vorhin total putzig darauf reagiert, als ich gesagt habe, dass er nackt unter der Dusche steht." Annie kicherte wie eine Verrückte, weswegen ich leicht lachen musste.

Daniel kam in mein Sichtfeld. "E-er ist aber h-h-heute schlecht g-g-gelau-launt", stotterte er und strich sich die nassen Haare aus dem Gesicht. "Ja, das ist er", seufzten Anna und ich beide gleichzeitig. "Möchtest du etwas essen oder trinken?", fragte ich ihn. Schüchtern nickte er. "Komm mit", lächelte ich und erhob mich, ging mit ihm in die Küche.

"Was möchtest du essen?" Ich öffnete den Kühlschrank. "Brot reicht, d-danke", sagte er kaum hörbar. "Ich mache dir die besten Sandwiches Aller Zeiten!", grinste ich und holte alles nötige dazu raus. "Mummy und Tochter wollen auch die berühmten Logan-Sandwiches!", rief Anna aus dem Wohnzimmer, weswegen ich grinste. "Okay!"

Ich machte mich ans Werk und nach einigen Minuten waren die ersten fertig, die ich Daniel hinstellte. Er bekam große Augen und nahm sofort eines der Dreiecke, biss hinein und schloss seine Augen. "Sowas gutes hab ich noch nie gegessen!", schwärmte er. Ich grinste nur und machte noch einen Teller für meine tolle 'Frau', den ich ihr brachte.

Doch von Linus war keine Spur...

Daniel

"Bring mich heim!", murrte er genervt. "Nein! I-ich zeige d-dir jetzt einen w-wundervollen Pl-platz!" Ich schob Linus stur weiter. "Und d-dort kannst du a-auch lesen. I-ich habe a-alles dabei!", stotterte ich. Wenn ich schon meine Familie zerstört hatte, dann musste ich wenigstens ihm helfen! Es war meine Aufgabe!

"Danny! Ich hab keine Lust! Wo sind wir überhaupt?" Ich grinste leicht. "D-der Lieblingsp-platz von von Mum u-und mir. A-als sie noch g-gelebt hat." Ich schob ihn an den kleinen Bach. Um uns herum waren Bäume, viel Gras und der kleine Bach.

Aus dem Rucksack holte ich eine Picknickdecke und legte sie ordentlich auf den Boden. "Und was wollen wir hier?", fragte Linus genervt. "Picknicken. Siehst du doch. Mach' es mir nicht so schwer!" Überrascht fuhr ich mir mit meinem Zeige- und Mittelfinger über meine Lippen. Ich hatte nicht gestottert!

Kurz lächelte ich leicht, holte aus dem Rucksack Tupperwaren. Mr. McCarthy (ich wusste nicht, ob es sein Nachname war) hatte mir geholfen. Seine Sandwiches waren wirklich exzellent! Dann holte ich noch eine Flasche Wasser und zwei Plastikbecher heraus. "Komm." Ich nickte zur Picknickdecke.

Linus verdrehte seine Augen, stellte aber seine Füße auf den Boden und ließ sich langsam auf die Decke nieder. "Ich habe auch dein Buch dabei. Und eine Sonnenbrille für dich." Ich dachte nicht viel darüber nach, sondern redete einfach mit ihm.

"Wieso tust du das?" Linus sah in den Himmel. "Du kannst nicht immer nur in deinem Zimmer hocken." Ich öffnete eine Tupperware und hielt sie ihm hin. "Sandwich? Soweit ich weiß, hast du heute noch nichts gegessen", grinste ich. Skeptisch sah er auf das Essen. "Ich will dich nicht vergiften, keine Sorge. Mr. McCarthy hat sie gemacht."

Plötzlich lachte Linus- es war ein echtes lachen. "Meinst du Logan?" Ich nickte leicht. "Er heißt Hampshire. McCarthy heiße nur ich in dem Haus." Prompt wurde ich rot. "Oh..." Das war jetzt peinlich!

Linus biss in sein Sandwich. "Weißt du, Logan macht Mum nachher einen Antrag", grinste er. "Echt?" Ich sah ihn interessiert an. "Ja. Sie sind seit 10 Jahren zusammen." Ob ich auch so jemanden finden würde? Mit einem Mann immer zusammen bleiben? Bis ich sterbe?

the dancer | boyxman ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt