12 (Teil 2) ✔️

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Teil 2

Ich sah in den blauen Himmel. Daniel  fuhr mir mit seinen dünnen Fingern durch meine Haare und irgendwie genoss ich es. "Danny?" Der Kleine sah zu mir herunter. "Wieso tust du das?" "Was meinst du?", fragte er leise. "Wieso willst du unbedingt, dass ich raus gehe?" "Es ist meine Aufgabe." Und damit war auch dieses Thema wieder für ihn erledigt.

"Du musst bald zur Physiotherapie." Ich nickte mit geschlossenen Augen. "Ist doch sowieso sinnlos." "Das ist nicht sinnlos!" Danny schlug mir auf die Brust. "Au!" Ich rieb mir über die Stelle und öffnete meine Augen. "Das wird was! Zumindest, wenn du auch daran glaubst!" Vielleicht sollte das von ihm ein Böser Blick sein aber das Einzige, was dieser Blick bewirkte, war, dass er noch süßer aussah!

Ich grinste ihn leicht an. "Vor dem Blick hat nicht einmal ein Kaninchen Angst." Daniel schlug mich wieder. "Hör auf!" Leicht lachte ich.

"Du Idiot lenkst vom Thema ab!" Daniel setzte sich neben mich. "Du wirst wieder laufen können, ich spüre es!" "Und jetzt bist du ein Hexer? Magier? Vielleicht ein Wahrsager?" Ich verdrehte meine Augen und setzte mich auf, sah auf meine leblosen Beine. "Da geht nichts mehr, Daniel. Sieh es ein."

Plötzlich haute er auf meinen Oberschenkel. "Au!" Ich hielt mir mein Bein. Dann sah ich plötzlich Daniel an. "Warte, ich hab etwas gefühlt!" Der Kleine grinste mich an. "Vielleicht ist es gar nicht physisch, sondern psychisch!" Er legte seine Hände auf meine Schultern und schüttelte mich. "Man, Linus! Wach auf!" Ich nahm seine Hände weg. "Ist ja gut!"

Ich konnte es noch immer nicht fassen! Ich spürte etwas! Danny strich mir über mein Bein. "Erzählst du mir jetzt, wieso du im Rollstuhl sitzt?", fragte er dann. Ich seufzte. "Erzählst du mir dann, was du mir mit deiner Mutter verheimlichst?", stellte ich die Gegenfrage. Daniel biss sich auf seine Unterlippe. "I-ich weiß nicht.." "Gut, dann sprechen wir erst darüber, wenn du es mir auch erzählst." Ich nahm die Wasserflasche und trank einen Schluck.

"Das ist unfair!" Der Kleine schmollte. "Ist es nicht." Ich sah ihn an. "Los, du hattest gesagt, ich muss zur dämlichen Physiotherapie.." Daniel nickte und stand auf, räumte alles zusammen. Dann hob er mich hoch und setzte mich in den Rollstuhl. Noch immer bewunderte ich den Kleinen für diese Kraft. Immerhin war ich nicht gerade leicht und er.. Na ja, war winzig!

Daniel legte die Decke zusammen und packte sie ebenfalls in den Rucksack, dann löste er meine Bremsen (ja, er hatte herausgefunden wie das geht), und schob mich wieder Richtung nach Hause.

"Heute Abend machen wir übrigens deine Übungen. Die hast du noch kein einziges Mal gemacht!", meckerte er mich wie meine Mutter voll. "Ja ja, Mutter", sagte ich Augen verdrehend. "Ich meine es ernst! Schließlich bezahlst du mich dafür!" Ich seufzte, blieb jedoch stumm, da ich keine Diskussion mit ihm haben wollte.

Von weitem sah ich Luis. "Was macht der hier?", fragte ich. "Deine Eltern sind, wie du weißt, nicht da, also ist er heute her gekommen. Er hat so eine tragbare Liege, so eine wie bei der Physiotherapie." Ich nickte, hatte jedoch keine Ahnung, was er von mir wollte.

"Linus. Daniel." Luis lächelte uns an. "Du hast mir den Tag versaut!", knurrte ich und rollte zur Haustür, die ich aufschloss. "Welch nette Begrüßung!", rief er sarkastisch.

Ich rollte zu meinem Bett, drückte mein Gesicht in das Kissen, in der Hoffnung, ich würde ersticken. "Linus!" Ich spürte zwei Hände um meine Fußgelenke- halt. Ich spürte?? Unsanft wurde ich auf den Boden gezogen. Wütend sah ich Daniel an. Doch irgendwie.. Ein Teil von mir wollte, dass er mich weiter berührte. Wahrscheinlich weil ich fast alle seine Berührungen spürte. "Daniel?" "Ja?", fragte er unschuldig.

"Du hast Zauberhände, oder?" Ich sah nach oben zu dem Kleinen. "W-wieso?", fragte er verwirrt. "Immer wenn du mich berührst, spüre ich etwas!" Was machte er nur mit mir???

"Oh..", war das Einzige, was aus seinem Mund kam. Dann sah er auf seine Hände. "Ich denke nicht, dass es Zauberhände sind.. Sie sehen normal aus", sagte er verwundert. Ich klatschte mir mit der Flachen Hand gegen meine Stirn. Ging es noch dümmer?  "Was?", fragte er schüchtern. "Nichts.."

Luis betrat mein Zimmer, baute alles auf. "Wenn du willst, kann ich öfter vorbei kommen. Dann muss sich nicht immer erst jemand frei nehmen, der dich fährt." Ich zuckte mit den Schultern. "Mir egal."

Daniel sprang auf. "Luis! Wissen Sie was? Linus hat heute schon zwei Mal etwas gespürt!", quiekte Danny aufgeregt. Ich verdrehte meine Augen. "Wirklich?", fragte mein Physiotherapeut. Ich nickte leicht. "Behaltet das für euch! Ich will niemandem Hoffnungen machen und dann klappt es sowieso nicht." Die beiden nickten.

Es klingelte an der Tür. "Kannst du gehen?", fragte ich Daniel, welcher nickte und mein Zimmer verließ. Keine Minute später kam er mit Dad und meiner Schwester wieder. "Was macht ihr hier?", fragte ich verwirrt. "Dich besuchen!" Lila umarmte mich, setzte sich auf meinen Schoß. "Der Junge ist ja süß!", flüsterte sie in mein Ohr. Ich zog eine Augenbraue hoch. Dafür war sie doch viel zu jung! "Er steht nicht auf Mädchen, tut mir leid und du bist dafür auch zu jung!", flüsterte ich streng zurück. Auch wenn ich ein Krüppel war, konnte ich meine Schwester dennoch beschützen!

"Luis, darf ich vorstellen: Mein Dad und meine Schwester Lila. Leute, Luis ist mein.. Trainer oder so was.." Luis lachte leicht, streckte meinem Vater die Hand hin. "Freut mich, Sie kennen zu lernen, Mr McCarthy." Dad schüttelte seine Hand. "Ebenfalls. Ich hoffe doch, Sie bauen keinen Mist mit meinem Sohn." "Nein, werde ich nicht", lachte Luis.

Luis kam zu mir, hockte sich neben uns. "Und wie alt bist du, Süße?", fragte er meine Schwester. "Schon 10!", grinste sie.

"Schon so groß! Ich habe auch eine Tochter", lächelte er. Er hatte.. "Warte, was? Du hast eine Tochter?" Luis nickte. "Sie ist Fünf. Ein ganz großer Fan von dir. Ich bin ehrlich gesagt nur wegen ihr hier", lächelte er. "Daddy, das ist Lini! Du musst ihm helfen! Er muss wieder tanzen können! Nur du kannst ihm helfen!", sagte er und sah mich an. "Das waren ihre Worte", lächelte er. Ich musste auch lächeln. "Süß."

the dancer | boyxman ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt