07 (Teil 3) ✔️

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Teil 3

Ich hatte ihm aufmerksam zugehört, was seine Familiensituation anging. Seine Mutter war tot, den Grund hatte er mir nicht gesagt, sondern wurde da richtig nervös, weswegen ich ihn nicht weiter ausfragte. Trotzdem wusste ich, dass er was zu verheimlichen hatte, was seine Mutter anging.

Über seinen Vater hatte er auch nicht viel erzählt, nur das er Alkoholiker war und Daniel schlug, weswegen er auch das Veilchen hatte.

Zu sich selbst hatte er nur gesagt, dass er 17 Jahre alt sei, sehr gerne las und ein Multitalent war. Was er genau unter Multitalent verstand, wusste ich noch nicht. Oh, und er hatte gesagt, dass er schwul war.

Zum Schluss hatten wir uns darauf geeinigt, dass er mir Montag bis Freitag half, Samstag und Sonntag arbeitete er normal.

"Du, Daniel?", fragte ich ihn am Essenstisch. Der Kleine sah mich an. "Suchst du zufällig jemanden?" Er zog eine Augenbraue hoch. "W-wie meinst d-du das?" "Na ja, so Beziehungsmäßig?" Er wurde rot. "Ich glaube an die Liebe auf den ersten Blick", sagte er nur. "Ich will dir demnächst jemanden vorstellen", sagte ich nur und Daniel verschluckte sich, hustete leicht.

"W-wen?" "Er heißt Tommy", sagte ich nur und aß zu Ende. "Ich... geh dann mal duschen", sagte ich an Mum und Logan gewandt, die nickten. "Brauchst du Hilfe?" "Ich komme schon klar." Ich löste die Bremsen und rollte aus der Küche.

In meinem Zimmer schnappte ich mir neue Klamotten und rollte ins Bad, sah die Dusche an und schluckte. Nach meinem... Unfall, hatte Mum sofort meine alte Dusche rausreißen lassen und die dafür eingesetzt. Eine... Dusche für Behinderte... Ich fand das Ding total hässlich aber das interessierte niemanden.

Ich öffnete die Glastür und rollte hinein, als ich meine frischen Klamotten abgelegt hatte. Ich zog mein Shirt aus und schmiss es neben mein Waschbecken. "S-soll ich h-helfen?", vernahm ich eine leise Stimme hinter mir. "Nein." Ich stellte meine Beine auf den Boden, hievte mich dann mit meinen Armen auf die Sitzfläche.

Daniel kam und setzte sich neben mich, als ich den Rollstuhl anschupste und er draußen war. "Was willst du?" Ich sah ihn an. "D-du bist sehr gut durchtrainiert." Er sah auf meinen Oberkörper. "Hör auf zu sabbern, man!" Er sah auf seine Hände. "Ich darf dir nicht helfen, weil ich Schwul bin, stimmts?", fragte er leise, weswegen ich meine Augen verdrehte.

"Du darfst mir beim duschen nicht helfen, weil du erstens, 17 Jahre alt bist, zweitens, dein ganzer Körper voll mit Hormonen ist und du mich also locker vergewaltigen könntest, wenn du willst, und drittens, möchte ich gerne beim duschen meine Privatsphäre." Ich legte meine Hand auf seine Schulter. "Ich habe Schwule Freunde, okay? Das macht mir wirklich nichts aus." Danny nickte. "O-okay."

"Und jetzt gehst du bitte in mein Zimmer, nimmst dein neues Buch und fängst an zu lesen. Mach es dir auf meinem Bett gemütlich." Ich lächelte ihn leicht an. "Okay. Danke." Danny erhob sich. Wieso war der Kerl wohl so klein? Er war vielleicht 1,50 Meter. Total klein. Ich war ja schon mit meinen 1,78 Metern klein, aber er?

Als Danny aus dem Bad war, zog ich meine Jogginghose aus und schmiss sie ebenfalls raus, genau so wie meine Socken und meine Boxershorts. Ich schloss die Glastür und drehte das Wasser an. Am Anfang war es kalt, wurde jedoch schnell warm.

In Ruhe machte ich mich fertig, schließlich musste ich danach nicht zu irgendeinem Probetraining oder einem Auftritt, nein, ich hatte gar nichts vor und genau das war für mich ungewohnt und fremd. Seit dem ich 15 war, hatte ich nie Zeit für andere belanglose Dinge, sondern hatte einen engen Terminplan, musste auf meine Ernährung achten... und jetzt? Gar nichts von den beiden Sachen. Ich konnte fett werden und hatte keine Termine.

Ich drehte das Wasser aus, als ich fertig war. Verdammt... ich hatte vergessen, zwei Handtücher mit zu nehmen..! Seufzend schloss ich meine Augen. "Daniel?", rief ich und wartete. Der kleine kam kurz darauf. "J-ja?" "Gibst du mir bitte mal zwei Handtücher?" "I-ich dachte, i-ich d-darf dich n-n-nicht n-nackt s-sehen." "Du kannst sie ja rüber schmeißen", murmelte ich leicht genervt.

Nach ein paar Sekunden kamen zwei Handtücher auf mich geflogen. "Danke." Ich hörte nur noch die Tür zu Knallen. Der Junge war vielleicht komisch!

Ich machte mich also fertig und Rolle dann zurück in mein Zimmer. Daniel lag in meinem Bett und las vertieft in seinem neuen Buch, weswegen ich ihn nicht stören wollte und zu meinem Schreibtisch rollte.

Das Tablet, welches vor mir lag, entsperrte ich und ging auf YouTube, um mir Pink's Musikvideo von dem Song Try anzuschauen, in dem ich mit spielte. Nur sie und ich. Damals war ich total aufgeregt und hatte vieles verhauen, da ich es perfekt machen wollte. Immerhin war Pink eine Weltberühmte Sängerin!

(A/N: wer das Video nicht kennen sollte, sollte es sich nun unbedingt anschauen, denn dann seht ihr, wie gut das unser Linus gemacht hat:))

Ich war in das Video so vertieft, dass ich gar nicht mit bekommen hatte, dass Daniel hinter mir stand und zugeguckt hatte.

"Bist du das?", fragte er leise und ich drehte mich erschrocken um. "Hm? Ja, das bin ich", lächelte ich traurig. "Du versinkst ganz schön im Selbstmitleid, weißt du?" Ich nickte. "Ich weiß..., nur..., das Tanzen war mein Traum. Mein ein und alles. Ich habe es täglich gemacht..." Ich seufzte.

"Dann solltest du nach vorne schauen und nicht zurück... Warte, wie ging das?" Daniel überlegte. "Schau' nach vorne und nicht zurück. Glaub' an Wunder, Liebe und Glück...." Er ließ den Kopf hängen. "Weiter komme ich nicht mehr."

Lächelnd sah ich ihn an. "Schon okay." Ich wusste, Daniel hatte Recht. "Das ist nicht okay. Meine Mutter hatte es immer gesagt und jetzt weiß ich es nicht mehr!" Daniel fuhr sich durch seine braunen Haare. "Das macht doch nichts. Dir fällt es wieder ein, ganz bestimmt."

the dancer | boyxman ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt