15 (Teil 2) ✔️

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Teil 2

Lustlos saß ich im Auto. Dad fuhr, Leon saß auf dem Beifahrersitz und ich mit dem Hund hinten. Logan, Mum und Lila fuhren mit dem anderen Auto.

Ich ließ meinen Kopf gegen die Scheibe knallen und betrachtete die Landschaft. Zumindest waren wir bald da...

"Sag mal, Linus.." Dad sah mich durch den Rückspiegel an. "Ich weiß, Logan ist eher der bessere Mann, mit dem du reden kannst, aber wenn du reden willst, bin ich für dich da, das weißt du hoffentlich." Ich verdrehte meine Augen. "Ja, das weiß ich." Aber niemand verstand meine Situation. Nie hatte mir jemand zugehört, wie ich mich fühlte. Alle wollten einfach nur, dass ich wieder laufen konnte, doch es ging nicht und niemand verstand es. Niemand bis auf Danny... Er war der Einzige, der keinen Druck machte. Und nun war er fort...

Ich öffnete meine Augen, als das Auto hielt. Vor mir war das Strandhaus, welches Logans Eltern gehörte. Squirrel stellte sich mit den Vorderpfoten auf meine Oberschenkel und sah begeistert aus dem Fenster.

Schon jetzt hatte ich keine Lust mehr...! In dem Haus war ich vielleicht Zwei oder Drei Mal gewesen, hatte nie Zeit für Urlaub. Leon öffnete die Autotür und sein Hund sprang sofort in den hellen Sand und wedelte begeistert. Ich sah zu Leon auf, der mich anlächelte. "Weißt du, wir kennen uns nicht, aber wenn du reden willst, bin ich da. Ich bin ein guter Zuhörer und deine Eltern müssen ja nichts erfahren. Ich kann Geheimnisse für mich behalten." "Redest du immer so viel?" Der Blonde biss sich auf seine Unterlippe. "Meistens..." Vielleicht war es ja doch hilfreich.. Vielleicht konnte er mir helfen...

"Das verstehst du nicht." "Doch. Tue ich. Meine Frau war in einer ähnlichen Lage wie du." Er lächelte traurig. "Wie meinst du das?", harkte ich nach. Doch er schloss nur die Autotür. Äh, okay? Dann öffnete sich die andere Tür auf der anderen Seite und Leon stieg ein, schloss die Tür und sah mich an.

"Ich war 16, als ich sie kennen gelernt habe", fing er lächelnd an zu erzählen. "Es war im Krankenhaus. Ich Idiot hatte mir beim Kochen mit dem Messer meine Hand aufgeschnitten. Als ich herum gelaufen bin, sah ich Alice. Sie hatte braune Haare, strahlend blaue Augen, Grübchen und leichte Sommersprossen", lächelte er und sah an mir vorbei nach draußen.

"Mir fiel ihr komischer Gang auf, doch ich fragte nicht weiter nach. Schließlich gehörte sich das nicht. Wir tauschten die Adressen und die Festnetznummern von zu Hause aus. Schließlich gab es da noch nicht wirklich Handys wie heute. Nach dem wir mehrere Wochen regelmäßig telefoniert hatten und uns öfter getroffen hatten, fragte ich sie um ein Date. Viel Geld hatte ich nicht, im Gegensatz zu ihrer Familie, doch sie sagte zu und ich lud sie in ein kleines Restaurant ein, für das ich lange gespart hatte. An dem Abend sagte sie mir, dass sie eine Muskelkrankheit hat, doch ich sagte ihr, das mir das egal wäre und mich in sie verliebt hätte. Das war der Abend an dem wir zusammen kamen." Leon lächelte verträumt.

"Es ging viele Jahre gut, wir bekamen Zwillinge, unsere Familie schien perfekt zu sein. Doch plötzlich hatten wir nur noch Pech. Sie landete im Rollstuhl.. Versuche das mal zwei vier Jährigen zu erklären, warum Mummy nun nicht mehr so oft zu Hause ist... Sie war wegen Untersuchungen im Krankenhaus, da es wohl alles zu schnell ging... Ich hatte ihr täglich bei Übungen geholfen, bis sie eines Tages einfach starb." Leon schluckte. "Sie lag in meinen Armen, wir hatten gekuschelt und ich dachte, sie wäre eingeschlafen.. doch ihr Herz stand still." Er wischte sich die Tränen weg.

"Meine Kids waren ab da das wichtigste für mich. Sie waren mein Ein- und Alles! Vor ein paar Jahren..., da, da war ein Unwetter..." Er atmete tief ein und aus. "Ich hab die beiden von der Schule abgeholt und wir wollten nach Hause, a-als ein Truck hinter uns zu spät bremste und in das Auto knallte." Leon sprach nicht weiter, sondern wischte sich die Tränen weg. Er tat mir leid! Wirklich! Mitfühlend sah ich ihn an.

"Linus, ich habe nie Hilfe angenommen. Mach nicht den selben Fehler wie ich! Lass Hilfe zu! Weis' deine Eltern nicht von dir! Rede mit dem kleinen Teenager! Kämpfe um dein Leben! Seit ich deinen Dad kenne, geht es mir wieder besser! Ich bin nicht mehr allein, verstehst du? Du musst froh sein, alle zu haben! Eine Familie!" Ich nickte leicht. "Bin ich ja...", sagte ich leise. "Dann zeig es ihnen!" Er nahm meine Hände. "Aber sie nerven! Ich darf nie alleine sein oder so. Und ich nerve sie doch auch! Ich bin behindert! U-und Daniel? Bei ihm habe ich es komplett versaut! Ich habe ihn geküsst!" Ich seufzte. "Nein, er hat mich geküsst... In der Dusche... Ich war nackt", seufzte ich.

Leon sah mich ein paar Sekunden lang blinzelnd an, ehe er einfach los lachte. Was...- "Wieso lachst du?", fragte ich unsicher. "Das nennst du Problem?", fragte er lachend. "Weil er dich geküsst hat und du nackt warst?", lachte er. Ich sah auf meine Oberschenkel. "Ich weiß halt nicht, wie ich damit umgehen soll..." Leon kicherte. "Das ist das süßeste Problem, welches ich jemals zu Ohren bekommen habe." "Jetzt lach nicht, sondern hilf mir lieber!"

Grinsend nickte Leon. "Na gut.. Als Erstes muss er mal hier her kommen... Am besten ich regle das mit Logan. Oder weißt du, wo er wohnt?" Ich schüttelte meinen Kopf. "Gut. Wir gehen rein, du machst dich frisch und ich hole Daniel. Wir schaffen das schon."

Na er war ja vielleicht optimistisch! Ich konnte dem Jungen doch nie wieder unter die Augen treten! Vielleicht wollte er mich nicht mehr sehen?!

"Los komm." Leon stieg aus und kam auf die andere Seite. "Der Rollstuhl fährt im Sand nicht", meinte ich knapp. Plötzlich pfiff er laut. "Schatz, komm mal!", rief er. Das hörte sich komisch an... Ein Mann sagte zu meinem Dad Schatz...

"Was gibt's?" "Schaff ihn rein und hol dann unser Gepäck. Ich muss was klären." Er gab Dad einen Kuss auf die Wange und lief zum Haus. Ich sah Dad an. "Er hat dich ja voll im Griff." Dad seufzte. "So sieht's aus."

the dancer | boyxman ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt