...Und doch war ich mir sicher, er würde wissen, was ich meinte und was ich von ihm hören wollte.
Er senkte den Blick. "Du weißt warum." Nee, eigentlich nicht. Ich versteh nur Bahnhof. "Nein. Erklär's mir." Ich wollte nicht so knallhart klingen. Nicht in seiner Gegenwart. Niemals..
... Sebastian atmete tief ein und aus, ehe er antwortete. "Du musst wissen: Es ist okay, wenn du sauer bist. Ich war schonmal nicht ganz ehrlich zu dir, ich hätte dir sagen müssen, dass ich Wien verlasse. Aber ich konnte nicht. Ich wusste damals, ich hätte deinen Schmerz nicht ertragen können, deine Tränen, alles wäre schlimmer geworden. Nenn mich jetzt schwach vielleicht bin ich es.
Und ja, ich werde jetzt etwas sagen, was unsere Freundschaft für immer verändern wird und es wird mir leid tun und ich werde es bereuen, also bitte, unterbrech mich nicht." Ich nickte und Sebastian setzte erneut zum Reden an. "Ich habe dir vorgespielt, eine Freundin zu haben. Ich weiß nicht warum, wenn ich auf die Zeit zurück blicke komme ich mir ziemlich dämlich vor. Aber als ich dich zum ersten Mal im Central Park gesehen habe, nach all den Jahren... Ich wollte dich einfach umarmen, festhalten und nie wieder loslassen. Aber würdest du das wollen? Ich konnte mir diese Frage nicht beantworten, vielleicht hattest du einen Freund oder warst zu sauer, mich nach all der Zeit wieder zu sehen, ohne eine Chance auf eine Verabschiedung vor fünf Jahren. Ich hatte Angst, dass du mich hassen würdest. Glaub mir, so schrecklich habe ich mich in meinem Leben nie gefühlt, hatte ein extrem schlechtes Gewissen, weil ich dich in Wien allein gelassen habe. Und darum bin ich nicht zu dir gegangen und habe dich begrüßt, wie man es bei einem alten Freund tut.
Dann im Supermarkt. Ich konnte nicht mehr anders, ich musste dich ansprechen. Glaub mir, ich war so erleichtert, dass du noch was mit mir zu tun haben wolltest. Als ich danach wieder zu Hause war kam mir zum ersten Mal der Gedanke, dass ich Gefühle für dich hatte. So richtige, keine freundschaftlichen. Versuch mal zu schlafen, bei dem Gedanken, dass du dich in die beste Freundin verliebt hast und sie wahrscheinlich nichts von dir will.
Ich hatte bei einem Freund übernachtet, nachdem ich dich im Central Park gesehen hatte, das weißt du glaube ich auch und mein Handy bei ihm vergessen.
Als ich es bei ihm abgeholt hatte, sah ich dich auf meinem Heimweg schon von weitem. Ich rief Chris an und sagte ihm, dass er mich in ein paar Minuten nochmal anrufen sollte und meine imaginäre Freundin spielen sollte. Anschließend hab ich dich angehalten, mich mit dir unterhalten und Chris rief dann an. Hinterher kam mir das alles wirklich dämlich vor und ich wusste eigentlich gar nicht, was ich damit bewirken wollte. Dich eifersüchtig machen? Ich glaubte nicht, dass du Gefühle für mich hattest, darum rief ich dich den einen Abend an und behauptete, dass meine nicht vorhabdene Freundin Schluß gemacht hätte. Und du? Hast reagiert wie früher, hast mir Mut zugesprochen, warst für mich da. Dann war mir klar, dass du wahrscheinlich nur Freundschaft von mir wolltest. Nach diesem Anruf hab ich mich richtig scheiße gefühlt. Warum sollte sich auch ein Mädchen wie du in einen Lügner wie mich verlieben?
Danach hast du bei mir übernachtet. Hast abends geweint wegen einem anderen Jungen, den ich wahrscheinlich nicht mal kenne. Und ich konnte nichts tun, ich konnte dich nur in meinen Armen halten und so tun, als wärst du meine beste Freundin. Du weißt wahrscheinlich gar nicht wie hilflos ich mich gefühlt habe, als du in meinen Armen lagst und geheult hast, wegen einem Anderen. Der nicht ich bin, der wahrscheinlich irgendwo in Manhattan lebt und mit dir auf die gleiche Schule geht und dich nicht anlügt und dicht nicht ohne ein Wort verlässt.
Ich kann daran nichts ändern, dass habe ich längst verstanden. Und ich weiß jetzt auch, dass ich nun endgültig unsere Freundschaft zerstört habe. Ich weiß jetzt auch, dass ich auch selbst Schuld bin. Ich hätte den Kontakt nicht abbrechen dürfen, vielleicht hätte es dann anders kommen können.
Aber ich werde nicht in der Vergangenheit weilen. Wie hast du damals am Telefon gesagt? Das Leben ist wie beim Musizieren. Wenn wir Fehler machen, spielen manche Menschen weiter, während andere komplett von vorn anfangen. Ich werde weiter machen, wie ich es dir versprochen habe. Aber so leid es mir tut, ich werde es ohne dich tun müssen. Eine Freundschaft ist keine Freundschaft, wenn der eine in den anderen verliebt ist. Beth, ich liebe dich und ich wünsche dir alles Glück der Welt, du hast es verdient. Aber mach nicht die selben Fehler wie ich. Ich kann dir in der Zukunft nicht mehr helfen. Dafür bin ich zu schwach. Wegen dir. Und du bist die schönste Schwäche, die ich habe." Ich heulte. Und heulte und heulte. Schluchzte, schniefte und triefte. Ich konnte nicht ohne Sebastian weitermachen. Wie sollte ich das anstellen?
Er legte mir eine Hand auf die Schulter. "Geh Beth." Ich riss die Augen auf. Nein, niemals. Ja, er hatte mich angelogen, ja er hatte mich damit verletzt, aber er hatte mir die Wahrheit gesagt. Und er hatte den Mut, mir alles zu sagen.
"Ich kann dich nicht verlassen", sagte ich mit brüchiger Stimme. Sebastian senkte den Kopf. "Du musst", flüsterte er. "Das klingt jetzt egoistisch, aber ich kann das nicht mehr. Bitte."
Also stand ich auf, öffnete die Tür und ging.
Ja ich liebte ihn. Aber wie sollte ich ihm das sagen? Wie?
Wahrscheinlich war ich einfach zu feige für das alles. Aber warum?Ich lass das jetzt einfach mal alles so stehen und hoffe, dass ihr mir nicht den Hals umdreht.
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Flieg mit mir (Sebastian Stan FF)
Fanfiction"Habt ihr euch schonmal ernsthaft verliebt? So richtig krass, dass es wehtat? Wart ihr glücklich? Oder traurig? Ja? Nein? Ich nicht. Ich denke nicht, dass es die "große Liebe" gibt." Dachte sie.