29. Kapitel

367 4 2
                                    

"Ihr könnt rauskommen, er ist festgenommen", berichtet uns einer, der an die Tür klopft. Vorsichtig öffne ich sie und komme mit Hannah aus der Kabine heraus.
Vor uns steht ein Polizist und sieht uns bemitleidend an. "Es wäre gut, wenn sie mit auf die Wache kommen und uns alles berichten", meint er dann ruhig und sieht uns an.
"Okay. Ich komm mit", ich sehe dann fragend zu Hannah. Diese nickt, was wohl soviel heißt, wie dass sie auch mitkommt.
"Dann folgt mir" Der Polizist geht voran und wir folgen ihm. Draußen sehe ich gerade noch einen Streifenwagen mit meinem Vater als Insassen wegfahren.
Er sitzt wohl mit Handschellen auf der Rückbank und starrt mir direkt in die Augen. Es schaudert mich, weshalb ich meinen Blick wieder abwende.
Der uns rettende Polizist beredet kurz etwas mit unserem Schuldirektor, bevor er sich mit uns in einen zweiten Streifenwagen setzt und losfährt.

In der Wache angekommen, werden Hannah und ich erst einmal in einen Raum. Dort steht ein Tisch mit drei Stühlen.
"Einer von euch kann sich schon mal setzen und der andere folgt mir bitte", meint der Polizist und sieht uns an. "Hannah bleib du hier", sage ich dann. Sie nickt unsicher.
Schnell gebe ich ihr noch einen beruhigenden Kuss, bevor ich dem Polizisten aus dem Raum folge. Er bringt mich in einen anderen, der genauso wie der erste aussieht.
Die Wände in einem unfreundlichem Gelb gestrichen und nur ein kleines Fenster hoch oben, das Licht spendet. Die Lampe macht den Raum auch nicht gerade gemütlicher.
"Setzt dich", bittet mich der Mann und ich setze mich gegenüber von ihm. Es betritt auch noch eine Frau den Raum und setzt sich neben den Polizisten.
"Jetzt erzähle uns bitte genau, was vorher passiert ist und wieso du uns angerufen hast", bittet sie mich dann mit einem freundlichem Lächeln. Sie kann das eindeutig besser, als ihr Kollege.
"Okay", meine ich und atme kurz tief ein und aus, "das war mein Vater. Er hat vor vielen Jahren meine Mutter schwanger verlassen. Sie hat uns vier Kinder dann alleine groß gezogen", beginne ich.
Der Polizist schaut mich verwirrt an. Meine Lebensgeschichte interessiert ihn nicht, das sieht man ihm deutlich an. Doch es gehört immerhin dazu, zu meinem Glück sagt er auch nichts dagegen.
"Aber er war besessen davon meine Familie noch weiter zu zerstören. Anfangs hat er sich heimlich mit mir getroffen und mich ausgehorcht. Irgendwann habe ich aber den Kontakt zu ihm abgebrochen. Seitdem lässt mich das Gefühl nicht los, dass wir von ihm gestalkt werden", berichte ich weiter und kann in den Gesichtern meiner Gegenüber keine Emotionen ablesen, was mich verunsichert.
"Heute ist er vor der Schule gestanden und auch Hannah und mich zugegangen. Dadurch hab ich aber totale Panik bekommen und hab mich mit Hannah in der Mädchentoilette eingeschlossen. Den Rest wissen sie eh", meine ich und sehe die Beiden an.
"Und wieso hast du Panik bekommen?", fragt mich der Mann. Seine Stimme klingt etwas verwirrt. Okay wenn ich den wichtigen Teil weglassen klingt es unlogisch.
"Mir 11 Jahren wurde Hannah von einem Auto angefahren. Sie lag danach im Koma und danach ist auch unsere Freundschaft abgebrochen. Eigentlich wollte ich sie an dem Tag fragen, ob sie meine Freundin wird", erzähle ich und bemerke selbst, wie ich mich in zu vielen Details verliere.
"Aber vor kurzem haben wir wieder Kontakt zueinander aufgebaut. Gerade als wir glücklich waren. Naja sie wusste noch nicht, dass ich es bin mit dem sie schreibt. Aber ich wollte es ihr sagen an dem Tag an dem sie ein weiteres Mal angefahren wurde" Ich muss mich kurz innerlich fassen bevor ich weiter rede.
"Ich habe dann mein wahres Ich aufgedeckt im Krankenhaus und jetzt sind wir zusammen. Aber sie hat mir erzählt, dass es das selbe rote Auto wie damals war, das sie angefahren hat" Wieder brauche ich eine Pause.
"Leider war der Unfall dieses mal direkt vor der Schule und ich habe alles gesehen. Auch das rote Unfallauto. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es das von meinem Vater war und das würde ja heißen, dass er beide Unfälle verursacht hat", spreche ich es dann aus.
"Deshalb habe ich Panik bekommen. Ich habe Angst davor, was er Hannah jetzt antut. Er will doch nur mein Leben zerstören und ich will nicht das Hannah darunter leidet. Sie soll nicht noch schlimmere Verletzungen bekommen, wie sie eh schon hatte", meine ich und mir steigen Tränen in die Augen.
"Okay. Wir werden das umgehend überprüfen lassen", meint der Mann und verlässt den Raum schnell. Die Polizistin bleibt aber bei mir sitzen.
"Willst du noch über etwas reden? Etwas das dir auf der Seele liegt? Bei mir sind sie sicher und es tut dir sicherlich gut", lächelt sie mich an.
"Nein. Ich habe mit meinem besten Freund schon oft darüber geredet. Es nimmt mich nur ziemlich mit, wenn ich daran denke, dass mein Vater fast die Liebe meines Lebens getötet hätte", seufze ich und wische die Tränen aus meinen Augen.
"Wenn etwas ist, kannst du dich jeder Zeit an uns wenden. Wir können dir auch gute Psychologen empfehlen, wenn dir mit diesem das reden leichter fällt", lächelt sie mich an.
"Danke. Ich werde daran denken", meine ich und versuche freundlich zu klingen.
"Gut. Aber wir werden alles dafür tun, auch endlich den Fahrer der Unfälle deiner Freundin zu finden. Vielleicht hast du ja recht und es ist tatsächlich dein Vater. Aber es könnte natürlich auch Zufall sein und beide Male ist eine anderer gefahren, die aber Beide das selbe Auto haben", meint sie und versucht mir wohl Hoffnungen zu machen.
"Nein sicher nicht. Mein Vater ist krank und ich traue ihm sowas zu und bin mir auch sicher, dass er es war", festige ich meine Meinung. Dann werde ich aber entlassen und kann zu Hannah.
Sie wartet schon auf mich. Alleine sitzt sie auf einem Stuhl beim Empfang. Sie sieht etwas verloren aus und es scheint ihr nicht gut zu gehen.
"Hannah?", meine ich, als ich vor ihr stehe. Sie hebt ihren Kopf vom Boden in meine Augen. "Zayn", lächelt sie dann erleichtert und fällt mir um den Hals.
Ich schließe mein Mädchen fest in die Arme.
"Alles wird gut werden", flüstere ich dann in ihr Ohr und streiche ihr beruhigend über den Rücken. Sie nickt kurz und wir machen uns auf den Weg zu mir heim.
Aus dem Zoobesuch wird sicher nichts werden und wir haben Safaa ziemlich lange alleine gelassen. Ich hoffe wir bekommen keine Probleme.

Meine Schwester sitzt aber alleine auf der Couch und sieht fernsehen, als wir heimkommen. Sie bemerkt unser Kommen erstmal gar nicht.
"Safaa?", versuche ich ihre Aufmerksamkeit zu bekommen. Dann dreht sie zum ersten Mal ihren Kopf zu mir und lächelt.
"Da seit ihr ja endlich", meint sie und rennt in meine Arme. "Ich hab mich schon gefragt wie lange eure Schule noch dauert und ich hab hunger", jammert sie dann.
"Ich mache gleich was", lächle ich und brauche aber erstmal die Nähe meiner Schwester. Sie tut mir gerade gut, da sie eine solche Unbeschwertheit ausstrahlt.
"Alles okay Zayni?", fragt sie dann verwirrt, als ich sie nicht mehr loslasse. Schnell entlasse ich sie aus meinen Armen.
"Ja alles in bester Ordnung", lächle ich und gehe zu Hannah in die Küche um zu kochen. Sie hat schon angefangen wie es aussieht.

Verhängnisvolle WetteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt