*Begegnungen* (50 Jahre später)

504 17 2
                                    

Galwene blickte von ihrem Haus auf den Garten und erspähte durch die Büsche Gilbrennil und Celebrian. Die beiden jungen Elbinnen spazierten an den von Gilbrennil selbst angelegten Beeten vorbei und dichteten für das heutige Fest einen neuen Gesang. Sie hatten bereits in den frühen Morgenstunden damit begonnen und noch immer steckten sie ihre Köpfe zusammen. Galwene war sich sicher, dass die beide noch andere Dinge zu besprechen hatten.

Galadriel trat zu ihrer Schwester und folgte ihrem Blick in den Garten.

„Unsere beiden Töchter sind erwachsen geworden, Nene." sagte die ältere Schwester leise und lächelte bei dem Anblick der beiden jungen Frauen.

„Ja" seufzte Galwene tief auf, aber dann zauberte sich ein Lächeln auf ihre Lippen. „Sie sind beide wunderschön und werden sicherlich auf dem Fest die Aufmerksamkeit einiger Elbmänner auf sich ziehen."

„Dieser Ansicht bin auch ich." 

Galadriel nahm die Hand ihrer Schwester und streichelte über diese. „Sei nicht in Trauer um den Lauf der Zeit, Nene." sprach sie leise.

„Nein, das werde ich nicht. Nel ist nun 60 Jahre alt und zu einer schönen jungen Frau herangewachsen." Galwene vernahm das Lachen ihrer Tochter und seufzte. „Es fällt mir schwer loszulassen, Schwester."

„Ich weiß, aber noch musst du es nicht. Noch hat Gilbrennil ihre Wahl nicht getroffen."

„Sie wird es aber recht bald."

„Ich kenne deine Furcht, Nene. Auch Celebrian wird sich einen Mann wählen und fortgehen."

Galwene seufzte tief auf und blickte wieder auf die beiden Elbinnen im Garten. Sie verglich die beiden, aber verwarf diesen wieder. Denn so unzertrennlich sie waren, so verschieden waren auch ihre Wesen.

Celebrian hatte die Anmut ihrer Mutter geerbt, war ebenso hochgewachsen, aber von zarterer Gestalt. Ihr goldblondes Haar floss in ellenlangen Wellen über ihre schmalen Schultern und ihre tiefblauen Augen waren wie der Himmel an einem klaren Sommertag. Ihre Liebe zur Musik wurde zu ihrer Aufgabe in dem Reich ihrer Eltern, sie unterrichtete die Kinder im Spiel der Harfe und im Gesang.

Gilbrennil bewunderte die ältere Cousine, die stets alle Aufmerksamkeit auf sich zog, aber Neid war ihr fremd. Gilbrennil machte sich nicht viel aus hübschen Kleidern, hell glänzendem Schmuck und der Bewunderung anderer, obwohl sich die Tochter des Hochkönigs Lindons keineswegs hinter ihrer schönen Gefährtin verstecken musste.

Sie hatte die silberblonden Haare und das feingezeichnete Gesicht ihrer Mutter geerbt. Auch die zarte Gestalt und die geringe Größe erinnerten an Galwene. Am Auffälligsten jedoch war die Farbe ihrer Augen. Galwene empfand, dass sie im Laufe der Jahre immer heller wurden. Mit ihren nun 60 Jahren leuchteten sie wie zwei Sternen, glänzten hell auf, wenn sie Freude empfand und wurden dunkler, wenn sie traurig war.

Im Geist aber war Gilbrennil ihrem Vater sehr ähnlich. Sie zeigte ein waches Gemüt, hatte einen scharfen Verstand und war wissbegierig und vor allen Dingen neugierig. Sie hatte ihren Platz und ihre Aufgabe in Eregions Gärten gefunden und blühte vollends in diesem auf.

„Komm, Nene, Gilgalad und Celeborn erwarten uns." drängte Galadriel ihre Schwester zum Aufbruch.

Galwene wandte ihren Blick von den beiden Elbinnen ab und folgte ihrer Schwester in die Gemächer der Fürsten.

Die beiden Männer erhoben sich sogleich, als die beiden den Raum betraten. Galwene erkannte in dem Gesichtsausdruck ihres Gemahls, dass er missgestimmt war. Sie blickte ihn fragend an, doch er verweigerte ihr eine Antwort, in dem er sich von ihr abwandte.

*Im Bann des Grünblatts* (Mittelerde / Thranduil FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt