*Der Preis des Schweigens*

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Gilbrennil wandte sich zu dem Elbmann.

„Mein Herr, ich bin sicher, dass Ihr Euch täuscht" sprach sie mit verstellter tieferer Stimme und verneigte sich. Er erwiderte nichts.

„Ich erbitte die Erlaubnis, mich entfernen zu dürfen, mein Herr." wagte Gilbrennil einen Versuch, sich aus dieser Gegebenheit herauszuwinden.

„Ich werde Euch nicht aufhalten, Gilbrennil." erwiderte der Waldelbe mit wohlwollender Stimme.

Die Elbin war sich nicht sicher, was der Prinz mit seiner plötzlichen Freundlichkeit bezweckte. Sie beschloss, ihm nicht zu antworten und verneigte sich. Sie wandte sich ab und ging zögerlich einige Schritte weiter ihres Weges.

„Euch so vertraut mit einem Zwerg zu sehen, Gilbrennil, hat mich sehr erstaunt."

Sie hielt inne und blieb mit dem Rücken zu ihm gewandt stehen.

„Zwerge sind gierig und nicht vertrauenswürdig."  sprach Thranduil weiter, sich nun sicher, die richtigen Worte gefunden zu haben.

Gilbrennils Herz fing an, schneller zu schlagen. Wusste der Elbmann von ihrer Begegnung mit Gleex? Woher? Gilbrennil war sich unsicher, wie sie sich verhalten sollte.

Sie vernahm Schritte auf dem sandigen Weg und blickte verstohlen hinter sich. Sie erkannte die grauen Stiefel des Prinzen und schluckte.

„Ich bin überrascht, dass Ihr Euch mit Zwergen abgebt. Mögt Ihr Wesen, die unter Eurem Stand sind?" Seine Stimme war voller Spott und stachelte ihren Stolz an. Was wusste Thranduil schon von Gleex? Seine Meinung über Zwerge war ihr bekannt und sie empfand nur Verachtung für den Elbprinzen.

Sie wandte sich zu dem Prinzen, trat einen Schritt nach vorn und versuchte ihre Stimme beherrscht klingen zu lassen: „Der Zwerg Gleex ist seit sehr langer Zeit mein Freund und Ihr habt nicht das Recht, so über ihn zu urteilen und mich derartig zu beleidigen, Thranduil."

„So?" Thranduil stand mit zwei großen Schritten bei ihr und musterte sie mit einem belustigten Lächeln.

Gilbrennil blickte nun ohne Scheu auf und traf auf zwei eisblaue Augen, aus denen Spott und Herablassung sprach.

„Wenn dieser Zwerg Euer Freund ist, warum diese Verkleidung?" fragte er und blickte an ihr hinab.

„Ohne diese Uniform wäre ich nicht in den Berg gelangt." antwortete Gilbrennil wahrheitsgemäß.

Thranduil schwieg einen Moment, dann sprach er mit Bewunderung in seiner Stimme: „Ich erkenne den Sinn Euer Verkleidung und muss Euch sagen, dass Euer Plan gut durchdacht war."

„Ich muss Euch widersprechen. Er ist nicht gelungen."

„So?"

„Nein, ich wurde erkannt. Von Euch."

Thranduils Gesicht überlief ein Lächeln, was aber kalt und berechnend auf Gilbrennil wirkte.

„Nun, das ist wahr." Er griff, ohne zu zögern, nach ihrem Helm.

Gilbrennil wich nicht aus und ließ sich von dem Helm befreien. Weiteres Leugnen war zwecklos, Thranduil hatte sie erkannt und nun lag es in seiner Hand, was weiter geschehen würde.

Der Prinz blickte auf die kleinere Elbin hinab und überlegte, was er mit dieser Entdeckung anfangen wollte. Das heimliche Eindringen in den Berg und ihre Verkleidung sprachen für sich: Sie hatte ein Verbot ihres Vaters gebrochen, dessen war er sich sicher.

„Nun, Gilbrennil..."

Gilbrennil war hin und her gerissen, wie sie auf Thranduil einwirken sollte. Würde er sich mit sanften Worten einfangen lassen? Sie wagte einen Versuch.

*Im Bann des Grünblatts* (Mittelerde / Thranduil FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt