*Elrond*

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Elrond war verwirrt dem Ruf in den Hortensiengarten gefolgt. Er überlegte, wer ihn zu dieser Stunde zu einem solch eigentümlichen Platz rief. Er betrat den Garten, der von hohen Büschen umzäunt wurde, mit gewisser Vorsicht. Sollte der Waldprinz Recht behalten und auf ihn ein Hinterhalt warten? Doch dann erblickte Elrond eine Frau über die Wege gehen und erkannte sogleich Celebrian. Erstaunt hielt er inne und sammelte seine Gedanken. Es war in Eregion nicht gestattet, dass die Bewohner in der Dunkelheit durch die Gärten spazierten. Die Elbin war sichtlich allein und Besorgnis machte sich in dem Elbmann breit. Er ging mit schnellem Schritt zu der Elbin.


„Frau Celebrian,..." fragte er sogleich besorgt, als er vor sie getreten war. „Was tut Ihr hier?"

„Oh..." Celebrian versuchte die ihr zurechtgelegten Worte zu finden. „Ich wollte die Sterne betrachten. Sie glänzen heute besonders hell, findet Ihr nicht auch."

„Aber ja, es ist Neumond." Elrond verneigte sich leicht vor ihr. „Aber die Nacht ist nichts für eine Elbin, Ihr solltet nicht in der Dunkelheit verweilen."

„Ich weiß. Bitte, verratet mich nicht."

„Nein, das werde ich nicht."

„Ich danke Euch. Aber sagt, Elrond, was führt Euch in diesen Garten?" Celebrian senkte vor Scham ihren Blick. Es war nicht fein, dem Elbmann etwas vor zu machen, aber die Wahrheit wollte sie ebenfalls nicht preisgeben.

„Man ließ mir eine Nachricht überbringen, dass ich hier erwartet werde." Nachdenklich musterte Elrond die schöne Elbin. Er gab zu, sich über die Begegnung zu freuen, auch wenn sie für Celebrian gefährlich war. Aber er beschloss, dieses eine Mal nicht auf seinen Verstand zu hören. Die Tochter Eregions hatte sein Herz berührt, als sie auf dem Fest mit ihm tanzte und er sich an ihrem wunderschönen Lächeln erfreuen konnte. Sie hatten fast den gesamten Abend zusammen verbracht, Celebrian hatte seinen Erzählungen gelauscht und über einige Anekdoten gelacht. Ihr Lachen hatte er tief in sein Herz eingeschlossen und wusste, dass es in dunklen Stunden seinen Geist erhellen würde. Elrond gestand sich ein, Gefühle für die Elbin zu besitzen, aber hielt sie zurück, denn er wusste nicht, ob er die Wahl ihrer Eltern sein würde.

Er war aber auch nicht dumm. Er glaubte an keine zufällige Begegnung in diesem Garten. Diese Gegebenheit sprach für ihn und erfüllt ihn mit Frohsinn. Celebrian schien ihn gern zu haben, andere Gefühle gestand er sich nicht ein, denn sie würden ihn sehr verunsichern.

Celebrian hob ihren Kopf und blickte den Elben voller Verlegenheit an. „Ihr sagtet, das Ihr morgen Eregion bereits wieder verlasst."

Elrond sah der Elbin in die Augen und nickte leicht. „Ja, ich werde von Amdir, dem Fürsten Lothloriens erwartet."

Celebrian schloss leicht ihre Augen und senkte ihren Kopf. „Dann möchte ich Euch auf Wiedersehen sagen."

Elrond musterte sie eingehend und sprach mit leiser Stimme: „Ich danke Euch und verspreche Euch, sehr bald nach Eregion zurück zukehren."

Celebrian hob ihren Kopf und sah ihn mit bebendem Herz an. „Ich danke Euch." sagte sie mit zitternder Stimme und senkte sogleich voller Verlegenheit ihren Blick.

Elrond erfreute sich über den Anblick der schönen Elbin, lächelte sanft und griff nach ihrer Hand. „Ich werde Euch zu Euren Gemächern geleiten, denn in diesen solltet Ihr zu dieser Stunde verweilen."

Celebrian nickte zustimmend und verschlang ihre Finger in seine raue Hand.

Elrond spürte, wie sein Herz anfing, in seiner Brust schneller zu schlagen und räusperte sich leicht. Nein, er durfte für die Elbin keine Gefühle hegen. Was bliebe ihm, wenn er nicht Galadriels Wahl für ihre Tochter war? Seine Empfindungen würden ihm zum Verhängnis werden.

Schluckend nahm er die Hand der Elbin und hakte sie unter seinen Arm. Bereitwillig ließ sich Celebrian von ihm aus dem Garten führen. Sie sprach kein Wort, während sie die Wege zu den Häusern entlanggingen. Kein Elbe begegnete ihnen, so dass sie unbehelligt zu den Gemächern der Elbin kamen.

„Wenn ich wiederkehre, werde ich Euch mehr Geschichten über Mittelerde berichten können." versprach Elrond und nahm ihre Hand wiederum in seine.

„Ich freue mich sehr darauf" Celebrian wagte es, ihm ins Gesicht zu blicken. Ihr begegneten zwei dunkelblaue Augen, die sie liebevoll musterten.

„Ich bin glücklich, Euch eine Freude zu bereiten." sprach er mit sanfter Stimme und verneigte sich vor ihr.

Celebrian lächelte ihn liebevoll an, entzog ihm ihre Hand und ging langsamen Schrittes ins Haus. Elrond blickte ihr nach und seufzte tief auf. Er wusste nicht, wann er nach Eregion zurückkehren würde und diese Ungewissheit schmerzte ihn.


Celebrian lief mit eiligen Schritten in ihr Gemach und trug Hoffnung, ihre engste Vertraute in den gemeinsamen Zimmern zu entdecken.'Gilbrennil empfing sie bereits in der Tür.

„Oh Nel..." flüsterte Celebrian und umarmte ihre Cousine. Gilbrennil kicherte vergnügt auf und brachte Celebrian zum Bett.

„Du musst mir alles berichten, Brian." forderte sie neugierig.

Während die Elbin mit glänzenden Augen von ihrer Begegnung mit Elrond sprach, strich Gilbrennil ihr sanft übers Haar.

*Im Bann des Grünblatts* (Mittelerde / Thranduil FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt