*Aufbruch*

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Elrond betrat sein Gemach und versuchte, Ruhe zu finden. Aber sein Wunsch war zum Scheitern verurteilt. Zu viele Gedanken bewegten ihn. Die Berichte von Fürst Celeborn waren beunruhigend, er wusste nicht, wie er diese einzuschätzen hatte. Ein Elbe war ohne Wissen der Fürsten Eregions in den Berg eingedrungen und hatte bei Durin vorsprechen wollen. Elrond teilte Celeborns Ansicht, dass es sich bei diesem Elbmann nur um Annatar handeln konnte. Welche Belange verfolgte der dunkelhaarige Elbe mit seinem Besuch? Die Zwerge verhielten sich den Elben Eregions misstrauisch und erweckten den Anschein, als wollten sie die Handelsbeziehungen, die beiden nur Vorteile brachten, abbrechen. Elrond schritt nachdenklich durch sein Gemach. Er blieb an der Tür zu seinem Balkon stehen und blickte auf den kleinen Garten, der sich vor seiner Unterkunft erstreckte. Die Dunkelheit hatte die Pflanzen umhüllt und der Schein des Mondes hatte alles in ein kaltes bläuliches Licht getaucht. Elrond erinnerte sich bei diesem Anblick an die Begegnung mit der Elbin Celebrian, die sich so vertraut an ihn geschmiegt hatte. „Celebrian..." flüsterte der Elbe mit einem Lächeln auf den Lippen und alle Gedanken, die er bisher verfolgt hatte, waren weggewischt. Elrond wusste, dass er, wenn er diese Elbin nicht zur Frau bekäme, nie wieder Freude verspüren könnte. Sein Herz war erobert und gleichzeitig vergeben an die schöne Tochter Eregions. Dass sie die gleichen Gefühle für ihn hegte, versetzte ihn in ein Glücksgefühl, welches er kaum zu greifen bekam. Doch war ihm auch bewusst, dass er Celebrian nur mit der Zustimmung ihrer Eltern an seine Seite wählen durfte. Celeborn und Galadriel schätzten ihn sehr, aber wünschten sie ihn sich auch als Gemahl für ihr einziges Kind? Elrond seufzte verzweifelt auf.

Am nächsten Morgen ging Gilbrennil ein letztes Mal in ihr Gewächshaus und sortierte die Töpfe um. Alari war draußen im Hortensiengarten und schnitt die verwelkten Blüten aus den Büschen. Gilbrennil wusste, dass die kleine Elbin sie gut vertreten würde, Alari widmete sich hingebungsvoll den Gewächsen ihrer Gärten. Gilbrennil konnte sich versichert sein, dass die Pflege auch ohne ihre Anwesenheit von statten ging.

Wehmütig blickte sie sich im Haus um und seufzte. Ein Gefühl des Verlustes überkam sie, denn sie ahnte, dass bei ihrer Rückkehr in diesem Haus und auch in Eregion nichts mehr so sein würde, wie in diesem Augenblick.

Sie blickte hinauf zum gläsernen Dach, durch das die Sonne ihre Strahlen warf und lächelte leicht.

Die Tür des Hauses öffnete sich und Elrond erschien.

„Ich suchte Euch, Gilbrennil."

„Oh Elrond, tretet ein, ich schaffe nur Ordnung vor meiner Abreise."

Der Elbe betrat das Haus und schloss die Tür hinter sich.

„Ihr seid allein?" fragte er und kam an ihre Seite.

„Nun nicht mehr." entgegnete sie lächelnd.

„Ich wollte Euch um einen Spaziergang bitten, um mit Euch einige Begebenheiten unserer Reise zu berichten."

„Oh gern" Gilbrennil band sich ihre Schürze ab und legte sie auf einen der Tische.

„Seid Ihr betrübt, dieses Haus zurück lassen zu müssen?" fragte Elrond und blickte sich um.

„Ja, es ist neu und eigens für mich erbaut wurden." sprach Gilbrennil und seufzte traurig auf.

„In Lorien gibt es viele von diesen Häusern."

„Ich habe Kenntnis davon, allerdings werden sie nie das sein, was ich in diesem Haus verspüre."

Elrond blickte die kleine Elbin an und verstand, welche Gedanken sie hegte.

„Ich verstehe Euch, Gilbrennil. Euer Herz hängt an diesem Haus."

„Ja, das ist wahr. Aber nun..." Sie reichte Elrond ihre Hand, die er sogleich ergriff. „Ich möchte meinen letzten Spaziergang durch meine Gärten genießen, keine trüben Gedanken sollen mich beherrschen."

*Im Bann des Grünblatts* (Mittelerde / Thranduil FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt