Vor dem Schloss ist ein großer Berg und ein Wasserfall. Wenn man vom Berg aufs Schloss blickt bemerkt man bei genauerem hinsehen, dass die Wände die Farbe ändern. Sie passen sich an die Natur drum herum an. Das Schloss ist gekennzeichnet durch seine großen Fenster, die eine Menge Sonnenlicht hindurch lassen und alles sieht sauber und gepflegt aus. An den Fensterbänken sitzen hier und da Vögel und zwitschern ein fröhliches Lied und wenn man in den großen Garten davor blickt, kann man die verschiedensten und buntesten Bäume sehen. Überall fliegen Schmetterlinge von einer Frühlingsblume zur nächsten. In der Mitte des Gartens befindet sich sogar ein Teich, wo Frösche vor sich hin quaken.
Wenn man das Schattenreich mit dem hier vergleicht, kommt einem das andere vor wie der Tod höchst persöhnlich. Wie der Winter oder der Herbst, wo kein Leben mehr wächst und alles zu grunde geht. Und hier, wo alles voller Sonnenstrahlen ist und alles strahlt, denkt man an den Frühling und Sommer. Es ist wunderschön... und so friedlich.
Dante trägt sie den Berg hinunter. Sie laufen an saftigen, grünen Wiesen vorbei und Bienen und Hummeln die verschiedenste Blumen bestäuben und deren Nektar holen. Ist das hier der Himmel? Ich habe noch nie etwas so schönes gesehen. Ich fühle mich... glücklich.
Lydia lässt ihre Arme fallen und streift mit ihrem Stummeln das weiche Gras. Wie gern sie doch wieder ihre Hände hätte. Wie gern sie doch wieder frei sein würde. Doch das geht nicht. Noch nicht. Aber bald.
Als sie im Schloss ankommen setzt er sie auf einen Stuhl und bedeutet ihr, dass er gleich wieder kommen wird.
Ich muss nur mitspielen. Er muss mich mögen, dann kann ich nach dieser Beere suchen, die mich wieder heilen kann. Und dann werde ich den Dämon töten der ich hierher gebracht hat. Ich muss nur geduldig sein und mitspielen.
Ihre Beine schmerzen noch immer. Der Dreck bedeckt ihre Wunden und ist eingetrocknet. Wenn sie so weiter macht, wird sie nie mehr auch nur etwas in ihren Beinen spüren. Dann wird sie wirklich gelähmt sein.
Nach kurzer Zeit kehrt Dante wieder zurück mit Wasser und einigen Handtüchern. Er säubert ihre Wunden und gibt ihr etwas zu trinken. Wie sehr sie doch durstig gewesen ist! Er fragt sie: "Was hat er dir angetan?"
"Das sieht man doch. Was soll ich noch dazu sagen?"
"Ich meine nicht deine Wunden und deinen dürren Körper. Ich spreche von deinen Augen. In geschichten steht immer wieder, dass die Augen eines Menschen anfangen zu leuchten, wenn sie glücklich sind. Man sagt, dass die Augen dich in die Seele eines Menschen blicken lassen. Dass man die Seele sehen kann. Ich sah zwar ein Funkeln in deinen Augen, als du das Schloss gesehen hast, doch irgendetwas stimmt nicht. Deine Augen wirken so... leer und traurig. So als fehlt irgendetwas. Was hat er getan?"
Sie sieht ihn lange an, während er sie mit ernster Mine mustert. Ihr fehlt schon lange etwas. Doch sie dachte nie darüber nach. Jetzt wo er von Seelen spricht, fällt es ihr wie Schuppen von den Augen und sie sagt zögerlich: "Ja... mir fehlt schon etwas. Ich habe mich lange gefragt, was es sein könnte. Ständig scheine ich nach etwas zu suchen und ständig habe ich das Gefühl, als habe ich etwas verloren. Mich zieht es zurück zu der Burg von diesem... diesem Mann. Und jetzt weiß ich auch warum. Er sagte mir immer, dass ich kein anrecht mehr habe auf das Leben. Dass mein Leben jetzt ihm gehört. Meine Seele... mein Vater hat ihm meine Seele verkauft und ich denke, dass sich diese noch dort befindet... in der Burg... bei ihm."
Dante nickt nur mit dem Kopf und sieht weiterhin in ihre Augen. Er wundert sich, wie schön die Augen eines Menschen trotz allem aussehen. Ihre Augen. Die seiner Meinung nach wundervolle Farben beinhalten. Sie sind mal grün, dann blau und jetzt sind sie wieder grau. Ein einziges Farbenspiel. Warum sollte ihr jemand nur so etwas antun?, denkt er sich.
Er wird aus seinen Gedanken gerissen, als Lydia ihn fragt: "Warum habt ihr das Schloss von diesem Mann angegriffen?" Sie hat eine so zarte Stimme, die doch gleichzeitig so wirkt, als könnte sie schnell in einen Befehl umschlagen.
Er sagt: "Es ist ein endloser Krieg. Ich habe schon lange vergessen, warum wir uns hassen sollten. Irgendwie haben die Schatten mal einen von uns getötet und die denken, dass wir mal einen Schatten getötet haben oderso. Dann fing der Krieg an und seitdem sterben laufend unsere und deren Leute. Unser aller König will aber nichts davon wissen. Er lässt uns machen. Doch wenn er nur einmal was sagen würde, dann wäre alles wieder friedlich. Kein Krieg mehr, denn jeder hört auf ihn. Er ist mächtiger als wir alle. Aber so greifen wir immer wieder an und die versuchen uns immer anzugreifen wenn es dunkel ist. So geht es hin und her." Er seufzt und sein friedlicher Blick wird kurz ersetzt durch trauer.
Doch dann lächelt er sie wieder an und sagt: "Jetzt habe ich aber einen guten Grund diese Burg anzugreifen. Der Mann hat etwas das ihm nicht gehört. Und du gehörst nicht hierher. Ich bin der Meinung, dass alles wieder zu seinem rechtmäßigen Platz zurück sollte. Also sobald du deine Seele wieder hast, bringe ich dich nach Hause."
Sie antwortet kleinlaut: "Also werde ich nicht mehr geheilt?"
"Nein. Dann wärst du eine von uns oder von denen. Und ich glaube du willst lieber du selbst bleiben, oder?"
Nein! Schreit ihre innere Stimme. Ich will nicht mehr ich sein! Wenn es bedeutet dass ich gefangen in meinem Körper bin, dann möchte ich lieber jemand anderes sein! Und ich werde mir diese Beere holen und ich selbst werde den Dämon töten.
"Du musst baden und dich dann ausruhen. Lass mich alles erledigen."
Er nimmst sie wieder auf die Arme und trägt sie in ein Badezimmer, wo Wasser in einer Wanne ist. Dort lässt er sie auf den Boden sinken und verschwindet. Müde zieht sie sich aus und lässt sich in das warme Wasser fallen, wo sie sich an der Oberfläche treiben lässt. Das Becken ist groß und es erinnert sie eher an einen Swimming pool. Grübelnd starrt sie mit ihren grauen Augen an die Steinerne Decke und lässt sich vom Wasser und dem Sonnenlicht (das durch die Fenster hindurch scheint) wärmen.
Wenn er nicht da ist, dann werde ich nach dieser Beere suchen. Und ich werde nach Hause zurück kehren, auch wenn ich ein Engelmenschding werden würde.
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Schwarze Rosen
ParanormalAlle hielten sie für Verrückt, für eine Spinnerin. Keiner glaubte ihr als sie sagte, dass da etwas ist. Dass sie etwas holen wird. Etwas dunkles, etwas böses. Nun ist sie allein und ihre einzige Rettung ist das Licht des Tages. Doch wird sie das jem...