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Sie ist nun schon seit mehreren Wochen verschollen. Keiner kann sie finden. Nicht die Sucher, nicht die Jäger, nicht die Spürer und nicht die besten Soldaten die er hat. Sie ist wie vom Erdboden verschluckt. Doch er weiß ja, wer sie mitgenommen hat. Dante Kratos. Sein alter Feind. Er hat ihm seine Sklavin weggenommen. Doch sie gehört ihm. Ihm ganz allein. Und wenn er sie nicht findet, dann wird sie bald schon ganz von selbst zu ihm finden. Man lässt seine Seele nicht verkommen. Man lässt seine Seele nicht allein. Das ist unnatürlich.

Doch es ist nicht ihre Schuld. Er ist sich sicher, dass sie gar nicht mitgehen wollte. Dass sie viel lieber bei ihm bleiben wollte. Bei ihm. Im Dunkeln. Die Dunkelheit und die Schatten sind viel schöner als das Sonnenlicht. Er liebt sie doch. Sie gehört ihm. Und er wird sie niemals freigeben.

Als der Mann, der sich Lydia's Vater nannte, doch tatsächlich ihre Seele verkaufen wollte um seine zu retten, war der Schatten anfangs nicht sehr begeistert. Doch er fing an, sie zu beobachten und fand gefallen an ihr. Schließlich kaufte er ihre Seele, doch die Schuld des Vaters war damit noch lange nicht beglichen. Er wollte Reichtum. Er bekam Reichtum. Für viele Jahre lebte er glücklich. Er wusste um den Preis und doch bat er den Schattenfürsten um Hilfe. Jeder bekommt das was er verdient.

Der Fürst der Schatten stellt sich vor das Bett, in dem Lydia immer schlief. Wie schön ihre Haut doch war und wie schön geformt ihre Knochen immer zu sehen waren. Lydia war für ihn der inbegriff von Schönheit. Sie strahlte immer diese Dunkelheit aus. Etwas düsteres, als hegte sie einen gemeinen Plan gegen ihn. Also dachte sie darüber nach, jemanden zu töten. Immer war da diese finstere Aura um sie herum. Sie war der erste Mensch, den er wirklich kennen lernte, dem er so nahe war. Menschen sind seltsame Wesen, denkt er. Er las immer viel über sie. Es gibt sie in allen Variationen. Gut, böse, gerissen, herzlich, lügnerisch, rebellisch, freundlich, faul, gemein, hilfsbereit, kaltblütig und noch viele mehr. Und das besondere ist, sie haben nicht nur eine eigenschaft. Oftmals beinhalten sie alle Eigenschaften, doch die schlechten sind meistens gut versteckt. 

Bald aber, schon sehr bald, würde er Lydia wieder in den Armen halten. Er wiegt sich im Kreis und summt eine dunkle Melodie während er an sie denkt. Sie liebt ihn auch. Das weiß er. Das muss sie. 

Da Klopft es an der Tür und der Fürst hält in seiner Bewegung inne. Mit seiner tiefen Stimme ruft er: "Tritt ein."

Es ist eine kleine, rundliche Bedienstete. Seine liebste. Schon immer wusste sie, wie man ihn am besten ablenken konnte, wenn es ihm schlecht ging. Sie war immer mit ihrem schönen Körper für ihn da. Sie war nicht sehr intelligent, doch das brauchte sie auch nicht zu sein. Dazu hatte er ja jetzt Lydia. Bald... bald hatte er dazu wieder Lydia. 

Er lächelt sein kaltes, herzloses lächeln. Ein lächeln, das eingeübt wurde. Es kommt nicht von selbst. Es kommt ohne Gefühl, denn Schatten fühlen nicht. Sie handeln und sie wollen den Tod. Er fragt sie: "Madelein was führt dich zu mir zu dieser späten Stunde?"

Sie wischt ihre schwitzigen kleinen Hände an ihrem dreckigen Kleid ab und sagt dann leise: "Wir glauben zu wissen wo Milady ist." Kein Bediensteter darf Lydia bei ihrem wahren Namen nennen. Keiner. Nur er. Also nennen sie alle Milady.

Er ist sofort außer sich vor Freude und fragt begeistert: "Wirklich? Wo ist sie denn?"

Leise flüstert Madelein: "Hoch über den Wolken ist das Schloss von Dante und wir glauben zu wissen, dass es zwischen den Bergen liegt. Es ist allerdings gut getarnt und wir haben schwierigkeiten die genaue Position zu finden."

"Mach dir keine Sorgen. Die genaue Position werde ich finden. Ich werde sie mir zurück holen. Ohja das werde ich." Er lacht in sich hinein. Kalt und böse. 

Als er zur Tür hinaus gehen will fragt Madelein kleinlaut: "Mein Fürst, was... was wird denn jetzt aus mir?"

Er dreht sich zu ihr um und blickt sie stumm an. Was denkt sie eigentlich wer sie ist? 

Da fängt er an zu lachen. Er lacht lange und ohne pause während er sie aus den Augenwinklen beobachtet und sieht, wie unwohl sie sich fühlt. Dann sagt er kichernd: "Dachtest du allen ernstes, dass du etwas besonderes bist? Denkst du das jetzt immernoch? Du sollst nicht denken. Du sollst gar nichts tun."

Ihr kommen Tränen in die Augen und sie fragt Schluchzend: "Also habt ihr mich nur benutzt? All diese Wochen? Ich war doch eine gute Dienerin!"

Sie hat das Wort gegen ihn erhoben und in windeseile ist er bei ihr und umfasst ihr Gesicht mit seinen rauen Händen. Er flüstert: "Oh Madelein. Du dummes Ding. Du warst nur eine Dienerin. Eine Dienerin tut so etwas. Jetzt habe ich Lydia wieder. Bald. Doch du sollst nie wieder das Wort gegen mich erheben."

Bevor sie protestieren kann, fängt er an ihren Kopf zu zerquetschen. Mit seinen Händen. Er hört das Knacken ihrer Knochen. Fühlt das Blut, das aus ihren Ohren rinnt. Aus ihren Augen, ihrer Nase, ihrem Mund. Er ergötzt sich an dem Geruch. Wortlos, fällt sie zu Boden. Tod. Kalt. Sie war eine gute Dienerin gewesen. Mit Betonung auf war. 

Jetzt würde er sich Lydia zurück holen. Er kann es kaum er erwarten, ihre deformierte Figur wieder zu spüren. Und er konnte es kaum erwarten, sie endlich vollends als sein Eigentum zu markieren.

Schwarze RosenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt