1/ HANGANG

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Ich war nun schon seit einem Monat in Korea. Trotz des starken Kulturunterschieds konnte ich mich schnell an die neue Umgebung gewöhnen. Meine Mutter hatte endlich nicht mehr das Bedürfnis, sich jeden Tag oder mindestens alle zwei Tage bei mir zu melden. Ihr war es von Anfang an nicht ganz recht, dass ihre Tochter für ein Jahr das Land verlassen würde. Ich versicherte ihr, dass es für mein Studium notwendig sei und sie ließ mich, wenn auch nicht ganz freiwillig, am Flughafen zurück.

Mein Wohnbezirk war Mapo-gu, dort waren die meisten Universitäten und ebenfalls ein paar Labels und Entertainments waren dort aufzufinden. Durch die vielen Studenten, vor-allem auch Auslandsstudierende, wurde der Bezirk so ziemlich international.

Ich ging gerade eine Straße entlang, glücklicherweise hatte ich heute keinen Unterricht und genoss meinen Spaziergang in Richtung Hangang. Dieser lag nördlich von Mapo-gu. Ich selbst lebe in Hongdae, welches das Gebiet um die Universität beschreibt. Dort ist so ziemlich immer etwas los. Vorallem Nachts!

Dann wimmelte es nur von Studenten und anderen jungen Leuten die das Bedürfnis verspürten, sich dem Alkohol hinzugeben. Eine der Angewohnheiten der Koreaner war es, sofort eine Bindung zu ihren „Hobaes" aufzubauen und das mit einer Willkommensparty, was soviel wie ein Saufgelage mit Karaoke bedeutete. Obwohl es heißt Asiaten vertragen keinen Alkohol kann ich sagen, dass dieses Vorurteil bei den Koreanern völlig außen vorgelassen wurde.

Am Han-river angekommen, genoss ich die Aussicht die sich mir bot. Ich atmete tief ein und aus. Die Sonne schien und viele Leute waren unterwegs. Es war schon Nachmittag.

Obwohl ich schon einige Leute kennengelernt hatte, genoss ich meine Zeit für mich. Anfangs war es schwer sich an die starrenden Blicke der Leute zu gewöhnen. Es war mehr als offensichtlich kein Einheimischer zu sein. In Hongdae war der Anblick nun wirklich mehr als gewöhnlich, während man außerhalb solcher Bezirke Blicke auf sich zog.

Ich lief in Richtung einer der gefühlten tausend Brücken, die sich regelmäßig über den Fluss erstreckten. Im Schatten des Gebilde bewegte ich mich näher an den Rand des Flussbeckens, dort führten Stufen in das unklare Wasser. Der Wind spielte mit meinen langen, hellen Haaren und wirbelte sie gegen meine Schultern.

Ich ging eine der Stufen hinunter und ließ mein Blick entlang des Flusses schweifen. Hier unten war es viel ruhiger, als auf den überfüllten Wegen entlang des Flusses. Ich drehte mich in die andere Richtung, schloss meine Augen und hob mein Gesicht der Sonne entgegen.

Es kitzelte.

Ich lächelte.

Mein Blick lag wieder auf dem Wasser und ich bewegte mich der Brücke entgegen. Der Fluss glitzerte unter der Sonne. Voller Freude hüpfte ich die Erhebung entlang mit dem Blick auf das Funkeln.

Plötzlich traf mein Fuß etwas weiches. Erschrocken wendete ich mich schnell zu meinem Fuß. Ein Typ mit schwarzer über gezogener Hoddy Kapuze und schwarzen an den Knie aufgerissenen Jeans lag vor mir. Ein Mundschutz verdeckte sein halbes Gesicht, während seine Haare nicht zu sehen waren unter dem Beanie das er zusätzlich trug. Aufgebracht zog er den Mundschutz unter sein Kinn. Sein Gesicht verzog sich in einer Mischung von Schmerz und genervt sein. Mit noch halb verschlossenen Augen rieb er sich die Stelle auf seiner Schulter die mein Fußgetroffen hatte und fing an zu Fluchen. Provokant setzte er sich auf und drehte sich in meine Richtung.

Mit noch zusammengepressten Augen wegen dem hellen Licht fauchte er, „Yaaa! Was soll der Scheiß! Kannst du nicht sehen wo du hinläufst?!" Ich musterte seine Gesichtszüge. Er sah recht jung aus, wahrscheinlich war er in meinem Alter oder jünger. Er öffnete das erste mal seine Augen um mich anzusehen und riss sie auch gleich etwas weiter auf, „... oh...Hälloh, yuh forängner!"

Als er merkte mit diesen Worten die Situation nicht erklären zu können fluchte er auf Koreanisch weiter, „Aishh, warum muss mich jetzt so ne Ami Tusse nerven!"

Diese Worte brachten mich endlich wieder zu Sinnen! „Yaah! Ich kann dich verstehen! Und ich komme nicht einmal aus Amerika!" Ich verschränkte meine Arme vor meiner Brust.

Er musterte mich, während ich Ihm wütend ins Gesicht sah. Eins der Dinge die mich etwas nervten. Als Europäer in Korea wird man oft als Amerikaner gesehen. Die Leute meinen es nicht unhöflich, im Gegenteil sie freuen sich so sehr, dass es mir leid tut erklären zu müssen das ich eigentlich aus Deutschland komme.

„Ist mir egal! Wo du herkommst scheinen sich die Leute jedenfalls nicht entschuldigen zu müssen!", schnaubte er in die entgegengesetzte Richtung. Plötzlich viel es mir wieder ein, vor lauter grübeln wie alt er sein könnte hatte ich das völlig vergessen, „Omo, joesonghabnida! Ich nickte kurz etwas stärker, da ich keinen Grund sah mich vor Ihm, der wahrscheinlich jünger war als ich, mich zuverbeugen.

Er grinste und zog eine Braue hoch. „Naja, immer hin..."Ich verdrehte die Augen, was erwartet er den. Ich strich mir meine Haare nach hinten und schaute in sein Gesicht. Er grinste mich an. Seine Augen waren schmal und wirkten ehrlich, auch wenn er etwas von einem Unruhestifter an sich hatte. Als er meine Blicke auf sich spürte wurde sein Grinsen fast etwas hämisch und seine Augen wurden noch schmäler, „Pass bloß auf, dass du mir keine Löcher ins Gesicht starrst, das könnte teuer werden!" Der Typ fing an zu lachen. Ich schnaubte ihm ungläubig entgegen.

Ernsthaft?! Um mich nicht weiter mit Ihm befassen zu müssen drehte ich mich um. Mit einer belanglosen Handbewegung in seine Richtung sagte ich noch,„Wenn du meinst, anyeong!", und lief einfach weiter. Sein Kichern war noch etwas zu hören und verstummte als ich mich weiter entfernte. Sollte er doch denken was er wollte!

THE GUY OF HANGANG (Yoongi X Reader)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt