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Prolog

*Klatsch!*

Gerade als ich die Tür aufgemacht habe, kam er mir schon entgegenund seine Handfläche landete an meiner blassen Wange. Ich war also schon wieder zu spät. Seiner Meinung nach. Ich hatte Schule bis 13:00 und er erwartete von mir, dass ich schon fünf Minuten später zuhause bin. Was sollte ich denn tun, wenn wir hin und wieder noch im Klassenraum festgehalten wurden oder auf dem Flur aufgehalten wurden? Ich hörte schnell wieder auf, verzweifelt zu werden, da Verzweiflung mir das Leben sowieso nie einfacher gemacht hatte.

Genau diese Verzweiflung ist auch an meinem Körper zu erkennen, an den Wunden und Narben die ich mir selbst aus Not hinzugefügt hatte. So einfach kann es also passieren, wenn man allein ist und keinen Ausweg kennt. Stören tun mich diese jedoch schon lang nicht mehr. Ich trage immer lange Ärmel, auch zuhause, auch in meinem Zimmer. Wer weiß, was meine Eltern noch mit mir anstellen würden, wenn sie es wüssten.

Nachdem ich also den Schlag von meinem Vater, naja, eher Adoptivvater, bekommen hatte, ging ich ohne zu reagieren hinauf in mein kleines Zimmer. Ich schloss meine Tür auf, die ich jedes Mal abschloss, wenn ich es verließ und trat ein, um es dann wieder abschließen zu können. Ich hatte nicht unbedingt gern meine Ruhe,aber noch weniger gern hatte ich die Anwesenheit meiner Familie.Diese bestand aus meinem Vater, meiner Mutter und meiner kleinen Schwester, die die biologische Tochter meiner Adoptiveltern ist und somit wichtiger für die beiden, als ich es bin. Ich war sehr selten draußen und verbrachte somit den ganzen restlichen Tag, den ich nicht in der Schule verbrachte, in meinem Zimmer.

In der Schule hatte ich nicht die besten Noten, aber sie waren akzeptabel. Ich hatte durchaus reichlich Zeit zum lernen,konzentrierte mich jedoch lieber auf irgendwelche Videos oder las etwas. Wenn ich das gerade nicht tat, lag ich einfach auf meinem Bett mit meinen Kopfhörern links und rechts in meinen Ohren und hörte laut genug Musik, dass ich niemanden meinen Namen rufen hören könnte, was sowieso selten jemand tat. So tat ich es auch jetzt. Ich lag auf meinem gemachten Bett, mit dem Kopf auf derzusammengenommenen Bettdecke und mit meinen Füßen an meinem Kopfende.

Zu meiner Erleichterung musste ich mein Zimmer für die nächsten zwei Tage nur aufgrund von menschlichen Bedürfnissen verlassen, da wir Wochenende hatte und ich somit nicht zur Schule musste.

Nach einiger Zeit, in der ich jetzt nur auf meinem Bett gelegen habe,verließ ich kurz mein Zimmer um mir etwas zu essen vom Vortag zuholen. Dies machte ich kurz etwas warm und nahm es wieder mit in mein Zimmer. Ich stellte es auf meinen voll bepackten Schreibtisch neben meinen alten Laptop, klappte diesen auf und startete ihn. In der recht langen Zeit, die der Laptop mal wieder in Anspruch nahm, machte ich mich kurz auf zu meinem Kleiderschrank und zog mir eine schwarzeJogginghose an, die mir wahrscheinlich nicht mehr lange passen würde.Um eine neue zu bekommen musste ich jedoch wieder einen Monat irgendwo arbeiten und dafür verbrachte ich die Zeit viel lieber in meinem abgedunkelten Zimmer.

Als mein Laptop endlich hochgefahren war, surfte ich ein wenig im Internet und kam schließlich durch irgendeine Popup-Seite auf eine Dating-Seite und klickte diese aus Spaß an. Während ich, recht emotionslos, durch die Bilder und Status scrollte, fand ich ein paar Leute, die auf meine Schule gingen. Zwei Leute erkannte ich direkt,sie gingen in meine Stufe und saßen im Englischunterricht relativ weit hinten, recht nah bei mir. Dauernd waren sie am reden, was mich jedoch nicht störte, da ich das meiste, was die Lehrerin mir zu vermitteln versuchte, ohnehin nicht verstand. Aus reiner Neugier erstellte ich mir ein eigenes Profil, allerdings ohne ein Bild von mir selbst einzufügen und schrieb den Jüngeren der beiden Jungen an. Sein Benutzername war „Taehyungie:3". Etwas albern..Ich selbst nannte mich einfach „Jkook", nicht sehr einfallsreich, ich weiß, aber für einen kleinen Spaß sollte es ausreichen, zumal mich sowieso nicht wirklich jemand richtig kannte. Als ich mein Profil zuende erstellt hatte, schrieb ich Kim Taehyung also einfach an:

Jkook: Hallo

Überraschend schnell kam dann auch schon eine Antwort. Ich hätte gedacht, dass ich nachhaken müsste, da die Antwort nicht sehr ausgepfeilt war.