TH: "Was war das denn gerade?" Er hatte immernoch denselben Gesichtsausdruck wie vor wenigen Minuten.
JK: "Das heißt... du hast alles mitbekommen?" Mit leicht zitternder Stimme fragte ich Taehyung das, worauf ich die Antwort sehr wahrscheinlich schon wusste.
TH: "Wie konnte ich das nicht hören? Jungkook, ist das immer so bei euch?"
JK: "Nein" log ich. Ich fühlte mich keineswegs gut dabei, ihn anzulügen und meine Stimme trug selbst auch wenig Überzeugung in sich, weshalb Taehyung sicherlich wusste, dass das nicht stimmte.
TH: "Das glaube ich dir nicht"
Kurz darauf beendete ich den Anruf und schloss Skype. Ich legte mich mit dem Bauch auf mein Bett und presste mein Gesicht in mein Kissen. Kurz darauf hörte ich mein Handy klingeln. Ich bekam einen Anruf. Mein Bildschirm blinkte auf und der Name "Taehyung"erschien. Ich nahm den Anruf an, sagte jedoch nichts.
TH: "Jungkook?"
Pause.
TH: "Jungkook, sag doch was"
Wieso machte er sich überhaupt Sorgen um mich? Bis gestern hat er mich nicht einmal beachtet. Wieder sagte ich nichts.
TH: "Das war doch heute nicht das erste Mal.. War das deine Mutter?"
JK: "Ja.." Meine Stimme zitterte noch immer. Wieso interessiert er sich plötzlich für mich, jetzt, wo er weiß, wie es um mich in meiner Familie steht? Ich kann und werde ihm sowieso nicht alles erzählen.
TH: "Sie macht sowas öfter, nicht?"
Natürlich macht sie das oft, sie konnte mich einfach nicht leiden. Sie war mit mir nicht einverstanden. Plötzlich bekam ich deutlich zu spüren, wie einsam ich gerade war. Wie sehr ich jemanden brauchte. Ich wollte, dass jemand bei mir war, aber Taehyung konnte ich nicht fragen und Freunde hatte ich nicht. Selbst meine Schwester konnte mich nicht ausstehen. Wieso hat mich diese Familie adoptiert?
Ich legte einfach auf und ging ins Bad. Ich hatte dieses Bad mehr oder weniger für mich allein, da der Rest der Familie im Erdgeschoss wohnte. Ich nahm eine kleine Schachtel aus dem kleinen Schrank, in dem die Handtücher waren, und öffnete diese. Dann zögerte ich kurz und nahm die glänzenden Klingen heraus. Ich stellte den Wasserhahn an, woraufhin lauwarmes Wasser aus diesem strömte. Ich wusch eine der Klingen, sah in den Spiegel, und setzte an meinem Oberarm mit dem kühlen Metall an. Tränen füllten meine Augen und meine Hand, die die Klinge hielt, übte leichten Druck darauf aus. Die warme, rote Flüssigkeit lief meinen Arm entlang nach unten ins Waschbecken. Ich beobachtete den kleinen Strom, ehe ich dann erneut meine Hand hob,und die Klinge wieder zu meinem Oberarm führte. Wieder durchzog mich ein stechender Schmerz, welcher jedoch angenehmer war als der, den ich vor lauter Einsamkeit innerlich verspürte. Mit nassen Augen sah ich wieder neues Blut meinen Arm runter rinnen und ins Waschbecken tropfen. Dann platzierte ich meinen Arm unter dem Wasser, welches sich schlagartig rötlich färbte, als es das Blut von meinem Arm wusch. Ich nahm mir mit Absicht ein rotes Handtuch aus dem Schrank,welches ohne hin immer oben lag -für den Fall der Fälle-, presste es auf meinen Arm und trocknete diesen ab. Dann verband ich meinen Oberarm und zog meinen Ärmel über diesen Verband. Ich versteckte die Klingen wieder und schloss die Badezimmertür auf. Dann machte ich mich wieder auf den Weg in mein eigenes Zimmer. Mein Blick fiel auf mein blinkendes Handy. Taehyung versuchte, mich anzurufen. Außerdem erschien die Nachricht "7 verpasste Anrufe". Ich nahm mein Handy wieder in die Hand und nahm den Anruf nach kurzem Zögern an.
Eine aufgeregte Stimme ertönte.
TH: "Jungkook, endlich, was hast du gemacht?"
JK: "Brauchte kurz ein bisschen Zeit für mich..." kam meine Antwort relativ knapp. Da ich Taehyung erneut anlog, sammelte sich wieder die salzige Flüssigkeit in meinen geröteten Augen und ich versuchte ein leises Schluchzen zu unterdrücken, was mir sogar gelang.
TH: "Jungkook, was hast du gemacht, wo warst du?" Seine Stimme änderte sich von sorgenvoll zu leicht eindringlich.
JK: "Das.. es ist nichts.." Dieses Mal rutschte mir das Schluchzen ohne Vorwarnung raus und ich hielt mir schnell meine Hand vor den Mund.
TH: "Darf ich zu dir kommen?" Bei der Frage schüttelte ich innerlich schon den Kopf. Ich erwiderte auf die Frage nichts, da mir die Drohung meiner Mutter wieder in den Sinn kam. Ich sollte nicht stören, somit war es fast unmöglich, jemanden in das Haus zu bringen, ohne mein Zimmer zu verlassen, oder das Haus selbst zu verlassen.
JK: "Ich.. weiß nicht so recht" Meine Stimme wurde immer leiser, bis sie nur noch ein Flüstern war. Plötzliche Angst stieg in mir auf, meine Mutter könnte hören, wie ich telefonierte.
TH: "Deine Mutter, huh?"
JK: "Naja... ich kann niemanden schluchz ins Haus lassen."
TH: "Dann versuch raus zu kommen. Ich komme rüber, schließlich habe ich durch die Kursliste deine Adresse. Ich komme also rüber, ob du es willst oder nicht." Der strenge Ton in Taehyungs Stimme ließ mich kurz zusammenzucken. Dann hörte ich das Tuten am anderen Ende der Leitung. Taehyung hatte aufgelegt.
Kurz darauf zog ich meine Jalousie hoch und blinzelte kurz, da die Sonne mich blendete. Da sah ich jemanden laufen. Dieser Jemand war schon Taehyung. Wie soll ich denn hier raus kommen? Wenn meine Familie mit ihren Besuchern in der Küche isst, sollte das ein relativ geringes Problem sein, sitzen sie jedoch in der Wohnecke und reden miteinander, wird aus dem Rausschleichen nichts werden.
Leise schloss ich meine Zimmertür auf und öffnete sie einen Spaltweit, sodass ich ungefähr hören konnte, wo sich alle befanden - Alle, außer mir natürlich. Ich hörte ein paar Stimmen, die mir nicht bekannt waren. Bevor ich mich jedoch auf den Weg nach unten machte, ging ich noch einmal ins Bad, um mein Gesicht zu waschen und zu versuchen, die Rötung meiner Augen etwas zu stillen.
Als ich das dann getan habe, und meine Augen fast so aussahen, als hätte ich nicht geweint, schlich ich leise die Treppe runter, bis ich orten konnte, wo sich meine Familie und ihr Besuch aufhielten.Jungkook, beeil dich ein bisschen, du lässt Taehyung warten! -Jaja.. dachte ich mir selbst und beschleunigte meine Schritte etwas. Ausnahmsweise schien das Schicksal einmal auf meiner Seite zu sein, da die Stimmen eindeutig aus der Küche kamen. Ich ging also den schmalen Flur entlang, der durch ein Klavier noch verschmälert wurde, auf dem ich manchmal spielte, um Emotionen freien Lauf lassen zu können, nahm dann meine schwarze Jacke vom Haken und zog passend dazu meine schwarzen Schuhe an, die darunter standen. Dann öffnete ich die Tür so leise wie möglich. Zu meinem Unglück jedoch machte diese immer ein Geräusch, wenn sie geöffnet wurde und so konnte ich nicht anders, als nahezu aus dem Haus zu flüchten. Bevor die Tür dann ins Schloss viel, hörte ich noch jemanden nach mir rufen. Mist! Sie haben mich bemerkt! Vor der Haustür stehend sah ich mich kurz um, ehe ich Taehyung erblickte, der sich gegen die Hauswand gelehnt hatte und einfach da stand.
Mit einem Mal stieg Nervosität in mir auf und meine Hände begannen leicht zu zittern, weshalb ich diese in meinen Jackentaschen vergrub. Außerdem war mir kalt. Ich hatte lediglich nach meiner Sweatjacke gegriffen und nicht die Wärmere genommen. Jetzt war es zu spät und umkehren hätte nur schlimmere Folgen.
Langsam und zögerlich ging ich letztendlich auf Taehyung zu. Er blickte auf den Boden. Als meine Füße dann in sein Sichtfeld traten, sah er auf. Kurz darauf machte er Andeutungen, mich in den Arm nehmen zu wollen, was ich jedoch abblockte, da ich das nicht gewohnt war. Daraufhin wirkte Taehyung zwar etwas niedergeschlagen,aber er sagte nichts dazu.

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Popup - curiosity - you || BTS FF
FanfictieVkook "Überraschend schnell kam dann auch schon eine Antwort. Ich hätte gedacht, dass ich nachhaken müsste, da die Antwort nicht sehr ausgepfeilt war. " "Ja... Wer bin ich? Was sollte ich darauf antworten? " Jungkook PoV