Nach einigen traumlosen Stunden wachte ich schließlich wieder auf. Ich öffnete noch halb verschlafen meine Augen und nahm mein Handy in die Hand. Ich stellte es an, dass ich den Sperrbildschirm erkennen konnte. Dieser blendete mich zuerst, nach wenigen Sekunden aber haben sich meine Augen an das grelle Licht gewöhnt. 5:24. Es war also gerade mal halb 6. Das heißt, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit noch niemand im Haus wach ist. Also befreite ich mich aus meiner Decke und setzte mich aufrecht auf mein Bett, welches dabei leise quietschte. Von einem Gähnen begleitet ließ ich meine rechte Hand durch meine kurzen dunklen Haare fahren, welche mir kurz darauf wieder ins Gesicht fielen.
Nach kurzer Zeit entschied ich mich dazu, aufzustehen. Ich stapfte zu meinem Kleiderschrank, aus dem ich mir meine Jogginghose von gestern und einen Pullover holte. Ich zog mich rasch um, wobei ich beim Ausziehen meines Schlafpullis darauf achtete, dass der Verband nicht ab ging. Nachdem ich mich dann umgezogen habe, schlich ich aus meinem Zimmer durch den kleinen Flur ins Bad, wo ich das Licht anstellte. Ich kniff schnell beide Augen zusammen, da das Licht durch die weißen Wände des Zimmers noch mehr reflektiert wurde. Bald darauf jedoch traute ich mich, mein eines Auge halb zu öffnen, worauf auch das Andere folgte. So stand ich vor dem Spiegelschrank mit halb zusammengekniffenen Augen und sah in mein eigenes verschlafenes Gesicht. Mein blasses Abbild wurde von Augenringen geziert und die Haare standen in alle Richtungen ab.
Ich kämmte meine Haare schnell durch und wusch mir mein Gesicht, sodass ich wenigstens etwas frischer aussah. Ich fühlte mich auch relativ ausgeschlafen, wach war ich jedoch nicht wirklich. Nach einer Weile entschied ich mich dann doch fürs Duschen. Ich nahm zwei Handtücher aus dem Schrank und legte sie vor die Dusche, ehe ich meine Sachen auf denToiletten deckel legte und warmes Wasser über meinen Körper laufen ließ. Als ich dann meine Haare gewaschen und fertig geduscht hatte, trat ich aus dieser aus und eine warme Nebelwolke umhüllte mich. Dennoch begann ich zu frieren und ich schlüpfte schnell wieder in meine Jogginghose und meinen Pullover.
Als ich die Tür zum Flur öffnete, strömte die Kälte in Bad und ein kurzer Schauer überkam mich. Schnell huschte ich noch die Treppe runter, da ich langsam Hunger bekam. Die Gäste schliefen noch und so konnte ich schnell und unbemerkt in die Küche schleichen und mir zwei trockene Scheiben Brot schnappen. Ich wollte nicht länger als nötig hier bleiben.
Ich ging wieder hoch in mein Zimmer und schloss mich wieder ein. Dann setzte ich mich auf meinen Schreibtischstuhl, nahm mein Handy zur Hand und begann das trockene Brot zu essen. Ich griff nach der, mehr als halb leeren, Wasserflasche, die schon mehrere Tage hier steht und drehte den Deckel auf. Dann setzte ich an meinen Mund an und trank wenige Schlucke. Es schmeckte ziemlich bitter, weshalb ich die Flasche schnell wieder zurückstellte und mein Brot kurzerhand vollends aufaß.
Nach ein paar Bildern, die ich aufverschiedenen Internet Seiten fand, die ich angesehen hatte, überkam mich eine leichte Übelkeit. Doch dabei sollte es nicht bleiben. Nein, ich bekam noch Kopfschmerzen. Um diesen eine Chance zu geben zu verschwinden, öffnete ich mein Fenster. Als das jedoch nach wenigen Minuten noch nicht half, entschloss ich mich dazu nach draußen zugehen. Ich nahm mir Taehyungs Jacke, zog sie, wie gestern, über meine eigene und ging ein weiteres Mal die Treppe runter. Ich zog schnell meine Schuhe an, griff nach dem Schlüssel, und öffnete die Tür. Als ich diese dann wieder schloss, ließ sie wieder das Geräusch hören, was mir ziemlich verhasst ist.
Was ich in diesem Moment jedoch nicht wissen konnte war, dass die Gäste, die im Wohnzimmer waren, durch dieses Geräusch geweckt wurden.
Mit der frischen Luft um mich herum ging es mir schon etwas besser und die Kopfschmerzen wurden langsam aber sicher weniger. Meine Übelkeit war schon wieder so gut wie verschwunden und ich ging, mal in den Himmel guckend, mal den Blick auf den Pflasterstein gesenkt, einfach durch die wenig befahrenen Straßen. Um diese Uhrzeit war es zum Glück sehr unwahrscheinlich, dass mir jemand über den Weg laufen würde, schließlich war Samstag morgen und es würden viele ausschlafen wollen.
Ich dachte viel nach, während ich durch die Straßen ging. Viel über meine "Familie", wie ich sie eigentlich ungern nennen möchte, über meine Zukunft, überdas Treffen nachher und, wie ich mir eingestehen musste, auch etwasan Taehyung.
Völlig in Gedanken versunken vergaß ich positiver Weise meine Kopfschmerzen und meine Übelkeit. Nach einiger Zeit, die ich nun draußen herumgeirrt bin, sah ich auf die Uhr meines Handys: Es war schon halb 7. Das heißt, ich bin fast eine Stunde jetzt durch die Straßen hier gelaufen. Da ich mir ziemlich unsicher war, wann meine Mutter und mein Vater aufstehen würden, wenn Besuch da war, kehrte ich langsam um und begab mich auf den Rückweg wieder auf nach Hause. Durch die Gedanken, die ich mir eben noch gemacht habe, fühle ich mich dennoch nicht so, dass ich ein Stück weiter gekommen bin. Eigentlich hatte ich mehr meine Zeit verschwendet, als dass ich mir irgendwie geholfen hatte.
Als ich dann nach einer weiteren Viertelstunde wieder Zuhause angekommen bin, holte ich meinen Schlüssel aus der Hosentasche, den ich glücklicherweise noch eingesteckt hatte, heraus und steckte ihn in das Schlüsselloch. Ich musste, damit die Tür auf ging, diese leicht nach hinten ziehen. Dann öffnete ich sie und ein leises Geflüster kam mir zu Ohren. Dieses verstummte jedoch, als die Tür das verräterische Geräusch von sich gab, wenn jemand ins Haus kam. Ich erntete komische Blicke von unseren Gästen, würdigte sie selbst jedoch keines Blickes. Alsich einfach an ihnen vorbei ging, tuschelten sie wieder und warfen mir hin und wieder einen, fast schon angewiderten Blick, zu. Es war nur zu offensichtlich, dass die beiden Erwachsenen, die dort waren, über mich redeten. Ich ließ mir meine leichte Wut, die sich anzustauen begann, nicht anzumerken und setzte meinen Weg zur Treppe hin fort. Ich sah mich nicht zu den Anderen um, dazu hatte ich zu viel Angst, dass es irgendwann eines meiner Familienmitglieder mitbekommen würden.
Als ich dann die Treppe nach oben gegangen bin, schloss ich zuallererst wieder mein Zimmer ab. Dann steuerte ich auf meinen Schreibtischstuhl zu und setzte mich. Ich seufzte einmal leise und legte dann meinen Kopf in meinen Händen ab, die Ellenbogen auf die angewinkelten Knie gestützt. So saß ich einfach da, versuchte über nichts nachzudenken und schloss meine Augen.
Langsam kamen meine Kopfschmerzen wieder ein wenig zurück, was aber wahrscheinlich nur an der schlechten Luft in meinem Zimmer lag. Dennoch machte ich keine Anstalten, das Fenster wieder zu öffnen, welches ich vor dem Verlassen meines Zimmers wieder geschlossen hatte. Ich blieb einfach sitzen.
Mit einem Mal schreckte ich auf, als ich ein lautes Hämmern an meiner Tür hörte. Mein Herzschlag beruhigte sich schnell wieder von dem Schreck, dennoch war ich etwas aufgeregt, was mich jetzt erwartete. Ich schloss meine Tür mit einem leisen klick auf. Vor mir standen mehrere Personen. Meine Eltern und meine Schwester erkannte ich. Dann erblickte ich noch unsere drei Gäste.Was wollen die bei mir?! Da mir das eigentlich zu viel Andrang an meinem Zimmer war, hatte ich das Verlangen, die Tür einfach wieder zu schließen und mich wieder zu setzen oder in mein Bett zu legen. Aus dem starken Respekt, oder eher Angst, vor meinen Eltern jedoch, tat ich das nicht, sondern sah die Meute vor mir verwirrt an. Im Blick meiner Mutter konnte ich lesen: guck nicht so blöd. Der Blick meines Vaters drückte nur die Feindseligkeit zu mir aus, durch das nicht vergessene Ereignis am Vortag. Die Gäste, die neben meinen Eltern standen, strahlten, als gäbe es kein Morgen. Dann setzten auch meine Eltern, und meine Schwester sowieso, ein gespielt freundliches Gesicht auf, und meine Mutter begann zu reden: "Jungkook?" Wieso hörte sie auf zu reden? Erwartete sie jetzt eine Antwort? Indirekt bekam sie diese, als ich ihr leicht auffordernd in ihre Augen sah. Für eine Millisekunde huschte mein Blick zu meinem Vater, der mich wieder streng ansah, sein Gesichtsausdruck sich jedoch wieder zum Positiveren veränderte, als er einen Blick auf seine Frau warf und ihr kaum merklich zunickte. Nach einer Weile, die mir wie eine Ewigkeit vor kam, begann sie auch endlich wieder zu sprechen: "Wir werden zu sechst für den Rest des Wochenendes weg fahren."Leicht verdutzt von dem spontanen Urlaub meiner Eltern senkte sich mein Blick kurz auf meine Füße.
Ich ließ die Worte in meinem Kopf mehrere Male wiederholen. Sie haben mich nicht einmal gefragt. Sie sagen mir erst jetzt Bescheid, dass sie weg wollen. Sie haben nicht einmal angedeutet, dass ich mitkommen könnte – wieso auch. Sie haben es also nicht einmal in Erwägung gezogen.
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Popup - curiosity - you || BTS FF
FanfictionVkook "Überraschend schnell kam dann auch schon eine Antwort. Ich hätte gedacht, dass ich nachhaken müsste, da die Antwort nicht sehr ausgepfeilt war. " "Ja... Wer bin ich? Was sollte ich darauf antworten? " Jungkook PoV