Kapitel 4

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TH: "Willst du drüber reden?"


Ja.


JK: "Nein"


Idiot.


TH: "Du musst mir nichts erzählen.." Taehyung wandte seinen Blick von mir ab und sah wieder zu Boden.

JK: "Wollen wir ein Stück gehen?" Ich war von mir selbst überrascht, dass ich ihn das gefragt habe, wenn auch nur leise. Dennoch stimmte Taehyung ein und wir gingen -mit etwas Sicherheitsabstand-, der natürlich nicht von Taehyung erzeugt wurde, nebeneinander her. Irgenetwas zog uns dann in einen kleinen Park, dessen Blumen in der frühen Frühlingszeit zu sprießen begannen. Wir steuerten auf eine verrostete Bank zu und setzten uns hin – den Sicherheitsabstand beibehaltend.

Ich machte mir die ganze Zeit schon einen Kopf darum, wie es sein wird, wenn ich wieder zuhause eintreffe und wie meine Eltern reagieren werden. Ich meine: Wenn meine Schwester mal geht, ohne Bescheid zu sagen, wird sie darum gebeten, nächstes Mal Bescheid zugeben. Da diese jedoch, wie schon erwähnt, das leibliche Kind meiner Adoptiveltern – und außerdem jünger – ist, wird es bei mir komplett anders aussehen.

Nach kurzer Zeit, in der ich mir durch meine eigenen Gedanken wieder ziemlich einsam vorkam, rückte ich, fast unbewusst, wenige Zentimeter näher an Taehyung heran. Dieser bemerkte das anscheinend, denn er sah auf. Immernoch durch Einsamkeit gesteuert, zog ich meine Knie an mich heran, sodass ich meine Arme um diese schlingen konnte. Ich legte mein Gesicht in meine Hände und begann zu weinen. Ich weiß nicht, wieso das genau jetzt passieren musste, versuchte mir jedoch einzureden, dass mir die Kälte ebenfalls zusetzte und ließ zuerst nur stumm Tränen meine Hände anfeuchten, damit es nicht auffiel und Taehyung nichts merken konnte. Kurz darauf jedoch, verließ meine Lippen ein leises Schluchzen. Ich merkte, wie Taehyung sich neben mir regte. Am liebsten würde ich jetzt einfach weglaufen, aber irgendwas hielt mich davon ab.

Als ein weiteres Schluchzen von mir vernommen werden konnte, spürte ich eine Hand auf meiner Schulter. Ich wollte jedoch nicht aufsehen und nachgucken. Außerdem wusste ich schon, dass diese zu Taehyung gehörte. Mit einem Ruck zog mich der Ältere dann jedoch an sich heran und ich sah ihn überrascht und verheult an. Er legte beide Arme um mich. Ich selbst nahm meine Füße wieder von der Bank runter, um mich selbst auch an ihn zu ziehen. Das führte dazu, dassTaehyung mich noch fester in den Arm nahm und mit einer Hand sanft und etwas beruhigend durch meine schwarzen Haare fuhr. Meinen Kopf hatte ich mit dem Gesicht auf seine Schulter gelegt und meine Tränen begannen sein Shirt unter der halb offenen Jacke zu durchnässen. Ein leises "Schsch" war von Taehyung zu vernehmen. Man, der weiß echt, wie man mit Menschen umgeht. Dabei kennt er mich garnicht.

Irgendwann hörten meine Tränen auf, aber mein Körper zuckte noch bei jedem Schluchzen zusammen. Wenn ich das gerade mal nicht tat, zitterte mein ganzer Körper vor Kälte.

Als wir gefühlt mehrere Stunden einfach so dasaßen, hörte ichTaehyungs Stimme:


TH: "Jungkook?"


Eigentlich wollte ich nicht aufsehen, um Taehyung meinen Anblick zu ersparen. Ich tat es aber trotzdem, sah ihm also mit meinen verheulten Augen in seine Dunkelbraunen.


TH: "Du frierst ja total.."


Langsam nickte ich. Als ich dann realisierte, wie wir da saßen, ich in seinem Arm, löste ich mich schnell und schüchtern von ihm und setzte mich wieder etwas von ihm weg. Als ich das tat, sah ich seine Augen kurz aufblitzen – vor Trauer? Oder Sorge? Leicht verwirrt begann ich damit, meine Augen etwas trocken zu reiben und sah dann nach unten auf den Boden.


Dann hörte ich ein Geräusch, es war das eines Reißverschlusses, der geöffnet wurde. Kurz darauf spürte ich etwas auf meinen Schultern, was sich im nächsten Moment schon als die Jacke des Älteren herausstellte. Ziemlich müde vom weinen sah ich diesem ins Gesicht und kurz darauf an seinem Körper runter. Jetzt saß er, nur noch im T-shirt bekleidet, neben mir. Noch dazu kam, dass das T-shirt an einer Stelle von meinen Tränen noch nass war. Rücksichtsvoll wollte ich ihm seine Jacke zurückgeben, was er jedoch ablehnte und es mir durch ein einfaches Kopfschütteln zeigte.


TH: "Soll ich dich zurück nach Hause bringen?" Taehyung versuchte, Blickkontakt mit mir aufzunehmen. Mein Blick jedoch warbei der Frage starr auf den Boden gerichtet. Eigentlich wollte ich nie mehr zurück. Mit Taehyung war gerade alles so in Ordnung, wie es war.

JK: "Ich finde schon allein zurück" erwiderte ich etwas abwesend.

TH: "Kommt nicht infrage. In deinem jetzigen Zustand gehst du nicht allein nach Hause"


Ich griff in meine linke Jackentasche und sah kurz darauf panisch zuTaehyung auf. Ich habe meinen Schlüssel vergessen! Jetzt werde ich klingeln müssen, um ins Haus zu kommen.


TH: "Was ist los?"

Meine Stimme war bloß ein flüstern: "Mein... mein Schlüssel.."

TH: "Hast du ihn verloren?"

JK: "V-Vergessen.."

In diesem Moment realisierte Taehyung meine Situation und beschloss:


"Dann bleibe ich eben bei dir."

Erstaunt sah ich zu ihm auf. Das würde er tun? Aber meine Eltern würden noch weniger begeistert sein. Ich wusste, sie würden ihn einfach wegschicken. Und wenn es sein musste, dann eben mit Gewalt. Und das wollte ich nicht. Ich wollte einfach nicht, dass sie Taehyung etwas antaten, dem einzigen Menschen, der überhaupt versucht hat, mir zu helfen.


JK: "A-Aber sie- sie werden -" weiter kam ich nicht, da Taehyung mich unterbrach.

TH: "Keine Widerrede. Ich lasse dich – zumindest jetzt –nicht mit deiner Familie allein"


"Zumindest jetzt"... Natürlich wusste Ich, dass Taehyung nicht immer da sein konnte – geschweige denn wollte – und hatte jetzt schon Angst vor dem Moment, wie meine Eltern reagieren würden sobald ich wieder allein war. 

Dann sah ich, wie Taehyung einfach aufstand und los ging. Ich versuchte nur in Gedanken, diesen aufzuhalten, da ich wusste, dass ich keine Chance hatte. Schweigend folgte ich also seinen recht schnellen Schritten. Er ging, als hätte er es eilig, mich nach Hause zu bringen, als wollte er mich... loswerden. Wollte er das? Oder bildete ich mir das nur ein?

Meine Gedanken waren zu durcheinander, um sie ordnen zu können. Vermutlich konnte ich erst nach einem huntert-jährigen Schlaf wieder einen klaren Gedanken fassen.

In Gedanken vertieft lief ich ohne drüber nachzudenken einfach weiter. So lief ich fast gegen Taehyung, der vor meiner Haustür stehen geblieben ist. Etwas amüsiert sah er mich an, dennoch spiegelte sein Blick auch seine Sorge wieder. Ohne zu zögern ging er an die Tür und drückte auf den Klingelknopf. Nach einer kurzen Weile stand in der Tür auch schon mein Vater. Er sah nicht sonderlich begeistert aus, weshalb sich das Verlangen in mir breit machte, mich ganz klein zu machen und hinter Taehyung zu verstecken."Wo bist du gewesen?" fragte er mit einer aufgesetzt netten Stimme, die jedoch Nachdruck hatte, sodass ich es etwas mit Angst zu tun bekam. Aus eben dieser Angst heraus, sammelte sich etwas Tränenflüssigkeit in meinen Augen, die ich jedoch schnell wegblinzelte, bevor sie jemand sehen konnte. Darauf konzentriert, nicht wie ein Weichei dazustehen, hörte ich plötzlich, wie Taehyung zusprechen begann.

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