Kapitel 9

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Meine Hand an der Türklinke verweilend, tat ich eine unsichere, einladende Geste und bat Taehyung somit in mein Zimmer zu kommen. Als er eingetreten ist, schloss ich hinter ihm die Tür und drehte den Schlüssel. Daraufhin drehte er sich zu mir um und sah mich, den Kopf leicht schief gelegt, etwas verwirrt an. Ich sah ihm kurz in die Augen, zuckte als "Antwort"mit den Schultern, sah dann auf den Boden und setzte meinen Weg zum Bett an. Fast schon war ich etwas stolz darauf, dass mein Boden aufgeräumt war, und man ohne Hindernis gehen konnte.

Taehyung, der noch etwas ratlos im Raum stand, deutete ich durch leises klopfen auf den Platz auf dem Bett neben mir, sich auch zu setzen. Er nickte dankend und setzte sich, recht nah, neben mich. Er sah sich etwas um und die Worte "Ganz nett hast du's hier" verließen seinen Mund. Ich entschied mich dazu, darauf nicht zu antworten, um seine, scheinbar ganz gute Laune, nicht verschwinden zu lassen, da nicht mal mein eigenes Zimmer ein Ort war, der mich wie zuhause fühlen ließ.

Auf mein Schweigen hin sah Taehyung mich etwas besorgt an. In seinem Blick lag eine gewisse Erwartung. Ich erwiderte seinen Blick, brach ihn dann jedoch wieder, als ich auf den Boden sah. Taehyung legte daraufhin seine linke Hand auf meine Schulter. Die Stelle, die von seiner Hand berührt wurde, erwärmte sich leicht und eine kurze Gänsehaut überlief meinen Körper. Außerdem setzte sich kurzweilig ein sanftes Lächeln auf meine Lippen. Taehyung scheint es bemerkt zu haben, denn er lächelte darauf auch wieder und meinte "Du hast ein nettes Lächeln, wieso kannst du nicht immer lächeln?" Da sich mein Herzschlag leicht beschleunigte, sah ich zu dem Älteren auf und ein leicht rosaner Schimmer zierte mein Gesicht vor Verlegenheit. Das hatte noch nie jemand zu mir gesagt. Mal davon abgesehen, dass ohnehin fast niemand mit mir redet. "Mein Leben ist es nicht wert, immerzu ein Lächeln auf den Lippen zu haben. Außerdem..." Taehyungs eben noch recht fröhlicher Gesichtsausdruck änderte sich bei meinen Worten schon fast schlagartig zu entsetzt. "..denke ich anders über das Leben als viele Andere.." beendete ich meinen angefangenen Satz. "Dann sag mir, wie du darüber denkst. Vielleicht kann ich deine Ansicht ja ändern" Taehyung fügte dem Ganzen noch ein leises Lachen und ein kurzes Zwinkern bei. Außerdem drehte er sich mehr zu mir, sodass er nun im Schneidersitz, wartend, vor mir saß. Leicht auffordernd blickte er mir mit seinen schönen dunkelbraunen Augen in meine eigenen. "Wae? Lass uns lieber draußen ein bisschen gehen, oder? Wenn das Wetter schon mal besser wird..." versuchte ich vom Thema abzulenken. Wirklich warm ist es nicht, im Gegenteil, eben schien Taehyung selbst ja schon etwas gefroren zu haben, als er zu mir kam... Zu meiner Erleichterung jedoch stimmte Taehyung, wenn auch etwas widerwillig, zu. Ich griff nach seiner Jacke und gab sie ihm mit einem verlegenen Lächeln, welches sich auf meine Lippen schlich, zurück. Ein amüsiertes "Danke" kam von Taehyung.

Als er dann aufstand und sich seineJacke überzog, in der er ziemlich gut aussah, richtete auch ich mich auf und machte mich erneut auf den Weg zu meiner Tür. Ich schloss sie auf und wir gingen gemeinsam die Treppe runter.

Als wir dann an der Garderobe angekommen sind, nahm ich selbst auch meine Jacke und überprüfte kurz, ob der Schlüssel sich in meiner Jackentasche befand, wo er hingehörte. Sobald ich mich vergewissert hatte, dass er sich an Ort und Stelle befand, zog ich meine Schuhe an und öffnete die Haustür. Ich hielt sie für Taehyung auf, der dann hindurch nach draußen ging, und ging dann selber durch, ehe sie ins Schloss fiel. Ich stellte mich neben den Älteren und sah ihn fragend an. "In welche Richtung?" Taeyhung deutete mit seiner rechten Hand einfach nach rechts und so schlenderten wir los. Gerade als wir losgegangen sind und nur wenige Schritte vom Haus entfernt waren, versuchte mein Gegenüber ein Gespräch mit mir anzufangen. "Und..was machst du sonst so? Ich meine.. wenn du nicht in der Schule bist?" Er sah – wahrscheinlich einfach aus Höflichkeit – zu mir auf und versuchte Blickkontakt mit mir aufzunehmen. "Ich..also" begann ich, während mein Blick auf den Boden gerichtet blieb "bin so gut wie immer in meinem Zimmer und schau mir einfach Videos an.." ich ließ ihm kurz einen, leicht beschämten, Blick zukommen. "Weißt du, Jungkook, ich versteh dich." Überrascht sah ich meinen Gegenüber an, welcher meinen Blick mit einem Freundlichen seinerseits erwiderte. Ein nahezu unhörbares "Ich glaube nicht, dass du mich verstehen kannst"verließ meine Lippen. Entweder hatte Taehyung es überhört, oder er sagte einfach nichts dazu. Seine Mimik jedoch veränderte sich nicht im Geringsten. "Und..du so?" fragte ich die Gegenfrage."Uff.. ich mach auch nie was. Es gab nie ein Hobby, für das ich mich lang interessiert habe. Also habe ich die Suche aufgegeben und unternehme im Endeffekt nur noch was mit Freunden." Unwissend, wie ich jetzt mit der Situation umgehen sollte, rückte ich nur mit einem "Ah.." raus, in der Hoffnung, Taehyung würde nicht denken, dass mich das alles nicht interessiert. Ich hab keine Freunde, mit denen ich was unternehmen könnte.. Ein kleiner Stich fuhr mir bei dem Gedanken durch die Brust und ich zuckte unmerklich zusammen. Augenblicklich fasste ich mir an den Kopf, als mir kurz etwas schwindelig wurde. Ich blieb kurz stehen und der Ältere drehte sich zu mir um. In seinem Gesicht war etwas Sorge erkennbar. "Alles in Ordnung?" Er beugte sich etwas runter, um mir von unten in mein Gesicht sehen zu können. Bei der Frage nahm ich meine Hand von meiner Stirn und winkte ab. "Du bist blass geworden. Hast du das öfter?" Taehyung sorgte sich offensichtlich um mich. "Ach, halb so wild" antwortete ich, und verheimlichte ihm somit, dass es mir tatsächlich öfters so ging, wenn ich einfach unterwegs war. Kein Wunder, ich liege ja auch den halben Tag in meinem Bett oder hänge vor dem Bildschirm. Als wäre nichts gewesen, ging ich einfach weiter. Taehyung hingegen zögerte erst, ehe er mir dann folgte. So wie am vorigen Tag suchten wir wieder den kleinen Park auf, setzten uns heute jedoch an den Brunnen und nicht auf die Bank. Wir setzten uns und schwiegen, nur das Plätschern des Wassers hinter uns war zu hören.

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