Kapitel 8

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Der eine Gedanke, der mir jetzt kam, hellte meine wütende Stimmung plötzlich auf. Ich bin dann allein zuhause. Ein kurzes, leicht zu übersehenen Lächeln wich über meine Lippen. Kurz darauf jedoch ließ sich erneut keine Emotion auf meinem Gesicht erkennen. Innerlich aber war ich relativ froh, wenigstens zwei Tage allein sein zu können. Aufgrund meiner Freude hörte ich meiner Mutter nicht mehr wirklich zu, was sie ausnahmsweise aber auch nicht störte, wahrscheinlich, weil sie in der Gegenwart des Besuches nicht auf mich einschlagen wollte.

Als sie dann aber, nach einer gefühlt sehr langen Weile, fertig war, mir vorzubeten, was ich zu unterlassen habe, lächelte sie kurz und machte zögerlich Andeutungen, mich in den Arm nehmen zu wollen. Ich war total verwirrt, dass sie das tat – wahrscheinlich tat sie es einfach, um unseren Gästen einen guten Eindruck zu vermitteln -, sodass ich sie von mir wegdrückte. Kurz darauf sah ich etwas Erleichterung in ihren Augen aufblitzen. Sie hatte mich also wirklich nicht umarmen wollen. Nachdem ich sie dann weggedrückt habe, drehte sie sich um, und sie und die ganzen Anderen machten kehrt. Nachdem das Trampeln auf den Treppenstufen verklungen war, hörte man das Rollen von Koffern auf dem Laminatboden unten im Wohnzimmer. Sie wollten also gleich aufbrechen. Dieses Mal, als ich die Tür zufallen hörte, machte sich ein leichter Schimmer von Glück in meiner Brust breit. Dennoch schloss ich dann meine eigene Tür wieder und drehte auch den Schlüssel im Schloss so, dass es Klickte und die Tür verschlossen war. Dann setzte ich mich auf mein Bett, meinen alten Laptop auf dem Schoß und startete ihn. Während er starten musste, stand ich nochmal auf und nahm die Wasserflasche von meinem Schreibtisch. Ich ging mit ihr runter in die Küche und schüttete das alte Wasser aus, um es mit Leitungswasser auffüllen zu können. Nach wenigen Sekunden ging ich dann wieder hoch und gab das Passwort in meinen Laptop ein. Als nächstes öffnete ich Skype – in der Hoffnung, dass auch Taehyung gerade online war – was ich mir jedoch nicht eingestehen wollte, obwohl es keinen weiteren Grund gab, weshalb ich Skype hatte.

Als Skype dann endlich geöffnet war, sah ich den grünen Punkt bei Taehyungs Namen, was bedeutete, dass er tatsächlich online war. Wollte mir mein Leben einfach nur einen Streich spielen und nachher wieder alles kaputt machen?

Um meine Freude, die sich etwas ausgebreitet hatte, meine Einsamkeit jedoch nicht überspielte, nicht direkt zu veröffentlichen, schrieb ich Taehyung an mit den Worten:


Jkook: Wir haben keine Uhrzeit ausgemacht...

TaeTae95: Telefonieren ist einfacher;)


"Eingehender Anruf –TaeTae95"

"Annehmen" Das Bild vonTaehyung öffnete sich auf meinem Bildschirm und ein knappes Lächeln huschte über meinen Mund, welches er jedoch nicht sehen konnte, da ich meine Kamera nicht geöffnet hatte. Schnell stand ich noch einmal auf, um mein Headset zu holen, damit er mich auch hören konnte. Während ich das tat, hörte ich Taehyung leicht beleidigt sagen, er höre mich nicht und ich solle gefälligst auch meine Kamera an machen.

Sobald ich mein Headset dann gefunden hatte, steckte ich es in den dafür vorgesehenen Anschluss. Meine Kamera jedoch öffnete ich nicht.


TH: "Jetzt mach, dass ich dich auch sehen kann.."

JK: "Wieso denn?"

TH: "Oder verheimlichst du mir was" Diesem Satz fügte er ein knappes Zwinkern hinzu, danach jedoch wurde sein Blick ernst.

TH: "Jungkook? Ist irgendwas?" Seine Stimme klang etwas besorgt.

JK: "Was soll denn sein?"Mit dieser Frage verschaffte ich mir eigentlich nur etwas Zeit. Ich wollte Taehyung etwas zappeln lassen. Dennoch rege sich mein Gewissen, da sich Taehyung offensichtlich gerade um mich sorgte.

TH: "Ich komme gleich rüber."

JK: "Das wollte ich dir gerade... naja... anbieten?" Ich erstarrte kurz in meiner Position, als vorerst keine Antwort kam. Mein Herz schlug etwas schneller und es bildete sich ein kleiner Kloß in meinem Hals.

TH: "Im Ernst?" Ich legte auf, da mir die Situation irgendwie unangenehm wurde.


Jkook: Kommst du denn?

TaeTae95: Kann ich?

Jkook: Wenn du möchtest. Beim schreiben versuchte ich etwas sicherer zu klingen, als ich es in Wirklichkeit war. Dennoch war ich mir nicht sicher, warum ich unbedingt wollte, dass er herkommt. War das Gefühl... Freundschaft?

TaeTae95: Klar, bg. Bg? Ich wusste nicht, was das heißt, fragte aber nicht weiter nach, da er schon zugestimmt hatte. Also nahm ich mir vor, zu warten. Diese Zeit nutzte ich noch kurz, um mein Zimmer in einen etwas ordentlicheren Zustand zu bringen – abgesehen von meinem Schreibtisch.

Das Geräusch der Klingel riss mich aus meinem Tun und ich ging, angewöhnt leise, die Treppe runter. Auch auf dem Laminat machten meine Socken kaum ein Geräusch. Dann drückte ich die Türklinke runter und vor mir stand ein Taehyung mit zerzausten Haaren und in Jogginghose, ohne Jacke. Die Jacke hast du, du Idiot! Meine Augen schienen meine Besorgnis auszudrücken, da Taehyung mich etwas verwirrt ansah. Dann schüttelte ich kurz meinen Kopf, setzte ein etwas verlegenes Lächeln auf und tat eine Geste, die Taehyung kennzeichnete, er solle rein kommen.

Taehyung sah sich direkt im Wohnzimmer um und sah mich dann auffordernd an. Ich jedoch wusste nicht, was zu tun war, da ich noch nie selbst Besuch hatte. Ein leises "Eh..." verließ meine Lippen und ich sah Taehyung leicht grinsen. Ich legte meine Hand in meinen Nacken und begann, mich da leicht zu kratzen. Zu meiner Erleichterung half Taehyung mir dann leicht auf die Sprünge und fragte, ob er ein Glas Wasser bekommen könnte, da er sich ziemlich beeilt hat, aufgrund der Kälte draußen. Leicht überfordert lud ich ihn dann ein, mit in die Küche zu kommen, wo ich dann aus einem Schrank ein Glas holte, welches ich mit Wasser befüllte. Dann zeigte ich auf den Stuhl, auf den er sich setzen konnte und setzte mich selbst ihm gegenüber. Ich sah jedoch im Raum herum, um Blickkontakt und somit Unangenehmlichkeiten zu vermeiden. Hin und wieder jedoch huschte mein verunsicherter Blick zu meinem Gegenüber und nach wenigen Sekunden, die wir in der Küche verbracht hatten, sah ich sein Lächeln, welches die ganze Zeit auf seinen Lippen verweilte, verschwinden. Als mir das bewusst wurde, begann ich, auf meinen Lippen herum zu kauen und kaum merklich mit meinen Händen an dem unteren Rand meines Pullovers zu spielen. Taehyung, der seinen Blick bis jetzt auf sein Wasserglas gerichtet hielt, hob diesen dann, um mir ins Gesicht sehen zu können und betrachtete mich einige Sekunden, in der ich meinen Blick auf den Küchentisch richtete. Ich stützte meine Ellenbogen dann auf den Tisch ab und legte meine Wangen in meinen Händen ab. Mein Blick blieb auf den Tisch gerichtet. Deutlich spürte ich Taehyungs Blick auf mich gerichtet und mein Herz begann, von Sekunde zu Sekunde etwas schneller zu schlagen.

Nach einiger Zeit, in der wir einfach dasaßen und Taehyung zwischendurch einen Schluck von seinem Wasser trank, legte er seine Hand in mein Blickfeld, wahrscheinlich ein Versuch, um Aufmerksamkeit erlangen zu können. Ich sah auf und meine Augen blieben an seinen hängen.

"Also..." kam aus seinem Mund, und er schien sich plötzlich auch nicht mehr so sicher zu sein, was hier geschah. Ich weiß, dass ich ihm von meinen Eltern erzählen wollte, je mehr ich jedoch drüber nachdachte, desto größer wurde der Kloß in meinem Hals. "Wollen..wir vielleicht...hochgehen?" Ich wollte einfach nur deshalb in mein Zimmer, weil ich da das meiste Gefühl von Privatsphäre hatte. Taehyung trank schnell sein Wasser aus und stand dann, wieder relativ entschlossen, auf, um mir zu folgen. Schnell stellte ich noch das Glas in die Spüle. Hoffentlich denke ich dran, es nachher abzuspülen und wegzustellen.. Dann warf ich Taehyung einen kurzen Blick und ein Nicken zu und er folgte mir die Treppe herauf. Ich wies ihn mit einer kurzen Geste direkt ein, dass sich am anderen Ende des Flurs das Bad befände und setzte dann unseren Weg in mein Zimmer fort. Ich kramte schnell meinen Schlüssel aus meiner Hosentasche und schloss meine Tür auf, ehe ich sie öffnete und meinem Gast so den Einblick in mein Zimmer gewährte.

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