Kapitel 14

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Trotz meines jetzigen Zustands nahm ich ab, sagte jedoch noch nichts, um abzuwarten, was Taehyung von mir wollte. Außerdem bezweifelte ich, dass ich jetzt viele Worte herausbekommen würde. Direkt meldete sich auch die tiefe Stimme des Anderen und wirkte etwas angespannt.

"Jungkook? Bist du dran?"

"Ja..?" Ich versuchte, meiner Stimme einen normalen Ton zu verleihen.

"Was hat Jimin von dir gewollt?" Er redete relativ schnell und dringlich.

Ich dachte noch einmal darüber nach, was vorhin hinter dem Schulgebäude passiert ist. Plötzlich kam mir ein Gedanke und es kam mir vor, als würde eine Welt in mir zerbrechen. Er hat es ihm erzählt! Meine Stimme begann, etwas zu zittern und auch mein Herz begann schneller zu klopfen "D-Du...hast es ihm doch nicht gesagt...?" Meine letzten Worte waren nur ein Flüstern, was Taehyung unmöglich verstehen konnte. "Was hast du gesagt?" Ich antwortete nicht. Kurze Pause. "Jungkook!"Ich legte auf und verließ das Bad um in mein Zimmer zu gehen. Dort angekommen schloss ich die Tür hinter mir, stellte schnell Licht an,da meine Jalousie noch unten war und schreckte dann wieder auf, da mein Handy erneut zu vibrieren begann. Wie aus Reflex nahm ich wieder ab und Taehyung fragte mich, wieso ich aufgelegt habe. "Nichts"sagte ich darauf und ließ mich an der Tür, an die ich mich gelehnt hatte, heruntersinken. "Sags mir, Jungkook." Der Gedanke, dass er es Jimin einfach erzählt hat, ließ mich nicht los und ich wurde von Sekunde zu Sekunde wütender. "Du hast es ihm erzählt, hab ich Recht?" Ich redete relativ laut und eindringlich, was ich von mir gar nicht erwartet hatte. "Du hast ihm erzählt, dass du glaubst, dass ich mich selbst verletze! Das hast du, richtig?" Erst jetzt ließ ich ihn zu Wort kommen, welches er jedoch erst Sekunden später ergriff. "J-Jungkook... ich -"Weiter kam ich nicht. Das war mir Geständnis genug. Ich legte einfach auf. Verdammt! Ich legte mein Handy einfach auf den Boden und fuhr mir frustriert mit beiden Händen durch die schwarzen Haare. Mittlerweile sammelten sich wieder Tränen in meinen Augen und ich schlug einfach mit der Faust auf den Boden. Dann stand ich auf und ging wutgeladen auf meinen Schreibtisch zu, wo ich einfach mit meinem Arm drüberfuhr und alle Hefte und Stifte mit Schwung auf den Boden beförderte. Kurz darauf ging ich auf meinen Nachtschrank zu, griff nach meinem Zeichenheft und schleuderte es durch den halben Raum sodass einige lose Seiten herausfielen.

Kurz darauf sackte ich wieder in mich zusammen und lehnte mich – weinend – mit dem Rücken an mein Bett. Ich hatte meine Beine angewinkelt und meine Stirn auf die Knie gestützt, die Hände vor den Beinen verschränkt. Nichts, wirklich nichts, hatte mich jemals zu diesem Punkt bringen können. Habe ich Taehyung wirklich vertraut? Ich hätte ihn niemals anschreiben dürfen. Wäre ich heute einfach zuhause geblieben wäre mir einiges erspart geblieben. Und doch ändert es nichts an der Tatsache, dass Taehyung Jimin alles erzählt hat.

Plötzlich klingelte es an der Tür und ich hörte, wie diese geöffnet wurde. Von meinem Vater. Ich hörte ihn kurz darauf "Was willst du schon wieder hier"sagen. Ich versuchte, dem "Gespräch" so gut es ging zu lauschen. "Bitte! Ich muss mit Jungkook reden!" hörte ich die eindringliche Stimme von Taehyung. Dieses Mal musste ich meinem Vater zustimmen. Was wollte er hier? Er konnte einfach gehen, aus meinem Leben verschwinden. "Verschwinde" ertönte die tiefe Stimme meines Vaters erneut und ich hörte die Tür ins Schloss fallen. Erleichtert, dass Taehyung nicht hier war atmete ich aus, um mich etwas beruhigen zu können. Doch plötzlich hörte ich einen Klingelsturm und stürzte aus meinem Zimmer um ihm selbst sagen zu können, dass er gefälligst gehen solle. Mein Vater versuchte anscheinend die Klingel zu ignorieren, da er sich zurück in die Küche begab. Ich ging auf die Tür zu und riss sie auf. Vor mir stand ein aufgebrachter Taehyung, der mich leicht geschockt ansah. Gerade öffnete er seinen Mund um etwas sagen zu können, jedoch unterbrach ich ihn. "Hat er nicht gesagt, du sollest gehen?"- Worte, die ich vorher niemals gesagt hätte, Worte, die meinem Adoptivvater zustimmten. Verwirrt stand Taehyung jetzt vor mir und tat einen Schritt nach vorn. "Jungkook.." begann er "ich will dir alles erklären" Ich wollte die Tür vor ihm wieder zuschlagen, als er geschickt seinen Fuß dazwischen stellte. "Ich will dir alles erklären" wiederholte er, jedoch versuchte ich weiterhin, die Tür zuzuhalten, um ihm nicht in die Augen sehen zu müssen, die ich sonst als so beruhigend empfunden habe.

Da mein Vater das Ganze hier anscheinend mitbekommen hat, kam er wieder aus der Küche, schubste mich von der Tür weg und öffnete diese, um selbst aus dem Haus zu treten. Er baute sich vor Taehyung auf, welcher daraufhin zurückweichen musste. "Geh!" Sagte er relativ laut. Ich zuckte zusammen. Dann wurde die Tür wieder lautstark geschlossen und anscheinend hatte Taehyung vor, es dabei zu belassen. Etwas bedrückt ging ich wieder rauf in mein Zimmer. "Wehe sowas passiert nochmal, mein Lieber!" warnte mich mein Vater noch, auf dem Weg zurück in die Küche.

Als ich in meinem Zimmer wieder ankam, erblickte ich genau so ein Chaos, wie es zurzeit auch bei meinen Gefühlen aussieht. Ich beschloss, erstmal alles wieder auf meinen Schreibtisch zu räumen, was dort auch drauf gehört und sammelte dann meine, teilweise zerknickten, Zeichnungen ein. Völlig fertig hob ich mein Handy vom Boden auf, legte mich in mein Bett und hörte mit Kopfhörern laut Musik, wobei ich dann auch einschlief –kein Wunder bei dem Zustand.

Am Abend wachte ich durch das Vibrieren meines Handys wieder auf. Ich setzte mich in meinem Bett auf und sah, dass ich wieder angerufen wurde. Dieses Mal von Jimin. Ich nahm ab und wartete auf eine Reaktion vom Anrufer. Was ich dann hörte, ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Es war Taehyungs Stimme. Er meinte immernoch, er wolle mir alles erklären. Ich jedoch sagte nichts darauf und zeigte keine Reaktion, die er hätte sehen können, da ich lediglich anfing, leise zu weinen. Auch er sagte nichts mehr, dachte anscheinend, ich hätte aufgelegt, da ich dann ein leises, verzweifeltes "Es hat keinen Sinn..." vom anderen Ende hörte. Dann das Tuten. Er hatte aufgelegt. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ihn zurückrufen kam auf jeden Fall nicht infrage. Was mich jedoch wieder plagte: Er hatte auch das hier Jimin erzählt. Jimin wusste jetzt wahrscheinlich auch über meine Familienverhältnisse Bescheid. Da ich mir jedoch dachte, dass es nichts mehr bringen würde, sich aufzuregen, da Taehyung anscheinend die Hoffnung aufgegeben hatte, beschloss ich einfach, runter in dieKüche zu gehen, um wenigstens etwas zu Essen in mich hineinzuzwängen.

Nach dem reichhaltigen Essen –zwei Scheiben trockener Toast – machte ich mich auf den Weg zurück in mein Zimmer und wagte einen Blick auf die Uhr. 22:43. Ich dachte mir, dass ich mich wieder hinlegen sollte, was ich dann auch tat. Schließlich musste ich ja morgen in die Schule, wenn ich m ich dazu aufraffen konnte.

Als ich dann wieder von meinem Wecker geweckt wurde, machte ich mich direkt auf ins Bad und bemerkte erst jetzt, dass ich mich am Abend zuvor gar nicht mehr umgezogen hatte. Da ich mir gleich ohnehin andere Sachen anziehen würde, ließ ich diese Tatsache vorerst einfach im Raum stehen und erfrischte mein gerötetes Gesicht mit kaltem Wasser. Nachdem ich das getan hatte, verließ ich das Bad wieder, um in mein Zimmer zu gehen und mir frische Sachen anzuziehen. Ich holte mir eine einfache schwarze Hose aus dem Schrank und dazu ein dunkles Sweatshirt. Sobald ich fertig war, machte ich mich auf in die Küche und holte mir schnell etwas zu essen, was ich dann in eine Dose tat, bevor andere Familienmitglieder die Küche betreten würden. Auf meinem Weg aus der Küche hinaus lief mir meine Schwester über den Weg. Mit ihrem schlanken Körperbau gelang es ihr mühelos gleichzeitig mit mir den Türrahmen zu passieren, ohne, dass sie mich berühren musste. So hübsch sie auch sein mag, wir können uns gegenseitig nicht wirklich ausstehen. Zum Glück sprach sie auch fast nie mit mir. Nur heute:"Jungkook,mein Freund wird heute hier her kommen um meine Familie kennenzulernen. Also nicht dich." Es schmerzte kein bisschen, dass sie mich nicht als Familienmitglied ansah, da ich das selbst auch schon lange nicht mehr tat. Dennoch sah es so aus, als würde sie hoffen, dass es mich beleidigte. "Es wäre also schön, würdest du dich nach der Schule nicht im Haus befinden. Dann kann er sich wie zuhause fühlen. Ohne jemanden der ständig Stress macht."Erneut machte sich in mir etwas Wut breit, ich zwang mich jedoch ruhig zu bleiben und ging ohne ein Wort zu sagen hoch um meine Tasche zu holen. Als ich wieder unten war, schnappte ich mir noch meine Jacke, dich ich mir überzog und machte mich auf den Weg zur Schule.

Den ganzen Weg lang fragte ich mich, wie ich Taehyung jetzt begegnen würde und ob er mich hassen würde,und kickte lustlos kleine Steine vor mir her.

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