Kapitel 10

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Schnell schloss ich die Tür hinter mir und wollte mich zu den Treppen begeben. Jedoch wurde mir der Weg von Taehyung abgeschnitten und er sah mich ernst an. "Alles in Ordnung?" Wieder sah er besorgt aus. "Was soll schon sein?" antwortete ich mit einer Gegenfrage. "Naja, ich.. hab dich gehört, als du in der Küche warst.. hast du geweint?" Solange er mich eben nicht hat schreien hören... Ein Kloß bildete sich in meinem Hals. Mein Körper befahl mir, den Kopf zu schütteln und einfach zu lächeln, ich brachte es jedoch nicht über mich, Taehyung dermaßen ins Gesicht zu lügen. Stattdessen senkte ich meinen Blick und ging schweigend an dem Älteren vorbei, die Treppen nach unten. Vermutlich hielt er es für besser, mich nicht aufzuhalten. Ich hörte, wie er mir folgte, drehte mich aber nicht um.
Unten angekommen, ging ich auf das Sofa zu, wo ich mich draufsetzte. Es wackelte etwas, als sich Taehyung neben mich setzte. "Jungkook?" erneut sprach er meinen Namen als Frage aus, was ich als Aufforderung ansah, ihm ins Gesicht zu blicken. Bei seinem sorgenvollen Blick konnte ich mich nicht zurückhalten und Tränen bildeten sich in meinen Augenwinkeln. Er bot mir an, zu sich in seinen Arm zu rücken, ich jedoch blieb einfach stumm sitzen, während wieder vereinzelt Tränen über meine geröteten Wangen liefen. "Jungkook, sag bitte die Wahrheit.. was tun sie mit dir?" "Sie.. also - ich kann das nicht" meine Stimme wurde lauter als ich es selbst erwartet hatte und auch mein Gegenüber schien etwas entsetzt. Dann wurde sein Blick wieder weich "Doch, du kannst" versuchte er mich zu überreden. Er setzte sich näher an mich, sodass sich unsere Beine berührten, und sah mich an. Kurz hielt ich seinem Blick stand, unterbrach den Blickkontakt jedoch, als ich damit begann, meine Situation in der Familie zu schildern. Ich erzählte ihm von keiner Schwester, die etwas Besseres als meine Eltern war als ich und von meinen Eltern die mich wegen jeder Kleinigkeit bemängelten oder sogar mehr als das, und dass ich mich gerade deshalb dauernd in meinem Zimmer einsperrte. Außerdem sagte ich dass ich keine Freunde hatte und und nur Verwandte, die, laut meiner Eltern, lieber nichts mit mir zu tun haben wollten. "Mich überrascht es.." Ich wurde von einem Schluchzen unterbrochen "dass sie mich nur schlagen" Erneut zuckte mein Körper zusammen "und nicht mehr bekam ich noch raus bevor ich vor Niedergeschlagenheit kein Wort mehr über meine Lippen brachte.

Vorsichtig nahm Taehyung mich in den Arm und drückte mich an seine Brust. Ich blieb einfach sitzen wie zuvor, die Hände in meinem Schoß, den Kopf jedoch, durch Taehyungs Tat, an dessen Brust gelehnt, weshalb ich seinen Herzschlag hören konnte. Ich spürte Taehyungs warme Hand an meiner Schulter immer wieder auf und ab wandern, war jedoch nicht sehr begeistert davon, da mir zwischendurch immer wieder der Schmerz von den frischen Wunden durch den Körper fuhr. Um ihn aber nicht von seiner Bewegung abzuhalten - und um mich nicht selbst zu verraten - ließ ich es einfach zu und schloss meine Augen, um seinem Herzschlag zu lauschen. Auf irgendeine Weise beruhigte er mich.

Sobald meine Tränen stoppten, oder einfach keine mehr vorhanden waren, hob ich kurz meine Hand, um sie von meinen Wangen zu wischen.
Nach einigen Minuten hob ich meine Beine hoch, dass sie auf dem Sofa lagen. So lag ich halb und saß halb angelehnt an Taehyungs Brust. Wir blieben einige Zeit genau so, bis ich spürte, wie Taehyungs Hand in ihrer Bewegung stoppte. Langsam setzte ich mich auf, wieder von Taehyung weg und legte meine Hände in meinen Schoß. Meinen Blick auf diese gerichtet. Sein Blick folgte jeder meiner Bewegungen und er sah recht müde aus. Vielleicht kann er ja heute hier schlafen...? Schnell schüttelte ich mir den Gedanken wieder aus dem Kopf. Ich habe keine Matratze, die ich in mein Zimmer legen könnte und auf dem Sofa zu schlafen wäre wirklich ungemütlich. Und wenn ich das Sofa nehme und er mein Bett...? Die Idee hörte sich doch akzeptabel an, oder? Ich öffnete meinen Mund, um etwas zu sagen, aber Taehyung kam mir zuvor. "Über was denkst du nach?" Ich War ziemlich froh, dass er nicht das Thema von gerade eben ansprach. "Naja... ich..." - "Jungkook, mach dir nicht so viele Gedanken" er fügte ein freundliches Zwinkern hinzu. Ein kurzes lächeln schlich sich auf meine Lippen, doch so schnell es gekommen War, verschwand es auch wieder. "Das ist es nicht. Ich hab mich nur gefragt..., ob du.. naja, hier.. also.. übernachten wollen würdest?" Mein Gesicht nahm einen Leichten Rotton an und ich sah, wie Taehyung anfangen musste zu grinsen. Ich wendete meinen Blick weit genug von ihm ab, dass er mein Gesicht nicht mehr sehen konnte.
Seine Hand, die sich auf mein Bein legte, ließ mich aufblicken. Ich sah in sein lächelndes Gesicht, welches etwas fraglich aussah. "Was ist mit deinen Eltern? Ich meine, wenn sie es mitbekommen, dass ich da bin?" "Sie sind das Wochenende lang nicht zuhause. Deshalb... kam ich auf die Idee..." Ein schüchternes Grinsen zierte meine Lippen, als ich diese Wahrheit aussprach. "Naja, wenn das so ist, bleibe ich gerne" Er fügte dem Ganzen noch ein kurzes Zwinkern bei, während ich gerade innerlich explodierte vor Freude. Nie hatte jemand bei mir bleiben wollen. Nie hatte auch nur jemand zu mir kommen wollen. Und jetzt ist Taehyung da. "Aber allzu lange kann ich morgen nicht bleiben. Jimin wollte zu mir kommen. Seine tiefe Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Ich blickte ihm in seine Augen, die eine Entschuldigung wiederspiegelten. Ich hatte mir schon fast gedacht, dass es irgendein Problem bei dieser Sache geben würde, aber wenn es lediglich so klein war, war es in Ordnung. Immerhin blieb er für diese Nacht. Möglicherweise halte ich selber es auch nicht allzu lange mit Besuch in meinem Zimmer aus.
Nachdem wir eine kurze Weile einfach dasaßen, machte ich langsam Anstalten aufzustehen um in mein Zimmer zu gehen.
Mit einem Nicken in Richtung Treppe, die hoch zu meinem Zimmer führte, deutete ich Taehyung an, mir zu folgen. Wir gingen gemeinsam die Treppe hoch und steuerten meine Tür an. Im Zimmer angekommen, ging ich auf mein Bett zu und begann, den Kissen- und Deckenbezug aufzuknöpfen. Als Taehyung allerdings zu verstehen schien, was meine Absicht War - dass ich die Bettwäsche für ihn wechseln wollte, da ich mir sicher War, er wolle nicht in der gleichen schlafen, die ich schon benutzt habe - kam er auf mich zu und setzte sich einfach auf mein Bett. "Was hast du vor?" "Ich werde dir neue Bettwäsche geben. Du wirst hier schlafen und ich schlafe auf der Couch im Wohnzimmer.." während ich das sagte, schüttelte mein Gegenüber schon langsam den Kopf, als würde ich völlig wirres Zeug reden. So langsam macht er mich nervös... Als ich dann von meinem Vorhaben abließ, begann der Ältere einfach damit, die Knöpfe wieder zuzumachen. "Und du bist sicher, dass du im Wohnzimmer schlafen willst?" Fragte mich Taehyung, der daran etwas zu zweifeln schien. "Na klar, ich hole mir auch gleich eine andere Decke und ein Kissen und dann, denke ich, können wir auch gleich schlafen gehen, oder?" Nach einem kurzen Blick, den der Braunhaarige auf meinen Wecker warf, um die Uhrzeit zu erfahren, nickte er stumm und ließ sich dann mit dem Rücken aus seiner Position auf mein Bett fallen. Damit ich nicht einfach dastand, machte ich mich auf den Weg ins Wohnzimmer, wo ich hinter dem Sofa eine dünne Decke hervorholte. Ich bezweifelte zwar, dass ich in diesem Zimmer gut schlafen können werde, dennoch wollte ich Taehyung das Angebot, auf meinem Bett zu schlafen, nicht ausschlagen. Da ich unten War, hörte ich lediglich Schritte, die auf das Badezimmer zuzugehen schienen. Vermutlich hatte Taehyung vor, sich Bettfertig zu machen. Auch ich begab mich nach oben und drückte die Klinke der badezimmertür nach unten. Die Tür jedoch ließ sich nicht öffnen.
Als sich Dann plötzlich die Tür vor mir von alleine öffnete, sah ich einen jungen Gutaussehenden Mann vor mir stehen, der lediglich Unterwäsche an hatte, weshalb ich seinen Bauch und seine Brust sehen konnte. Irgendetwas in mir drehte durch, als ich ihn sagen hörte "es stört dich doch sicher nicht, dass ich so schlafe? ich habe nämlich keine anderen Klamotten dabei.." Er hob seine rechte Hand und wuschelte sich selbst damit durch die Haare. Ein zögerliches "nein" verließ meine Lippen und mein Körper sagte mir, wieder ruhig zu werden.
So ging ich dann an ihm vorbei durch die Tür und schloss diese schnell hinter mir ab. Meine Hände begannen warm zu werden und auch mein Gesicht gewann an Farbe. Ich ging zum Waschbecken und kühlte mein Gesicht mit kaltem Wasser ab, sodass die Rötung eine Chance hatte, zu verschwinden.
Um mich umziehen zu können ging ich noch einmal in mein Zimmer, wo Taehyung mit dem Rücken auf meinem Bett lag und an die Decke starrte. Als er mich bemerkte schreckte er leicht hoch und sah mir zu, wie ich eine Hose und ein langes Sweatshirt aus meinem Schrank holte, um mich damit ins Bad zu begeben. Als ich mich umdrehte sah ich ihn sitzend auf dem Bett und er fragte, was ich mir da hole. Ich beantwortete ihm seine Frage und meinte, dass ich mich zum Schlafen umziehen würde und jetzt ins Bad wolle. Da hielt er mich ein weiteres Mal auf. "Wieso mit langen Ärmeln? So kalt ist es nicht?" Ein unsicheres aber dennoch sanftes Lächeln legte sich auf seine Lippen als erwartete er eine gute Erklärung für mein Verhalten.

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