Kapitel 5

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TH: "Er war mit mir verabredet." Er sagte es so stumpf, das konnte meinen Vater nicht überzeugen. Ich hatte schon von Anfang an das Vertrauen in diese Situation verloren, und jetzt hatte ich das Gefühl, es würde nie wieder Hoffnung geben.

VATER: "Ach was, und wieso, Kleiner, kannst du nicht selber mit mir sprechen?" Seine Stimme wurde immer aufdringlicher und bei dem Wort "Kleiner" wechselte sein Blick von Taehyung zu mir herüber. Seine Augen starrten mich kalt an und schienen eine Antwort zu erwarten. Da ich hinter Taehyung stand, sah ich, wie dieser seine Hände zu Fäusten formte. Ich hoffte innigst, dass diese nicht gegen meinen Vater verwendet würden.

Ich wollte Taehyung sagen, dass er lieber gehen sollte, bekam jedoch nichts raus. Ich öffnete lediglich meinen Mund, räusperte mich kurz, um meiner Stimme eine Chance zu geben und trat einen Schritt vor, meinen Kopf hielt ich gesenkt.

Ich ging einfach wortlos an Taehyung vorbei, wobei ich ihn, aus Angst, mein Vater könnte es sehen, keines Blickes würdigte, was mir einen leichten Stich im Brustbereich versetzte. Ich versuchte, meinen Kloß im Hals herunterzuschlucken und wollte an meinem Vater vorbei durch die Tür gehen. "Nächstes Mal WIRST DU Bescheid sagen!"Zischte mir dieser zu, und gab mir einen Schlag auf den Hinterkopf, als ich neben ihm her ging. Meinen Blick weiterhin gesenkt, sah ich kurz nach hinten und sah den Älteren fassungslos dastehen. Bei seinem Anblick traten mir Tränen in die Augen. Wieso kann ich ihm nicht einfach alles erklären? Wieso hatte er das Gespräch mitbekommen müssen, als wir telefoniert haben? Wieso kann nicht einfach alles gut werden?

Ich hörte noch immer Stimmen, die aus der Küche dringen und schreckte kurz zusammen, als die Stimme meines Vaters ertönte. Zu meiner Überraschung redete er nicht mit mir, sondern mit Taehyung. Dieser war in seiner Position geblieben und hatte sich nicht von der Stelle gerührt. Jetzt jedoch stemmte er leicht seine Arme in die Hüfte und sah meinen Vater an. Er sah aus, als wolle er etwas sagen,doch mein Vater ließ die Tür, nicht gerade lautlos, zu fallen. Dann hörte ich seine Schritte, die mir für eine Sekunde folgten, ehe man das Schellen der Klingel vernehmen konnte. Kurz darauf hörte ich ein genervtes Schnauben und mein Vater ging die zwei Schritte zurück und öffnete die Tür. "Was" Sein genervter Ton war nichts neues für mich, dennoch schlug mir mein Herz bis zum Hals, als ich darauf Taeyhungs Stimme antworten hörte. "Darf ich reinkommen?" Ein einfaches "Nein" war zu vernehmen und kurz darauf wurde die Tür ein weiteres Mal zugeschlagen. Ich selbst setzte nun etwas schneller meinen Weg zu meinem Zimmer fort, wobei ich versuchte, die Treppen so leise wie möglich heraufzusteigen.

Ich erstarrte, als ich meinen Vater meinen Namen sagen hörte. "Jungkook? Ich möchte mit dir auf deinem Zimmer reden! Jetzt!" Angespannt und mit zitternden Händen ging ich dann rauf bis vor meine Zimmertür, die ich dann aufschloss und mit meinem Vater eintrat.

Ich hatte Angst. Verdammte Angst. Er könnte jetzt alles mit mir anstellen. Mein Vater stellte sich in die Mitte meines Zimmers. Darüber war ich ziemlich froh, da ich mich selbst so vor die Türstellen konnte, für den Fall, dass ich einen Fluchtweg brauchte. Plötzlich machte er einige, langsame Schritte auf mich zu und starrte mir ohne auch nur einmal zu blinzeln in die Augen. "DAS, mein Lieber, tust du NIE WIEDER!" Und schon, wie erwartet, landete seine flache Hand auf meiner linken Wange. Langsam drehte ich meinen Kopf wieder so, dass ich meinem Gegenüber in die Augen sehen konnte. Ich wurde langsam ziemlich sauer, hielt mich jedoch im Zaum. Ich ballte beide Hände zu Fäusten, vergrub diese dann jedoch in derJacke von Taehyung, die ich noch anhatte, um ihm nicht ebenfalls ins Gesicht zu schlagen, was ich mich im nachhinein wahrscheinlich eh nicht getraut hätte. Moment... Ich habe noch Taehyungs Jacke... In diesem Moment wurde ich unaufmerksam. Mein Blick schweifte einfach im Raum herum, ohne einen Anhaltspunkt zu haben.

Mit einem Mal spürte ich meinen Vater mich an meinem Kragen an sich ran ziehen. "Ich hab dich, verdammt nochmal, was gefragt!" Angst staute sich wieder in mir auf und alle meine Gliedmaßen wollten mich zum Fliehen überreden, dennoch wehrte ich mich nicht. Da ich zögerte und keine Antwort gab, da ich die Frage nicht gehört hatte, schnellte seine Hand erneut auf meine linke Wange zu. Ich hob meine linke Hand, um mit dieser über die wunde Stelle zu reiben. Dann wiederholte mein Vater seine Frage "Du gehst außer zur Schule NIRGENDWO hin! Hörst du!? Und wenn du wieder zu spät nach Hause kommt, setzt es was! Hast du verstanden?!" Ich presste meine Lippen aufeinander, dass ich jegliches Geräusch unterdrücken konnte und nickte einfach nur.

Mit einem kleinen Schubs nach hinten gegen die Tür ließ er mich dann wieder los. Ich stand schnell wieder auf, um ihm den Weg frei zu machen, und er ging langsam an mir vorbei. Währenddessen haftete sein Blick an mir, bis er die Tür hinter sich wieder ins Schloss fallen ließ.

Ein kleiner Seufzer der Erleichterung verließ meine Lippen und meine Hand fand erneut die Wunde Stelle, die sich mittlerweile gerötet haben müsste. Ich lehnte mich mit dem Rücken gegen die Tür, die ich wieder abschloss und ließ mich mit dem Rücken weiter nach unten gleiten, bis ich auf dem Boden saß, die Beine angewinkelt. Ich schloss einfach meine Augen. Irgendwas beruhigte mich. Ich sah kurz auf und dann bemerkte ich den sanften Geruch, der mich umfing, welcher von der Jacke ausging, die ich noch trug. 

Ich nahm mein Handy aus der Hosentasche, stand langsam auf, um mich in mein Bett zu legen und steckte die Kopfhörer in den vorgesehenen Anschluss meines Handys. Dann entsperrte ich mein Handy und sah "2 neue Nachrichten von Taehyung". Ein leichtes Lächeln bildete sich auf meinen Lippen und ich öffnete WhatsApp.


Taehyung: Alles in Ordnung?

Taeyhung: Jungkook?


Taehyung hatte die Nachrichten gerade erst geschrieben. Ich fragte mich, wo er denn schon sei, ob er schon zuhause sei, oder noch bei mir? Möglicherweise wartete er vor der Tür auf mich..? Ach, Jungkook, was soll denn dieses Wunschdenken!

Meine Gedanken wurden von meinem Handy unterbrochen:


Taehyung: Ich weiß, dass du das gelesen hast. Sag, ist alles inOrdnung?


Was sollte ich antworten? Wenn ich "ja" schriebe, würde er es mir eh nicht glauben. Einen Versuch war es dennoch wert...



Jungkook: Ja.

Taehyung: Was hat er mit dir gemacht? Ich weiß genau, dass das nicht stimmt.


Wieso musste er nur immer alles besser wissen? Er kannte mich kein Stück weit, wusste nichts über mich und meine Familie, hatte sich bisher nie für mich interessiert! Was bedeutete das hier für ihn?Was bedeute ich ihm? Je mehr ich darüber nachdachte, kam mir wieder in den Sinn, dass ICH ihn angeschrieben habe. ICH SELBST habe mich in diese Situation gebracht. Taehyung war an gar nichts Schuld.Er hatte sich nur auf meinen Wunsch hin mit mir unterhalten. Ich fing an, mir Vorwürfe zu machen. Ich gab mir selbst wieder die Schuld für alles, dafür, dass ich jetzt in dieser Situation bin.

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