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Kapitel 13

Durch ein nerviges Piepen wachte ich am nächsten Morgen wieder auf. Es war Montag. Es war wieder Schule. Das nahezu entspannte Wochenende, welches ich ausnahmsweise mal hatte– ohne meine Familie – war schon zuende. Nachdem ich meinen Wecker dann ausgestellt hatte, raffte ich mich hoch und zog mir meinen Pulli, den ich mir noch über das T-Shirt gezogen habe, und das T-Shirt aus. Schnell holte ich mir aus meinem Schrank ein langärmliges Sweatshirt, welches ich mir dann anzog. Meine Jalousie ließ ich unten. Dann entfernte ich mich von meinem Schrank, ging auf meine Tür zu, welche ich aufschloss, um mein Zimmer zu verlassen. Leise schlich ich den Flur entlang um ins Bad gelangen zu können. Dort angekommen wusch ich mein Gesicht und machte mich fertig, sodass ich raus gehen konnte. Als ich das Badezimmer wieder verließ, entschloss ich, das Frühstück mal wieder ausfallen zu lassen, da ich bereits die Stimmen meiner Familienmitglieder aus der Küche dringen hörte. Die Zeit, die ich noch hatte, bevor ich los gehen musste, nutzte ich dazu, meinen Rucksack für die heutigen Stunden zu packen und eine vernünftige Hose zu finden, die ich anziehen konnte. Sobald ich damit fertig war, machte ich mich auf den Weg zur Garderobe, während ich mich das erste Mal für meine Familie bemerkbar machte indem ich die Treppe runter ging. Mein Vater trat aus der Küche und befahl mir, zur Schule zu gehen und ja nicht zu spät nach Hause zu kommen. Auf seinem Gesicht verriet ein warnender Ausdruck seine Verachtung mir gegenüber.

Mühelos nahm ich dann im Gehen meine Jacke von der Garderobe und zog sie mir, das Haus bereits verlassen, über. Schnell kramte ich mein Handy aus der Hosentasche und steckte mir die Kopfhörer in die Ohren. Irgendwie war ich etwas aufgeregt. Schließlich würde ich Taehyung heute unter anderen Umständen in der Schule treffen, da wir uns ja das Wochenende etwas näher gekommen sind. Fast schon...freute ich mich auf Schule?

Als ich dann jedenfalls angekommen bin, ging ich in das Schulgebäude und suchte meinen Klassenraum auf. Hinten saßen auch schon Taehyung und Jimin, dessen Blicke plötzlich auf mich gerichtet wurden. Mir wurde ziemlich unangenehm, da so vie lAufmerksamkeit auf mir lag und ich nicht wusste, wieso. Ich setzte mich einfach auf meinen Stuhl, in die Reihe vor die zwei, und heftete meinen Blick streng an die Tafel gerichtet. Kurz nach mir kam auch schon unser Lehrer in die Klasse und begrüßte uns. Die Schüler begrüßten ihn ebenfalls, jedoch mit einem schlichtweg unmotivierten Guten Morgen. Die ganze Stunde über hörte ich hinter mir ein Geflüster und Getuschel und konnte mit Sicherheit sagen, dass esTaehyung und sein Kumpel waren. ...Moment.. Kumpel? Oder Freund? Wieder plagten mich die Gedanken um den Beziehungsstatus von Taehyung, wobei ich mir nicht ganz erklären konnte, weshalb mir Gedanken dieser Art ins Gedächtnis schlichen.

Völlig von meinen Gedanken abgelenkt wurde ich auch schon wieder herausgerissen, da mir jemand von hinten an die Schulter tippte. Außerdem hörte ich jetzt verstärkt ein Flüstern, was sich relativ eindringlich anhörte, jedoch nicht an mich gerichtet war, sondern von Taehyung an Jimin. Jimin jedoch ließ sich von seinem Vorhaben anscheinend nicht abhalten und fragte mich "Ich will dich was fragen, kommst du nach dem Unterricht hinter's Schulgebäude?" Ich war verwirrt. Sehr verwirrt. Was sollte Jimin von mir wollen? Wollte er mir sagen, dass ich mich nicht mehr mit Taehyung treffen sollte? Dass ich aufhörte, mit ihm Kontakt zu haben, weil sie zusammen sind? HatTaehyung überhaupt mit Jimin über mich geredet? Mit einem recht unsicheren Nicken willigte ich dann aber trotzdem ein. Ich wollte wissen, was er von mir wollen könnte, da wir vorher rein gar nicht miteinander geredet haben.

Den Ganzen Rest des Schultages hörte ich hinter mir kein Geflüster mehr. Als ich einmal nach hinten sah, sah Taehyung mir zuerst kurz in die Augen, unterbrach dann aber schnell den Blickkontakt. Er wirkt irgendwie nervös.

Der Schultag kam mir unendlich langgezogen vor, bis irgendwann die Glocke läutete und alle Schüler ihre Sachen zusammenpackten und den Raum verließen. Auch Jimin und Taehyung. Ich machte mich direkt auf um hinter das Gebäude zu gehen und Jimin zu treffen. Als ich dort angekommen war, traf ich dort tatsächlich nur auf Jimin. Ich ging einfach stumm auf ihn zu und hatte meinen Blick auf den Boden gerichtet. Vor ihm blieb ich stehen. Er fing direkt an zu reden:"Stimmt das?" Er setzte einen recht strengen, aber dennoch einen ungläubigen Blick auf, als wäre das, was angeblich stimmte, überhaupt nicht zu fassen. Total verwirrt schüttelte ich leicht meinen Kopf "W-Was?", war das einzige, was ich über die Lippen brachte. "Ritzt du dich?"bei dieser Frage lief es mir eiskalt den Rücken runter. Ich sah ihn geschockt an. Etwas Tränenflüssigkeit stieg mir in die Augen, jedoch blinzelte ich diese schnell wieder weg. Ich begann relativ heftig meinen Kopf zu schütteln, bekam aber kein einziges Wort raus,da mir die Kehle ausgetrocknet war. Woher weiß er das? Mich überkam leichte Panik und ich ging ein paar Schritte nach hinten. Jimin jedoch hielt mich an der Schulter auf. Vor Überraschung und Überforderung zuckte mein ganzer Körper leicht zusammen. Immernoch sah mir der Kleinere fest in die Augen, wobei meine ihm die ganze Zeit auswichen, da sie vor Tränenflüssigkeit zu glänzen begannen. Jimin griff nach meinem Arm und schob den Ärmel, zu meinem Glück, nur bis zu dem Ellenbogen hoch. Da ich da keine Wunden oder Ähnliches hatte, ließ er mich wieder los und schnell zog ich meinen Ärmel wieder zu meinem Handgelenk runter. Daraufhin drehte ich mich einfach um und lief weg. Ich lief Richtung Zuhause, realisierte dann jedoch, dass mein Vater mir gedroht hatte, sollte ich wieder zu spät nach Hause kommen. Da es ohnehin erstmal nicht mehr schlimmer kommen konnte, schloss ich die Tür einfach auf und ließ sie hinter mir wieder zufallen. Direkt hörte ich die schweren Schritte meines Vaters. Wieso arbeitet er denn heute nicht? Ohne Worte trampelte er zu mir und schlug mir mit der flachen Hand ins Gesicht. Dies brachte das Fass zum Überlaufen und kurz darauf landete meine Hand auch in seinem Gesicht. Dann herrschte Stille. Erst jetzt realisierte ich wirklich, was ich gerade getan habe, da er mich, vor Wut kochend, ansah. Direkt darauf taumelte ich nach hinten, da die Faust meines Vaters nun in meiner Magengrube landete. Ich stieß mir den Hinterkopf an der Haustür an gegen die ich geprallt bin und mir wurde auf der Stelle schlecht. Ich stand schnell auf, ignorierte den aufkommenden Schwindel, ging leicht schwankend an ihm vorbei und mühte mich, nicht auf den Treppen hinzufallen. Sofort suchte ich den Weg ins Bad auf, schloss ab und beugte mich über die Toilette, um mich zu übergeben.

Sobald es mir daraufhin wieder besser ging, betätigte ich die Spülung und setzte mich auf den Deckel, um nicht weiterhin auf dem Boden hocken zu müssen. Ich rieb mir den angestoßenen Hinterkopf. Was bist du nur, Jungkook? Taugst du überhaupt etwas? Ich stand auf und stellte mich an das Waschbecken, um mir das Gesicht zu waschen und den Mund auszuspülen. Ich sah mich selbst im Spiegel an. Nicht zu gebrauchen. Total blass. Augenringe. Insgesamt rote Augen, von den Tränen, die wieder aufkamen. Alles in allem sah ich scheiße aus. Wie von selbst glitt meine eine Hand ins Regal mit den Handtüchern und ertastete die kleine Schachtel. Wie hypnotisiert öffnete ich sie und bekam den Schreck meines Lebens. Sie sind weg! Verdammt, ich brauchte sie. Dringend! Aber ich hatte nirgendwo welche. Ich wusste nicht, was ich tun sollte und begann einfach, da es sich anfühlte, als müsste ich die Kraft aus meinen Händen ausgleichen, meinen Unterarm mit meinen Fingernägeln aufzukratzen. Dies hinterließ nur leichte Spuren, genügte jedoch nach vergeblichen Versuchen, mich selbst bluten zu sehen.

Meine Tränen waren mittlerweile wegen des Schreckens getrocknet.

Plötzlich vibrierte mein Handy in der Hosentasche und ich schreckte auf. Wer würde in diesem Moment etwas von mir wollen? Wieder vibrierte es. Ich wurde angerufen. Taehyung.