„Christian?", höre ich meine Verlobte, bevor sie in mein Büro kommt.
Ich lächle sie an und werde sofort ernst, als ich ihren Gesichtsausdruck sehe.
„Was hat er angestellt?", frage ich mit Grabesstimme, diesen Blick kenne ich.
„Keine Ahnung. Einer von uns soll morgen zu Mrs. Cooper kommen."
Ich schlucke. Ich, der vor nichts und niemandem Angst hatte, bis mein Sohn auf die Privatschule kam. Seine Lehrerin ist ok, aber Mrs. Cooper ist die Rektorin der Schule, die zwar meine – nicht gerade geringen – Schecks gerne annimmt, und dafür wohl das Recht hat, meine Erziehungsfähigkeiten dauerhaft und mit strengen Blick in Frage zu stellen. Ich bin mittlerweile insgeheim davon überzeugt, dass Mrs. Cooper in ihrem früheren Leben eine strenge und äußerst erfolgreiche Domina war.
„Kannst du das übernehmen? Ich treff mich morgen mit diesem neuen Autoren, an dem ich schon so lange interessiert bin."Ich werfe ihr einen strafenden Blick zu und sie lächelt mich unschuldig an.
„Anastasia, könnte es sein, dass dir dieser Termin gar nicht so ungelegen kommt?"Sie kichert mädchenhaft und ich ziehe sie auf meinen Schoß, um sie ausgiebig zu küssen.
„Ok, ich stelle mich Mrs. Cooper. Und dafür darfst du mir jetzt zeigen, wie dankbar du mir bist, dass ich den Drachen alleine bekämpfen werde."
Sie lacht auf und ihre Hände nesteln schon an meinem Reißverschluss, als die Haustür zufällt.
Enttäuscht sehen wir uns an – der Grund für den Besuch in der Schule ist gerade nach Hause gekommen.
„Später", raune ich ihr dunkel zu und freue mich ein wenig, dass sie genauso enttäuscht zu sein scheint wie ich.Kurz überlege ich, den kleinen Missetäter, der mir meinen morgigen Tagesablauf durcheinander bringt, nach dem möglichen Grund für diese Konsultation zu fragen, entscheide mich aber dagegen.
Dank Carrick hat mein Junior mittlerweile ein rudimentäres Wissen im Strafrechtssystem – Sprüche wie „Im Zweifel für den Angeklagten", „Du hast keine Beweise" und „Ich will einen Anwalt" sind nicht wirklich etwas, das einem die Erziehung erleichtert.
Und wenn ein achtjähriger Bengel sich auf den 5. Verfassungszusatz beruft – ist man machtlos.
Alles was ich tun konnte, war meinem Vater Vorhaltungen machen, während dem kleinen Hobbyanwalt mittlerweile argumentativ nicht mehr beizukommen ist.
Ich greife zu archaischen Erziehungsmethoden, wie Hausarrest. Und Fernsehverbot. Und werde weich, wenn Ted mich traurig ansieht und mir erklärt, dass die Strafe für einen nicht bewiesenen Vorwurf zu hoch wäre. Irgendwann verscharre ich meinen Vater für diese Aktion im Wald.
Am nächsten Tag fährt Taylor mich zur Schule und ich kann sein Grinsen im Rückspiegel sehen. Ich erinnere mich an meinen ersten Besuch bei Mrs. Cooper, der mit ihrer ersten und einzigen Fehleinschätzung geendet hatte.
Ted hatte seinen Einstand in der Schule mit Goldfischen gefeiert, die er in den Wasserspendern auf den einzelnen Etagen ausgesetzt hatte. Die Rektorin hatte mich noch am ersten Schultag meines Juniors empfangen – zu sich zitiert, trifft es besser – mit dem Ergebnis, dass Ted mit einer zweiwöchigen Strafarbeit, abzuleisten nach der regulären Schulzeit beim Hausmeister, und ich mit einem Beutel munterer Goldfische nach Hause kam.
Die Fische kamen in ein Aquarium, welches jetzt in Teds Zimmer blubbert und mich in den Wahnsinn treibt. Ich habe bis heute nicht herausbekommen, woher er die Viecher hatte. Ohne Beweise konnte ich leider Elliot nichts anhaben. Der hat sich auch auf den 5. Verfassungszusatz berufen.
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50 Shades of Hope
FanfictionSieben Jahre sind vergangen, seit Ana sich von Christian getrennt hatte und nach New York gezogen war. Er versucht immer noch über sie hinweg zu kommen, und es gelingt ihm nur mit Mühe, sich aus ihrem Leben heraus zu halten. Doch dann sorgt das Schi...