Nachtruhe

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Als ich ins Wohnzimmer zurück gehe, funkelt mich Mr. Twinkle an und maunzt. Ich klaue mir den Ballknebel und den Flogger und bringe sie zurück ins Spielzimmer.

Dieser Raum ist so sehr mit meiner Vergangenheit verbunden, und doch fühle ich mich auf einmal unwohl hier drin. Hier habe ich Ana verloren. Die letzten Jahre war es nur noch ein Raum, in dem ich meine Triebe ausleben konnte, mit wechselnden, unbedeutenden Subs.

Das Zimmer muss verschwinden! Noch einmal möchte ich meinen Sohn nicht hier drin sehen. Er soll gar nicht mit so etwas in Berührung kommen. Und wenn ich es wirklich schaffe, Ana wieder zurück zu bekommen, werde ich auf gar keinen Fall den einmal begangenen Fehler wiederholen. Sie ist keine Sub und ich will sie auch nicht entwürdigen, indem ich sie hier drinnen in die Rolle einer Sub zwinge. Obwohl ich merke, wie mich der Gedanke an Ana hier im Raum deutlich erregt, empfinde ich deswegen auch ein Schuldgefühl.

Eine Familie! Ein paar Tage und mein Leben ist komplett auf den Kopf gestellt.

Für eine Familie, genauer gesagt, für meine Familie, werde ich mit meinem früheren Leben brechen müssen. Kann ich das? Auf Dauer? Eine Stimme in mir sagt deutlich ja, aber ich muss mit Flynn darüber reden. Ich schreibe Andrea noch eine Mail, und bitte sie, mir bei Flynn einen Abendtermin zu organisieren.

Dann rufe ich Taylor und erkläre ihm, dass er mit Gail das Spielzimmer ausräumen soll. Als er mich fragt, was mit der Einrichtung passieren soll, sage ich nur entsorgen. Selbst wenn Ana zurück kommt, sie verdient einen kompletten Neuanfang. Dort drin sind nur Dinge, die mit einer Familie nicht vereinbar sind. Und der Gedanke, dass Ted dort nochmal reingeht, behagt mir auch nicht.

Müde gehe ich ins Bett und schlafe fast auf der Stelle ein. Was für ein Tag!

Ich werde von infernalischem Krach wach. Ein Blick auf die Uhr zeigt halb Drei morgens. Nach einen kurzen Moment der Desorientierung stolpere ich aus dem Schlafzimmer und treffe Taylor und Gail, die gerade verschlafen und verwirrt aus ihrer Wohnung, die an mein Penthouse angrenzt, in den Wohnraum kommen.

Taylor sieht alarmiert aus und lauscht, bevor er den Kopf schüttelt.

„Sir, sie sollten mit Ihrem Sohn über angemessene Zeiten für seine Schlagzeuger-Karriere sprechen," sagt er und geht mit Gail wieder, um noch ein wenig Schlaf zu bekommen.

Ich nehme mir – statt zuerst den kleinen Schlagzeuger zur Rede zu stellen – das Telefon zur Hand und wähle die Nummer desjenigen, der das hier zu verantworten hat.

Nach dem vierten Klingeln meldet sich mein Bruder verschlafen.

„Verdammt, was ist passiert?", grummelt er in den Hörer.

„Hör selbst!", gebe ich zurück und halte den Hörer in den Raum.

Ted scheint gerade sein erstes großes Solo zu proben, mittlerweile begleitet ihn Mr. Grinch lautstark.

„Ich habe hier Nachbarn, Bruderherz! Danke für dein tolles Geschenk!", fauche ich in den Hörer und höre im Hintergrund Kate leise fragen, ob etwas passiert ist.

„Was soll ich jetzt tun?", fragt Elliot mich amüsiert.

„Nichts, aber ich werde dich jedes Mal anrufen, wenn er mich mit diesem Schlagzeug weckt... und die restlichen Bewohner des Escala !"

Ich lege auf und gehe zum Kinderzimmer, um meinen Sohn zu erklären, dass bestimmte Dinge zu bestimmten Uhrzeiten passieren sollten.

Als ich ins Kinderzimmer komme, sitzt Ted mit seinem Bärchen-Schlafanzug am Schlagzeug und trommelt wie ein Weltmeister. Mr. Grinch sitzt davor und jault, bestimmt tut es dem Hund in den Ohren weh. Mir geht es jedenfalls so.

50 Shades of HopeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt