Nicht käuflich

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Ted steht an der Kasse und ich halte mich ein wenig im Hintergrund, während der Verkäufer alles einscannt.

„16,40 Dollar, junger Mann", sagt er zu Ted und dieser zieht einen kleinen Geldbeutel mit Mickey-Maus-Aufdruck darauf hervor. Das kann ja wohl nicht wahr sein!

Ich will dem Verkäufer gerade eine Kreditkarte reichen, als Ted ihm einen zwanzig Dollarschein in die Hand drückt. Ich stehe hier und muss zusehen, wie mein Sohn das Katzenfutter kauft. Er wirft mir einen stolzen Blick zu und ich kapituliere. Ich stecke die Karte weg und helfe ihm dann, die Einkäufe zum Auto zu bringen.

„Ich zahle Mr. Twinkles Futter von meinem Taschengeld", erklärt er stolz und ich bin entsetzt, was Ana dem Kind zumutet.

„Warum?", frage ich perplex.

Er sieht mich an, als wäre ich nicht sonderlich clever.

„Weil er meine Katze ist!" Darüber werde ich mit Ana reden müssen, es kann doch nicht sein, dass dieser kleine Mann seine Ausgaben selbst bestreiten muss.

„Wie viel Taschengeld bekommst du denn?", frage ich ruhig und bin neugierig. „Fünf Dollar in der Woche, und ich kann mir was dazu verdienen."

Ich bin total entsetzt. Sie lässt das Kind arbeiten? Wir sind mittlerweile eingestiegen und Ted scheint in Erzähllaune zu sein.

„Wenn ich mein Zimmer aufräume und es immer ordentlich ist, bekomme ich einen Dollar pro Tag und wenn ich Abwasche, jedes Mal 50 Cent." Ana scheint den Jungen ganz schön kurz zu halten. Das ist doch nicht richtig, oder?

Auf einmal schweigt er und seufzt.

„Wenn ich nicht zuhause bin und nicht aufräume, dann bekomme ich auch weniger Taschengeld." Ich lächele ihn an.

„Ich kann dir ja Taschengeld geben, bis deine Mom wieder gesund ist."

Er sieht mich vorsichtig an. „Die ganzen fünf Dollar?" Oh mein Gott, das ist eine Unterhaltung, die so absurd ist, dass ich tatsächlich, trotz der ernsten Situation, grinsen muss.

„Ja, die ganzen fünf Dollar", sage ich ernsthaft. Er nickt, als wäre das akzeptabel.

„Ich kann dir auch ein wenig mehr geben, wenn du mehr möchtest", versuche ich ihn aus der Reserve zu locken.

Er schüttelt den Kopf und schweigt wieder, als wäre ihm aufgefallen, dass er wirklich mit mir geredet hat. Und auf einmal ist mir eine Unterhaltung über die Summe von läppischen fünf Dollar wichtig. Ich darf meinem Sohn Taschengeld geben. Ich habe von einem Kind gerade die Erlaubnis erhalten, zwanzig Dollar im Monat zu investieren, und es ist das beste Geschäft, welches ich in den letzten Monaten getätigt habe.

Taylor parkt vor dem Haus und ich helfe Ted, die Sachen ins Haus zu tragen. Der dämliche Kater steht hinter der Tür und Ted begrüßt ihn begeistert. Wenigstens einem Wesen auf der Welt bringt er ungeteilte Sympathie entgegen und ich bin eifersüchtig auf dieses Tier, das von ihm gedrückt und gestreichelt wird. Er sieht nach dem Katzenklo und ich reiche ihm danach wortlos seinen Rucksack. Ted stellt die Näpfe wieder auf und füllt diese. Immerhin scheint er für sein Alter schon sehr verantwortungsbewusst zu sein. Oder muss er es sein? Ist Ana eine schlechte Mutter?

Als er fertig ist, steht er ein wenig verloren in der Küche und sieht dem Vieh beim Fressen zu. „Morgen ist Montag", sagt er dann leise. Was meint er damit?

„Ja, da hast du Recht", antworte ich vorsichtig.

„Ich muss in die Schule", murrt er. Stimmt, da war was. Er ist über sechs Jahre alt und geht schon in die Schule.

50 Shades of HopeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt