Schwiegermutteralarm

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Ich hole Ted ab, der wortlos neben mir her geht.

„Tut dein Gesicht weh?", frage ich besorgt und er schüttelt den Kopf.

Das Auge scheint abzuschwellen, aber er sieht aus wie nach einem Boxkampf mit zehn Runden. Das wird ein Spaß, wenn Carla das sieht. Vor Carlas Hotel lässt uns Taylor aussteigen. Wir haben uns im Restaurant verabredet und ich gehe mit meinem Junior durch die Gaststätte, ein Kellner führt uns zum Tisch, wo Carla und Bob schon warten.

Ihre Augen sind rotgerändert, sie hat offensichtlich geweint und ich hoffe, von Ana gibt es keine schlechten Neuigkeiten. Dann fällt ihr Blick auf Teds Gesicht und sie wird kreidebleich.

„Ted, was ist passiert?", fragt sie entsetzt, ohne eine Begrüßung.

Mein Sohn rennt auf sie zu und umarmt sie stürmisch. Ich bin neidisch auf diese so offene Zuneigungsbekundung, während ich und Bob uns verlegen vorstellen.

Bob bietet mir Platz an und ich setze mich, während Carla Ted lange umarmt. Dann begrüßt er Bob, nicht ganz so stürmisch, aber auch liebevoll und setzt sich neben Carla, die leise ihre Frage nach seinem Auge wiederholt.

„Das war Dad", verkündet mein Junior schadenfroh.

Ich erwarte das Schlimmste, aber Carla scheint ihren Enkel zu kennen.

„Fein und wie hat er das gemacht?", hakt sie nach.

Ted schiebt die Unterlippe vor und brummt etwas von Fußball und angeschossen. Er sieht zu mir und grinst.

„Das hat er mit Absicht gemacht", teilt er seiner Großmutter mit.

„Hab ich nicht!", sage ich mehr zu Ted als zu Carla.

Wie kann er das nur denken oder sogar behaupten?

„Hast du wohl!"

„Hab ich nicht!", feuere ich zurück und sehe ihn streng an.

„Beweis es", murmelt Ted und ich fahre mir durch die Haare, voll auf meinen Sohn konzentriert.

„Das kannst du mir schon glauben, ich würde dir nie absichtlich weh tun."

„Du wolltest Mr. Twinkle in ein Tierheim geben", werde ich aufgeklärt, als ob das eine Begründung wäre.

„Wir passen jetzt doch zusammen auf Mr. Twinkle auf, Ted, oder? Und einen neuen Kratzbaum hat er auch bekommen. Er braucht nicht ins Tierheim", stelle ich richtig, während Carla wie bei einem Tennismatch unseren kleinen Schlagabtausch verfolgt.

„Du willst, dass ich Mom anlüge!"

Offensichtlich hat Ted beschlossen, hier und jetzt die große Abrechnung zu starten, wahrscheinlich erhofft er sich Rückendeckung von seinen Großeltern. Bobs Mundwinkel zucken verdächtig, aber ich fokussiere mich auf Ted.

„Ich will nur nicht, dass du ihr Dinge erzählst, die sie aufregen."

„Du willst mich bei Mom verpetzen", mault er und verschränkt bockig die Arme.

„Ach ja? Wer hat denn die Tafel in der Schule mit Seife eingeschmiert oder Regenwürmer in das Pult der Lehrerin gesetzt? Wer ist denn abgehauen und wollte nach Paris fliegen?"

Auf einmal kichert Carla los und sowohl Ted als auch ich sehen sie verblüfft an.

„Ihr solltet euch sehen oder hören. Ihr seht fast gleich aus, außer dass dein Dad dringend eine Rasur nötig hat, und momentan weiß ich nicht, wer von euch das Kind ist", kichert sie und nimmt dann atemlos einen Schluck Wasser.

50 Shades of HopeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt