„Ich will das aber mit Daddy machen", quengelt Ted und sieht Ana bittend an.
Ich höre mit halbem Ohr zu, immerhin habe ich Ana deutlich gesagt, dass ich nicht bereit bin, mit meinem Junior einen Zug um die Häuser zu machen. Himmel, wir können alle Süßigkeiten der Welt kaufen, aber nein, Ted will sich verkleiden und mich ebenfalls dazu nötigen, um bei den Nachbarn betteln zu gehen.
Wer bitteschön hat diesen Käse erfunden?
„Dein Dad hat aber keine Zeit, Teddy. Ich gehe mit dir, und wenn du magst, kommt Sawyer auch mit", höre ich Ana sagen und mein väterliches schlechtes Gewissen meldet sich.
Ich verbringe gern Zeit mit Ted – aber Halloween ist nicht meine Baustelle. Allerdings freut es mich, dass mein Junior so vehement auf meine Beteiligung pocht.
„Hat er uns nicht mehr lieb? Geht er wieder weg?", höre ich Ted weinerlich fragen.
Mir wird eiskalt, mein Sohn hat für solch einen Gedankengang keinerlei Veranlassung und außerdem ist er ein intelligenter Junge. Zu intelligent. Er weiß bestimmt, dass ich der Unterhaltung durchaus folge und versucht mal wieder auf meinen Schuldgefühlen herumzureiten.
Sechs Jahre verpasst und auf ewig erpressbar. So sieht es nämlich aus.
Stur starre ich auf meinen Laptop. Ich werde darauf nicht reagieren, obwohl es schwer fällt. Er ist ein kleiner Westentaschendiktator und weiß genau, was er tut.
„Ted, das ist Unsinn. Er verpasst auch kein Fußballspiel und nimmt sich immer Zeit für dich."
„Aber alle werden denken, dass Sawyer mein Daddy ist", setzt der kleine Tyrann noch einen drauf.
Was? Nur über meine Leiche!
„Ist ja gut!", fauche ich und höre Ted begeistert juchzen.
Wie immer hat er seinen Willen bekommen. Ana wirft mir einen fragenden Blick zu, mit einem tadelnden Kopfschütteln. Sie mag unserem Sohn Grenzen setzen können, aber ich falle auf jeden Trick herein.
„Und du verkleidest dich auch? Damit wir ein Team sind?", fragt Teddy mit einem Grinsen.
Ich nicke, jetzt noch als nicht teamfähig deklariert zu werden, geht nun mal gar nicht. Dieses Kind spielt auf mir, wie auf einem Instrument, und trotz der Tatsache, dass mir das durchaus bewusst ist, kann ich nichts, rein gar nichts dagegen tun.
Der Punkt um nachzufragen, als was wir team-mäßig meinen endgültigen Gesichtsverlust in der Nachbarschaft zelebrieren, ist verstrichen, als Ted mich begeistert umarmt, mir einen Kuss aufdrückt und mich, wie so oft, in einer Mischung aus väterlichem Stolz und absoluter Agonie zurücklässt.
Am nächsten Morgen - zum Glück ist es Samstag - werde ich von meinem Sohn geweckt, ein Blick auf die Uhr zeigt eine ernüchternde Zeit. Sechs Uhr. Ana seufzt, während mir unser Filius erklärt, dass wir langsam an die Halloween-Vorbereitungen für unseren abendlichen Gang um die Häuser gehen müssen.
"Wieso jetzt schon?", frage ich entgeistert, während sowohl Mr. Grinch die Flucht ergreift, als auch Mr. Twinkle den Platz unter Anas Decke beansprucht, den ich eigentlich haben will.
"Weil wir Kürbisse schnitzen müssen. Mom bleibt hier, bis wir vom Markt zurück sind, damit die Kinder bei uns hier auch Süßigkeiten bekommen."
Ted hat an alles gedacht und mühsam stehe ich auf. Natürlich könnte ich diskutieren, argumentieren oder schlicht Nein sagen, aber allein Teds aufgeregtes hin- und herspringen deutet darauf hin, dass Aufstehen am wenigsten Diskussion bedeutet. Dann habe ich vielleicht noch die Chance auf einen Kaffee.
DU LIEST GERADE
50 Shades of Hope
FanfikceSieben Jahre sind vergangen, seit Ana sich von Christian getrennt hatte und nach New York gezogen war. Er versucht immer noch über sie hinweg zu kommen, und es gelingt ihm nur mit Mühe, sich aus ihrem Leben heraus zu halten. Doch dann sorgt das Schi...