•Kapitel 3•

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Pure Angst durchströmte mich und ich musste mich echt beherrschen um nicht zu schreien. Aber das hätte Jess geweckt.
Langsam drehte ich mich um. Meine Hände zitterten, als ich mich an die Taschenlampe klammerte und mein Atem ging schnell, obwohl ich das Gefühl hatte, als würde ich gleich ersticken.
Ich atmete tief durch und schaltete die Taschenlampe wieder ein.
Bitte lass es ein Tier sein, flehte ich zu Gott.
Aber er hörte scheinbar mal wieder nicht zu, denn vor mir stand ein Mann. Aber was für einer! Das war ein Gott. Grüne Augen, braune Haare und ein Gesicht für das andere Männer getötet hätten und Frauen sich scheiden ließen. Und er stand nur einen verdammten halben Meter entfernt. Er sah zwar heiß aus, aber vor Schreck hätte ich beinahe wieder aufgeschrien.
Jessi durfte auf keinen Fall aufwachen. Vielleicht wollte der Kerl mich ja töten. Und sie wäre dann ein Zeuge. Zeugen werden logischerweise auch umgebracht. Der Typ war bestimmt ein Serienkiller.
"Was... Was wollen Sie von mir?", flüsterte ich stotternd.
Aber er antwortete nicht. Er sah mich einfach nur an. Ich war kurz davor in Ohnmacht zu fallen vor Panik.
Beruhige dich!, immer wieder dachte ich diese Worte. Wie ein Mantra.
Ich musste hier weg. Ich musste ihn von Jess weglocken. Ohne weiter darüber nachzudenken, drehte ich mich um und rannte in den Wald. Ich sah mich nicht um und lief solange, bis sich meine Beine wie Wackelpudding anfühlten. Ich hielt kurz an um ein wenig zu Atem zu kommen, doch als ich weiter rennen wollte, lief ich gegen einen Baum. Zumindest dachte ich, es wäre ein Baum, denn ich sah nichts, weil ich unterwegs meine Taschenlampe verloren hatte, aber Bäume lachten einen nicht aus, wenn man gegen sie lief.
Es war der Mann vor dem ich flüchtete, das wusste ich instinktiv.
Jetzt konnte und brauchte ich einen Schrei nicht mehr unterdrückten.
Ich wollte weiterrennen, wollte dort weg, weg von ihm. Aber die Angst lähmte mich und meine Beine bewegten sich kein bisschen.
Als ich seine Hand auf meinem Mund spürte, merkte ich, dass ich inmernoch schrie.
"Sofia...", hauchte er mir ins Ohr und ich bekam eine Gänsehaut als ich seine Stimme hörte. Sie war wirklich schön. Dunkel und rau.
Ich verwarf jegliche Gedanken an ihn und seine Stimme und stellte mich grade hin. Das Kinn in die Luft gestreckt. Ich würde ihn nicht anbetteln. Ich würde mit erhobenem Haupt sterben - nicht auf Knien. Betteln war nicht mein Ding
Dieser Bastard muss mich gestalkt haben. Woher sonst hätte er meinen Namen gewusst?
"Du bist ein kleiner Sturkopf, nicht wahr Baby?", flüsterte er. Ich spürte seinen Atem über meine Wange streifen.
Für einen winzigen Moment schloss ich die Augen und atmete durch.
Dann sah ich herausfordernd auf seinen Schatten und nickte.
Er lachte. Und nahm seine Hand von meinem Gesicht.
"Soll ich dir mal ein Geheimnis verraten?", fragte er mich.
Wollte ich das wirklich wissen? Das Geheimnis wäre bestimmt sowas wie 'ich werde dich entführen, vergewaltigen und mir dann aus deiner Haut ein T-Shirt nähen'.
Ich ekelte mich vor meinen eigenen Gedanken. Ich sollte eindeutig aufhören so viele Psychothriller zu gucken.
Hoffnungsvoll erwiderte ich: "Das war nur ein Spaß und du willst mich gar nicht töten, sondern hattest einfach Lust fangen zu spielen?"
Wieder lachte er. "Nein, Babygirl. Du gehörst mir. Das ist das Geheimnis."
Fassungslos sah ich ihn an. "Ich tue bitte WAS?!"
Okaaaay, deinen Mörder anzuschreien ist vielleicht keine so brillante Idee, aber ich konnte nicht anders. Ich war so empört, über den Schwachsinn den mein mutmaßlicher Vergewaltiger von sich gab, dass mir der Mund offen stehen blieb.
"Du gehörst mir." Er sagte dies in einer Tonlage, als würde er dabei nicht völlig wahnsinnig klingen und ich könnte schwören, dass ich sah wie er mit den Schultern zuckte.
"Und hast du sonst noch irgendwelche Wünsche?" Oh ja, hallo mein geliebter Freund Sarkasmus. Schön, dass du mal wieder zu den ungünstigsten Zeitpunkten zu mir findest.
"Wenn du mich schon so fragst...", murmelte er. Seine Stimme klang noch tiefer und er machte einen Schritt auf mich zu.
Ängstlich wich ich zurück.
"Du bist meins. Deine Eltern haben dich mir versprochen, Süße."
"Klar, gleich nachdem du für sie Stroh zu Gold gesponnen hast. Fängst du gleich auch an, um ein Feuer zu tanzen? Meine Eltern würden sowas niemals machen! Wage es dich ja nicht über sie zu reden!"
"Wieso sollte ich nicht über sie reden dürfen? Sie sind doch schon tot seit du ein Baby warst" Ich hörte wie er grinste. "Du bist absolut ahnungslos, stimmts? Sie haben dich gehütet wie ihren Augapfel und dachten, ich würde dich nicht finden. Aber ich würde dich überall finden." Er kam noch einen Schritt auf mich zu, aber ich war nicht in der Lage zurückzuweichen. Ich konnte mich einfach nicht bewegen.
Er strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und beugte sich vor.
Als ich mich verspannte, was er zu bemerken schien, hielt er kurz inne. Nur um sich dann trotzdem vorzubeugen und mit seinen Lippen ganz sachte meinen Hals zu berühren.
Es lief mir kalt den Rücken runter.
"Nicht mehr lange. Dann seid ihr soweit - du und deine Zwillingsschwester"

Er griff nach meiner Hand und bevor ich sie wegziehen konnte, schloss er meine Finger um etwas kühles. ,,Gib auf dich Acht. Nachts im Wald trifft man auf seltsame Gestalten."
Er war verschwunden, bevor ich etwas erwiedern konnte.

Jetzt wo ich allein war fiel mir auf, dass ich vor lauter Anspannung die Luft angehalten hatte, die ich nun in einem lauten Zug ausstieß. Mir schwindelte und während ich mich fragte, wie lange ich wohl die Luft angehalten haben musste, versuchte ich mein Gleichgewicht zu halten indem ich einen Schritt nach hinten wich, welcher aber abrupt von einem Baumstamm - keine zehn Finger breit hinter mir - gebremst wurde. Ein Glück, dass ich nicht versucht hatte wegzulaufen, dachte ich und stellte mir vor, wie ich geradewegs gegen den Baum gerannt und mir damit jegliche Überlebenschance genommen hätte. Das heißt, hätte der Typ mich überhaupt töten wollen. Verzweifelt versuchte ich zu verstehen, was gerade passiert war. Ich hatte keine Ahnung wo ich war und langsam verließ das Adrenalin meinen Körper und hinterließ nichts als Panik und müde Knochen. Mit zitterndem Händen strich ich über das raue Holz in meinem Rücken und versuchte die Angst, die mich nun packte runterzuschlucken. Immer wieder und wieder fuhr ich mit der Hand über den rauen Untergrund, bis meine Hände schließlich taub waren und meine Finger zu pochen begannen. Ich ließ mich zu Boden sinken, den Rücken nach wie vor an den Baumstamm gelehnt, meine Beine ganz dicht an meinen Oberkörper gedrückt.

Unfähig zu sagen, wie lange ich in dieser Position verharrte, schlief ich irgendwann ein. Mit einer Hand hielt ich das inzwischen warm gewordene Metall meiner Taschenlanpe immer noch fest umklammert.

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Diana 🌹

Devils SoulWo Geschichten leben. Entdecke jetzt