•Kapitel 11•

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Ich sprintete die Treppen hoch, da sich mein Zimmer anscheinend im Untergeschoss befand und rannte in das erstbeste Zimmer in dem ich ein Schlafzimmer vermutete.
Bingo! Das Zimmer meiner Eltern.
"Mama! Papa! Wir haben verschlafen, ihr müsst mich zur Schule fahren!", rief ich.
Toller Eindruck, wenn man direkt am ersten Schultag zu spät kam. Erschrocken setzten sich beide auf. Nach einem Blick auf die Uhr fluchte meine Mutter zwar leise, aber nicht sehr damenhaft.
Das hatte ich eindeutig von ihr.
"Geh dir schnell was zu essen machen, ich ziehe mich in der Zeit an."
Ich nickte und wollte gerade in die Küche gehen, als mir einfiel, dass ich gar nicht wusste wo diese war.
Also drehte ich mich wieder um und sah meine Mutter, die bereits in ihrem Kleiderschrank wühlte, fragend an.
Sie grinste als sie meinen Blick sah und erklärte mir knapp den Weg dorthin.
Also machte ich mir ganz brav ein Brot, packte es in meine Tasche in der sich sonst nur ein Block und ein Kugelschreiber befanden und wartete vor der Haustür auf meine Mutter.
Diese kam auch schon um die Ecke geflitzt. Fertig angezogen und mit dem Autoschlüssel in der Hand verließ sie vor mir das Haus und ging auf unseren VW Passat zu.
Meine Mutter wirkte sehr gestresst. Sie hasste Unpünktlichkeit abgrundtief. "Vermeidbare Dummheit" nannte sie es.
Ich hätte es vermeiden können, wenn ich nicht so gedankenlos gewesen wäre und mir einen Wecker gestellt hätte. Wenn ich früher ins Bett gegangen wäre. Wenn ich nicht liegen bleiben würde nachdem ich durch den Wecker geweckt worden wäre.
Hätte, würde, sollte...
Wie oft hätte ich mir das schon anhören können.
"Entschuldige", murmelte ich. Sie wandte ihr Blick kurz von der Straße um mich anzusehen und dann zu lächeln.
"Alles in Ordnung. Nach deinem Zusammenbruch gestern hat keiner daran gedacht sich einen Wecker zu stellen und du am aller wenigsten. Geht's dir denn besser?"
"Ja, keine Sorge. Ich hab keine Ahnung was da los war, vermutlich nur der Stress.", nuschelte ich.
Fuck, war ich nervös. Die Neue zu sein war bestimmt echt mies. Ich war es bis jetzt nie gewesen, aber Zane hatte mir erzählt wie es für ihn war.
Kurz gefasst: ziemlich scheiße.
Meine Mutter hielt den Wagen an und erst jetzt fiel mir auf, dass wir bereits vor den Toren der Hölle standen.
Ich seufzte, verabschiedete mich von meiner Mutter und stieg, nachdem ich ein letztes Mal tief durchgeatmet hatte, aus.
Ich versuchte nicht so auszusehen wie "die Neue". Versuchte so zu tun, als würde ich mich hier auskennen und hier her gehören. Jedoch schien mir das zu misslingen.
Alle starrten mich an. Zumindest fühlte es sich so an. Scheiße. Das schien übrigens mein neues Lieblingswort zu werden.
Ich senkte den Kopf und sah mich unauffällig um, mein Gesicht hinter den Haaren versteckt. Beinahe jeden Einzelnen konnte ich in eine Kategorie zuordnen.
Da waren die Bitches. Eine Gruppe von Mädchen die sehr offensichtlich über ein anderes lästerten.
Die Bitches waren, nun ja nennen wir es mal, weniger dezent geschminkt. Und das Mädchen war eindeutig ein klassischer Streber. Sie hatte ihr Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden, die Brille auf der Nase, Bücher unterm Arm und den Rucksack geschultert.
Die Arme versuchte die Lästereien der Mädchen zu ignorieren, doch ich sah wie ihr Blick immer wieder zwischen ihnen und dem Boden hin und her schweifte. Es war ihr unangenehm.
Das Mädchen tat mir unglaublich leid und wäre sie nicht so schnell im Schulgebäude verschwunden, hätte ich mich an meinem ersten Tag bereits unbeliebt gemacht indem ich diesen Püppchen mal die Meinung gegeigt hätte.
Die Möchtegernmachos konnte ich auch sofort erkennen. Es waren fünf oder sechs Kerle, die pfiffen und die Ärsche der Barbies begafften. Sobald eben diese sich zu ihnen umdrehten, johlten sie.
Alles hirnlose Esel. Ich verdrehte die Augen.
Und mein Blick bleib an einer anderen Gruppe hängen.
Zwei rothaarige Mädchen und zwei Jungs, einer blond der andere braunhaarig. Sie schienen weder zu den "coolen" noch den "uncoolen" zu zählen.
Die beiden Mädels sahen einander ziemlich ähnlich, vermutlich Schwestern, wo hingegen die Jungs sich sehr voneinander unterschieden.
Die Rothaarigen erzählten aufgeregt etwas während die anderen beiden aufmerksam zuhörten. Es schien sie aber nicht zu stören, dass sie nicht zu Wort kamen.
Plötzlich hob eines der Mädchen ihren Kopf und sah mich direkt an. Sie sah etwas jünger aus als die andere und selbst von hier konnte ich ihre unglaubliche Augenfarbe erkennen. Es war ein strahlendes dunkelblau. Sie sagte etwas, ohne den Blick von mir zu lösen und auch ich konnte nicht wegsehen. Vier Augenpaare beobachteten mich jetzt.
Jetzt beweg dich!, rief ich mir selbst zu. Bevor du dich noch mehr blamierst!
Ich senkte meinen Blick und ging auf die große Eingangstür zu.
Und egal wie sehr ich versuchte es zu ignorieren - ich konnte dennoch spüren, wie sie mich ansahen. Ich spürte ihre Blicke auf meinem Rücken.
Sobald ich in der Schule war, atmete ich tief durch, löste meine Augen von meinen Ballerinas und sah mich in der Eingangshalle um.
Als ich ein Schild entdeckte mit der Aufschrift "Sekretariat" und einem Pfeil in die entsprechende Richtung, bedankte ich mich bei allen Göttern, die mir einfielen.
Nachdem ich ein letztes Mal tief durchatmete, straffte ich meine Schultern und machte mich auf den Weg.
Der Schultag wird bestimmt ganz entzückend.

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Diana 🌹
Etwas unspektakulär, entschuldigt 😅

Devils SoulWo Geschichten leben. Entdecke jetzt