•Kapitel 7•

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Die letzten Wochen verliefen ziemlich normal.
Wir waren feiern. Hatten die eine oder andere Auseinandersetzung mit Tranni und deren Gefolgschaft - also nichts außergewöhnliches.
Und Devil tauchte nicht mehr auf.
Ich seufzte. Ich hatte irgendwie erwartet ihn noch mal zu sehen bevor ich wegzog. Immerhin musste ich ihm erklären, dass ich nie im Leben so nett gewesen wäre, wenn ich nicht betrunken gewesen wäre. Ich hatte das unbändige Verlangen mich zu rechtfertigen und es ihn zu erklären.
Wie schnell die Zeit vergangen war. Ich sah mich um und blickte auf all die bereits gepackten Kartons.
Morgen früh war es so weit. Morgen früh würde ich dieses Haus und all die Erinnerungen darin verlassen. Morgen früh würde ich meine Freunde verlassen, einen Teil meiner Familie. Denn das waren meine Freunde für mich. In meinem Augen hört Familie nicht mit dem Blut auf, man kann sich Familie aussuchen.
Ich war so sehr damit beschäftigt meinen traurigen Gedanken nachzuhängen, dass ich mich total erschrak als etwas auf meinen Handrücken landete.
Ich sah nach unten. Eine Träne?
Ich hatte nicht einmal bemerkt, dass ich angefangen hatte zu weinen.
Doch jetzt war es zu spät einen Heulkrampf noch stoppen zu wollen.
Solange die Tränen meine Augen nicht verließen, ließ sich eine Katastrophe verhindern, aber sobald die Tränen mir über die Wangen rollten war es aus mit Selbstbeherrschung.
Es war dann als wäre ein Damm in mir gebrochen. Wie ich das hasste.
Ich würde richtig wütend auf mich, weil ich jetzt so schwach war. Und je wütender ich würde, desto heftiger flossen die Tränen. Was mich wiederum noch wütender machte und so weiter. Ein Teufelskreis.
Von 0 auf 100 in weniger als 10 Sekunden, dachte ich sarkastisch, weil ich innerhalb einer so kurzen Zeit so heftig weinte, dass ich kaum noch atmen konnte.
Es war das erste mal das ich wegen dem Umzug weinte. Was viele vielleicht nicht verstanden, aber wenn wir jetzt wegziehen, würde ich meine beste Freundin nie wieder sehen und unsere beiden Affen die mich immer zum Lachen gebracht hatten, selbst wenn meine Welt den Bach runterging. Ich würde das Haus verlassen in dem ich aufgewachsen war. Ich würde alles verlieren und mir neu erarbeiten müssen. Aber ich wollte nichts Neues. Ich wollte das, was ich jetzt hatte.
Und so kam es, dass ich eine Nacht vor dem entscheidenen Morgen zusammenbrach. Was mich immer noch verblüffte auf eine seltsame Weise. Ich hatte geschrien und getobt. Ich hatte mich mit meinen Eltern gestritten und Gegenstände gegen die Wand gepfeffert.
Aber geweint hatte ich bis heute nie. Wirklich nie. Das war nicht mein Ding.
Ich war das taffe Mädchen - Jessi war die, die sich alles zu Herzen nahm. Obwohl sie diese Eigenschaft mittlerweile abgelegt hatte.
Ohne Vorwarnung schwang meine Zimmertür auf und ich blickte mit meinen roten, geschwollenen Augen in meine drei Lieblingsgesichter.
Jessi, Zane und Robby.
Schniefend wischte ich mir mit dem Handrücken über die Wangen um die restlichen Tränen wegzuwischen.
"Übernachtungsparty?", fragte Jessi und sah mich traurig an. Ich nickte nur.
Sie setzten sich auf mein Bett und zogen mich in eine enge, warme, verdammte tröstende Gruppenumarmung.
Ich versuchte mit aller Kraft nicht wieder loszuheulen.
Nun ja... Es misslang mir. Ein bisschen.
Ich hatte keine Ahnung wie lange wir so da saßen, aber Robby löste sich als Erster und lächelte mich aufmunternd an.
Dann stand er auf und ging zu einem Rucksack neben der Tür, der mir vorher gar nicht aufgefallen war.
Er war schon immer derjenige gewesen, der diese Gefühlsduselei nicht lange ertrug. Robby war jemand, der immer alle zum Lachen bringen musste. Er wollte immer alle glücklich machen.
Und genau das hatte er jetzt mit mir vor wie es aussah, denn aus dem Rucksack fischte er DVD's meiner Lieblingsserie Supernatural. Ach, und natürlich Süßigkeiten jeglicher Art. Gaaaanz viele Süßigkeiten.
Ich spürte wie meine Traurigkeit langsam von mir abfiel, weil meine Freunde sich so um mich sorgten und für mich da waren. Aber ganz verschwand sie nicht.
Triumphierend hielt er beides in die Höhe.
"Gib her", quengelte ich und streckte meine Hände nach der süßen Sünde aus. Er grinste und schmiss mir eine Packung Skittles zu. Dann holte er meinen Laptop, während ich mit den anderen beiden die Kissen und Decken richtete.
Zum Glück hatte ich so ein großes Bett, dass wir alle ohne Probleme draufpassten.
Ich saß mit Jess in der Mitte. Zane zu meiner Linken und Robby machte es sich rechts neben Jess bequem.
Die beiden scherzten darüber, wie froh sie doch waren, dass es bei mir nicht aussah wie bei Jessi, bevor Robby endlich die erste Folge anmachte und den Laptop halb auf meinen, halb auf Jessis Schoß stellte, damit alle gut sehen konnten.
Das Zimmer meiner besten Freundin war ein pinkes Plüschparadies, wo hingehen meins eher in beige, weiß und braun gehalten wurde. Sie war schon immer mädchenhafter in dieser Hinsicht.
"Halt die Klappe jetzt, Zane!", rief Jessi lachend. "Gibs doch einfach zu: du liebst mein Zimmer. Und du bist nur neidisch!"
"Darauf? Nein, Kleines. Neidisch bestimmt nicht." Er grinste und wandte sich dann dem Laptop zu.
Wir aßen, kommentierten einige Szenen und manchmal sprachen wir einzelne Verse mit.
Ich gebs zu: ich hatte meinen besten Freunde mit meiner Winchestersucht angesteckt. Verklag mich doch.
Bevor ich einschlief, dachte ich noch, wie froh ich doch war, solche Freunde wie diese hier zu haben.
Ich kuschelte mich an Jess und Zane und war bereits in meine Traumwelt abgedriftet.

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Diana🌹

Devils SoulWo Geschichten leben. Entdecke jetzt