•Kapitel 6•

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Ich konnte meinen Blick nicht von ihm lösen, so sehr ich es auch wollte - es ging nicht. Sein Blick nahm mich gefangen. Ich konnte mich nicht bewegen und ich vergaß sogar kurz zu atmen.
Wieso war er hier? Wieso verfolgte er mich?
"Sofiaaa!", rief Jess lachend. "Was ist denn los mit dir?"
Ich sah sie kurz an, doch mein Blick huschte sofort wieder zum Fenster.
Aber er war weg. In mir machte sich ein Gefühl breit, welches ich als Enttäuschung bezeichnen würde, wenn ich es nicht besser wüsste. Ich war doch nicht enttäuscht, weil mein kranker Stalker verschwunden war!
Die drei folgten meinem Blick und runzelten verwirrt die Stirn.
"Wo siehst du denn hin?", fragte Robby mich verwundert. Und versuchte meinem Blick zu dem Fenster zu folgen.
Sag ihnen nicht, dass ich hier war, Baby. Bitte..
What the fuck? War diese Stimme grade in meinem Kopf? Um sicher zu gehen, dass er nicht im Raum stand, sah ich mich um. Doch er war nicht hier.
Ich hatte mir seine Stimme doch tatsächlich eingebildet!
Ich meinem betrunkenen Zustand begann ich leise zu kichern.
Als mir auffiel, dass meine Freunde immer noch auf eine Antwort warteten, murmelte ich: "Hab nur geträumt!"
Du hältst mich für Einbildung, Baby?
Wieder begann ich zu kichern. Was stimmte denn nicht mit mir? War ich schon so betrunken?
Ich mag es, wenn du kicherst.
Okaaay. Diese simplen Worten lösten einen weiteren Lachanfall aus.
Eigentlich hatte ich es ja nicht so nötig, dass mein betrunkenes Hirn mir selbst Komplimente machte. Und das auch noch mit der Stimme meines Stalkers.
"Die ist durch für heute!", rief Zane, der sich vor Lachen ebenfalls kaum einkriegen konnte.
Komm zu mir, Babygirl, flüsterte seine Stimme.
Ich nickte - inmernoch kichernd. Herr im Himmel, was stimmt denn nicht mit mir?
Moment mal, WAS?! Wieso nickte ich? Ich würde NICHT zu ihm gehen. Niemals! Ich werde hier sitzenbleiben.
Doch meine Beine sahen das Ganze ein wenig anders.
Und mein Mund genauso wie es aussah, denn ich hörte mich sagen: "Ich gehe kurz an die frische Luft. Alleine."
Die Jungs gaben mir ein Handzeichen zu verschwinden und Jess sah mich besorgt an.
Ohne ein weiteres Wort drehte ich mich um und ging aus dem Haus.
Die Verräter, die sich meine Beine nannten, gehorchten mir nicht. Die letzten Meter zur Tür rannten sie schon fast
Ja toll. Die anderen würden jetzt denken, dass mir schlecht sei und ich mich übergeben müsse.
Ein weiteres Mal versuchte ich anzuhalten und die Kontrolle über meine Beine wiederzuerlangen. Doch es war wie verhext. Es war, als würde jede Zelle meines Körpers zu ihm wollen.
Aber er war doch nicht wirklich da draußen, oder?
Ich hatte ihn mir doch nur eingebildet, stimmt's?
"Ich werde nie wieder trinken", murmelte ich, sobald ich draußen ankam. Ich sog die frische, kühle Nachtluft in meine Lungen und entspannt mich wieder ein wenig.
Vorsichtig blickte ich mich um, auf der Suche nach diesem Mann, nur um festzustellen, dass mein Hirn mir tatsächlich nur einen Streich gespielt hatte. Ich lächelte triumphierend und strich mit den imaginären Staub von der Schulter.
Ein letztes Mal atmete ich tief durch, bevor ich mich umdrehte um reinzugehen.
Und rannte volle Pumpe gegen die Tür und hörte sie lachen. Blöde Tür.
Moment?! Ich hörte sie lachen?! Eine Tür??
Ich hörte auf mir liebevoll meine schmerzende Stirn zu streicheln und blickte hoch.
Doch bevor ich schreien und sie Jungs um Hilfe rufen konnte, wurde mir der Mund zugehalten.
"Pscht", machte er und ich funkelte ihn böse an. Was fiel dem ein schon wieder hier aufzukreuzen? Und warum zur Hölle lief ich andauernd gegen ihn?
Er lächelte mich charmant an und raunte: "Hi, Kleines."
Meine graublauen Augen trafen ein weiteres Mal auf seine grünen.
Doch ich hatte Angst um meine Freunde und überlegte schon, wie ich ihn wieder von hier fortlocken konnte. Doch das würde sich als etwas kompliziert gestalten, solange eine Hand auf meinem Mund und die andere auf meinem Hinterkopf lang, damit ich nicht zurückweichen und trotzdem schreien konnte.
"Was willst du hier?", nuschelte ich genervt gegen seine raue Handfläche.
Als ihm scheinbar auffiel, dass ich mir das mit dem Rumgebrülle anders überlegt hatte, verschwand seine Hand endlich von meinem Gesicht.
Er musterte mich von oben bis unten. Dabei war sein Blick so intensiv, dass ich das Gefühl hatte, er könne mir bis in die Seele sehen.
Sein linker Mundwinkel zuckte kurz.
Schließlich antwortete er: "Das kann ich dir jetzt nicht sagen, Kleines. Es würde zu lange dauern dir das zu erklären."
Es sah so aus, als würden seine Augen von innen heraus leuchten. Es fiel mir echt schwer den Blickkontakt zu unterbrechen.
"Und wer bist du? Wieso verfolgst du mich?", flüsterte ich. Seltsamerweise hatte ich keine Angst vor ihm. Ich fühlte mich komisch, wenn er in der Nähe war, aber ich hatte keine Angst. Ich war überzeugt, dass er mir nichts tun würde. Mir nicht, jedoch meinen Freunden vielleicht.
Aber ich wollte endlich Antworten. Wieso verfolgte er mich? Wieso nicht Tranni? Die beiden hätten das verdient!
Er verbeugte sich galant vor mir und hob seinen imaginären Hut. Was mich zum kichern und ihn zum Lächeln brachte.
"Mein Name ist Devil. Und ich verfolge dich nicht. Ich beschütze dich. Du wirst gewiss irgendwann meine Hilfe brauchen und dann bin ich da. Solltest du aber merken, dass ich nicht komme, dann flüstere​ meinen Namen. Ich werde dich immer hören, Baby. Egal wo du bist. Wann immer du mich brauchst, werde ich da sein."
Nach dieser etwas seltsamen Rede beugte er sich vor und gab mir einen Kuss auf die Stirn.
Als seine Lippen meine Haut berührten, schloss ich meine Augen. Meine Stirn kribbelte und mir wurde ganz warm. Wobei mir die ganze Zeit über gar nicht bewusst war, wie kühl es hier draußen doch war.
Doch er nahm - meiner Meinung nach - seine Lippen viel zu schnell wieder von meiner Haut.
Als sich meine Augen schließlich flatternd öffneten, war er verschwunden. Dafür stand jetzt aber Jessi an der Stelle, wo Devil vorher gestanden hat.
Nachdem ich Jess immer und immer und immer wieder versichert hatte, dass es mir gut ging, machten wir uns auf den Weg zurück ins Haus.
Ich war so lange weg und sie hatte sich sorgen gemacht, erzählte sie mir. Ich wollte sie nicht belügen, doch sie merkte nichts. Entweder sie war zu betrunken oder ich war zu gut darin.
Devil hatte sie Gott sei dank nicht gesehen.
Aber wie konnte er so schnell verschwinden? Oder hatte ich das Zeitgefühl verloren durch meine Trunkenheit?
Und warum will er grade mich beschützen und kein anderes Mädchen? Und wovor?
Will er es überhaupt wirklich oder ist er einfach nur geisteskrank?
Er hatte so viele Fragen ausgeworfen! Viel mehr als ich davor sowieso schon hatte!

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Diana 🌹

Devils SoulWo Geschichten leben. Entdecke jetzt