•Kapitel 15•

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Und so saß ich hier mit Ginny in einem wunderschönen Café und trank Tee. Das Lokal war so unscheinbar, dass ich vermutlich daran vorbei gelaufen wäre ohne es zu beachten. Ohne die Schönheit im Inneren zu sehen.
Während ich meinen Gedanken nachhing, redete Ginny mit einer Kellnerin. Sie redeten freundschaftlich und benutzten ihre Vornamen. Anscheinend war sie Stammkundin hier.
Mir fiel ein, dass meine Eltern mal erwähnt hatten, dass ich, als ich noch ein Baby war, ebenfalls Anfälle hatte, dessen Ursprung niemand herausfinden konnte. Kein Arzt hatte mir helfen können, bis sie eines Tages von selbst verschwanden.
Sämtliche Ärzte waren sich einig: Dieses Mädchen wird niemals ihren dritten Geburtstag erleben.
Doch schon damals war ich wohl eine Kämpferin gewesen.
Kam meine seltsame unbekannte Krankheit zurück? Hatte sie sich also nur eine Pause gegönnt davon mich zu quälen?
Musste ich erneut diese inkompetenten Kittelträger aufsuchen? Ich schüttelte den Kopf um diesen Gedanken zu verdrängen. Ich konnte Ärzte nicht leiden.
Zum Arzt gehen war also keine Option und meinen Eltern davon zu erzählen auch nicht. Sie würden vor Sorge tot umfallen.
Also was tun?
Grübelnd griff ich nach meinem Tee und nahm gedankenverloren einen Schluck.
Und verbrannte mir die Zunge. Großartig.
Ginny kicherte als sie mich fluchen hörte und ich verdrehte meine Augen. Diese Frau hatte gefallen daran gefunden mich auszulachen.
Diese Anfälle hatten wieder begonnen als Devil in mein Leben geschneit kam. Aber er kann ja unmöglich der Grund dafür sein, das ist absurd.
Obwohl wenn ich mal genau darüber nachdachte, dann er vielleicht nicht, aber der Stress den er verursacht hatte, könnte der Auslöser gewesen sein.
Ich nahm mir fest vor ihn zur Rede zu stellen, wenn ich ihn das nächste mal sah. Was vermutlich gar nicht mal so lange dauern wird. Er ist immerhin mein Stalker. Aber dieses Mal werde ich nicht weglaufen.
Schon komisch das dieser Gedanke mir keine Angst machte. Andere Frauen wären schreiend zur Polizei gerannt, die ihr im Endeffekt dann sowieso nicht hätte helfen können.
Aber Devil würde mir nicht weh tun, da wusste ich. Ich konnte nicht sagen woher, aber es war einfach so, davon war ich überzeugt.
Sobald die Kellnerin wieder weg, war, weil ihr Chef ihr böse Blicke zugeworfen hatte, galt Ginnys ganze Aufmerksamkeit wieder mir.
Lange saßen wir in diesem gemütlichen Café und sprachen über Gott und die Welt. Sie war überzeugt davon, dass es eine höhere Macht gab. Keinen Gott, aber auch nicht nur stinknormale Menschen. Sie glaubte an Seelenverwandtschaft und an das Übernatürliche. Ich hingegen argumentierte die ganze Zeit dagegen.
"Machen sich deine Eltern keine Sorgen um dich, Liebes?"
Wie auf Stichwort klingelte mein Handy.
DAD stand auf dem Display. Grinsend zeigte ich es ihr bevor ich dran ging.
"Wo bist du?", schrie meine Mutter ins Telefon. Sie war ein klitzekleines bisschen überfürsorglich manchmal.
"In einem Café. Habe eine sehr bezaubernde alte Dame kennengelernt und wir trinken gerade einen Tee zusammen. Wieso?" Als ich Ginny als 'bezaubernd' bezeichnete, grinste sie bis über beide Ohren, doch sobald das Wort 'alt' fiel, sah sie mich empört an.
"Ich bin noch ein junger Hüpfer", flüsterte sie mir zu und blickte mich böse an.
Ich musste mir ein Lachen verkneifen, sie war einfach zu goldig.
"...nach dir gefragt.", hörte ich meine Mutter sagen.
"Entschuldige, wie bitte?", murmelte ich und schimpfte im Geiste mit Ginny weil sie mich so ablenkte. Sie hingegen sah sehr zufrieden aus. Unmöglich diese Frau.
"Deine neuen Freunde waren hier und haben nach dir gefragt."
"Freunde?"
"Ja, zwei rothaarige Mädchen. Und zwei Jungs, aber sie standen zu weit weg, ich könnte sie kaum erkennen. Ich hab meine Brille mal wieder verlegt."
Da machte es klick.
"Ach so, das waren Amber und Amy."
"Ja genau so hießen sie. Sie sahen auf jeden Fall sehr besorgt aus. Also dachten wir uns, dass wir dich lieber mal anrufen und nachfragen was du so treibst.", erklärte sie mir schließlich.
"Ich komme bald heim, mach dir keine Sorgen. Bis später, hab euch lieb."
Und dann legte ich auf. Ich war immerhin mit Ginny hier und es war unhöflich jetzt zu telefonieren.

Wir haben noch lange dort gesessen und uns unterhalten. Diese Frau wurde mir immer sympathischer. Und sie ließ mich auch erst gehen, als ich ihr hoch und heilig versprach, dass wir uns wiedersehen würden.
Als ich dann endlich zuhause ankam, war es im Haus komplett dunkel. Meine Eltern schliefen wohl schon.
Vollkommen ausgelaugt ließ ich mich ins Bett fallen und schlief mit einem komischen Gefühl im Bauch ein. Es fühlte sich an, als würde ich jemand anstarren. Nicht beobachten, sondern mir Löcher in den Hinterkopf starren.

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Diana 🌹

Devils SoulWo Geschichten leben. Entdecke jetzt