Ein sehr penetrantes Klingeln störte meinen geliebten Schlaf. Müde öffnete ich meine Augen und gähnte ausgiebig.
Doch als ich sah, wo ich mich befand, war ich schlagartig hellwach. Verfickte Scheiße.
Ich saß noch in der Schule. Ich war doch tatsächlich eingeschlafen. Um mich herum hatten die Anderen schon begonnen ihre Sachen einzupacken und standen auf. Manche rannten sogar schon raus.
Das ich eingeschlafen war, war eigentlich zu erwarten. Mathe war schon immer mein Schlaffach gewesen.
Meine alten Lehrer hatten sämtliche Hoffnung bereits aufgegeben. Zum Glück konnten sie sich über meine Noten nicht beschweren. Ich war zwar kein Ass in Mathe, aber wenn man bedachte, dass ich sämtlichen Unterrichtsstoff verschlafen hatte, war ich doch ziemlich gut.
Aber so wollte ich hier nicht sein. Zumindest nicht während der ersten zwei oder drei Wochen. Ist wohl jetzt zu spät.
Doch es schien keiner bemerkt zu haben.
Keiner der Schüler sah mich schief an oder grinsten über mein verschlafenes Gesicht und den desorientierten Gesichtsausdruck. Selbst die Lehrerin, die mich stark an Frau Vlok erinnerte, hatte mein kurzzeitiges Wegnicken nicht zur Kenntnis genommen. Sie war zu sehr in ihre Papiere vertieft.
Erleichtert seufzend stand ich auf und begann meine wenigen Sachen in den Rucksack zu räumen. Es wäre nicht cool gewesen am ersten Tag bereits dermaßen negativ aufzufallen.
Als ich aber meine Schultasche schulterte und mich aus dem Klassenraum, und somit Richtig Freiheit, begeben wollte, sah ich jemanden dem es scheinbar doch aufgefallen war.
Das jünger aussehende rothaarige Mädchen sah mir mit ihren funkelnden Augen direkt in meine und hob wissend grinsend eine Augenbraue.
Ups, peinlich.
Sie setzte sich in Bewegung und kam vor mir zum stehen: "Und? Gut geschlafen, Dornröschen?"
Irgendwie war sie mir sypathisch. Ihr Lächeln war warmherzig und ihre Augen blickten mich zwar schelmisch, aber zugleich auch unglaublich freundlich an.
"Ein Kuss statt dieser Klingel wäre mir lieber gewesen", murmelte ich.
"Ich werde es an die Jungs weitergeben, mal sehen wer sich opfert." Sie lachte und stellte sich mir dann als Amy vor.
"Wir haben jetzt Mittagspause, wenn du willst, kannst du gerne mit mir zu den anderen. Sie würden sich bestimmt freuen."
Erleichtert darüber, dass ich die Mittagspause nicht alleine verbringen musste, stimmte ich zu. Doch da fiel mir etwas ein.
"Hey! Was heißt denn hier opfern?!"
Sie versuchte sich ein Lachen zu verkneifen, aber als sie meinen empörten Blick sah, war es aus mit Selbstbeherrschung.
Weiterhin grimmig dreinguckend folgte ich ihr aus dem Klassenraum. Mir war klar, dass das nur ein Spaß war. Und ich meinte mein Motzen jetzt auch nicht erst und das wusste sie.
Gemeinsam schlenderten wir durch die Gänge. Wir redeten nicht, aber das war okay. Ich konnte mit Stille umgeben.
Da fiel mir ein, ich musste Judy noch anrufen. Wegen dieser Sache mit Devil und sie fragen wovor er mich beschützen sollte. Sie wusste, wie gut ich kämpfen konnte, also müsste es jemand sein von dem sie überzeugt war, dass ich es nicht mit ihm oder ihr aufnehmen konnte.
"Woran denkst du?", fragte Amy mich aus heiterem Himmel.
Erschrocken sah ich sie an. Ich war so in meinen Gedanken vertieft gewesen, dass mir gar nicht aufgefallen war, dass wir das Schulgelände bereits verlassen hatten und auf dem Parkplatz standen.
"Ich... ähm... I-ich... Nichts!" Das klang absolut überzeugend. Wahnsinnig gute Leistung.
"Mir ist grade nur eingefallen, dass ich später daheim noch was erledigen muss und ich hab Angst es zu vergessen", rettete ich mich.
Sie nickte und bedeutete mir mit erhobenem Zeigefinger kurz zu warten.
Gespannt sah ich ihr zu, wie sie in ihrer Tasche rumkramte und schließlich einen Stift herauszog. Dann nahm sie meine Hand und malte mir ein dickes, schwarzes Kreuz auf den Handrücken.
Verwirrt sah ich sie an, doch bevor ich sie fragen konnte, was das sollte, erklärte sie bereits was es damit auf sich hatte.
"Wenn du später das X siehst, wirst du wissen, dass du etwas zu erledigen hast. Und dann wird dir bestimmt auch einfallen was es war", sagte sie und lächelte mich anschließend, sichtlich stolz auf diesen Einfall, an.
Ich bedankte mich bei ihr und fand die Idee ehrlich gut. Das sollte ich mir merken.
Amy riss mich wieder auf meinen Gedanken als sie meine Hand nahm und mich zu einem Auto zog. Dort warteten wir noch ein paar Minuten bis dann auch schon ihre Freunde kamen.
Sie waren alle freundlich und stellten sich mit gut gelaunt vor.
Mit meiner Vermutung die beiden Mädchen seien Schwestern hatte ich recht.
Amber war Amys ältere Schwester, aber sie gingen dennoch in eine Klasse. Das lag daran, dass die beiden sich nicht mal in der Schule von einander trennen lassen wollten. Also hatte Amber sich erst ein Jahr später einschulten lassen und dann freiwillig eine Ehrenrunde gedreht und kam dann in die gleiche Klasse wie ihre kleine Schwester. Ziemlich raffiniert. Zwar ein wenig seltsam, aber auch echt süß.
Ich hätte vermutlich das gleiche für Jess getan, auch wenn wir keine Schwestern waren.
Die Jungs, Dorian und Steven, hingegen sind nur ihre Adoptivbrüder und auch nicht miteinander verwandt, sie könnten auch unterschiedlicher nicht aussehen. Bis auf ihre unheimlichen schwarzen Augen hatten sie absolut nichts gemeinsames.
Ohne das ich fragte erklärten sie mir: "Unser Vater kann niemanden leiden sehen. Und uns allen ging es ziemlich scheiße nachdem wir unsere Familie verloren hatten. Er hat uns alle nacheinander gerettet. Und das wörtlich. Irgendwie hat er uns gefunden und uns gezeigt, wie lebenswert das Leben ist."
Ich hatte das Gefühl, dass sie es mir nicht nur erzählten, weil sie so nett waren oder weil sie mich schon zu ihren Freunden zählten. Ich hatte das Gefühl, dass da noch mehr dahinter steckt.
Aber ich ignorierte es und stieg mit ihnen in ihr Auto und wir fuhren erst in eine Bäckerei und dann in einen Park um dort zu essen.
Und dieser ganze Aufwand nur weil Amber, ich zitiere, 'sowas von absolut gar keine Lust hatte auch nur eine Sekunde länger in der Nähe dieses Gebäudes voller Armleuchter' zu sein.~~~~~~~~~~~~
Diana 🌹
DU LIEST GERADE
Devils Soul
FantasySofia ist ein starkes Mädchen. Auf ihrer alten Schule war sie eine der beliebtesten und auch auf der neuen Schule scheinen die anderen Mitschüler sie sehr zu bewundern. Sie ist stark und unabhängig, kann auf sich selbst aufpassen. Sie ist stur und...