Centuries

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Es ist spät, als das letzte Pärchen die Veranstaltung verlässt. Der Saal wirkt nun so viel größer. Auf dem Boden liegt das ein oder andere zerbrochene Glas und das Buffett ist ebenfalls noch recht voll. Was damit jetzt wohl passiert?

Seufzend ziehe ich meine Schuhe aus und nehme mir ein paar Cocktailtomaten. Ich höre Schritte hinter mir.

"Bist du überhaupt nicht müde?", fragt Sasha und stellt sich neben mich.

Ich sehe rüber zu ihm und nicke.

"Ja, sehr. Aber ... ich bleibe hier. Und ohne ihn gehe ich nicht in seine Wohnung."

Sasha hebt beide Brauen und dreht sich zu mir.

"Warte ... du bleibst hier? Bei ihm Zuhause? In seinem Appartement? In ... seinem Bett?"

"Na, das will ich doch stark hoffen.", knurrt Harry und kommt auf uns zu.

Wo kommt der immer her? Und wie kann er das hören? Ich drehe mich um und schiebe die letzte Tomate in den Mund. Harry sieht mich mit müden Augen an und bleibt dicht vor mir erst stehen.

"Gute Nacht, Sasha.", fügt er hinzu und streicht mir die Haare hinter mein Ohr.

"Ich denke es ist besser, wenn ich sie mitnehme. Sie sollte in ihrem Bett schlafen."

Mit gerunzelter Stirn drehe ich mich zu Sasha.

"Bitte was?"

Harry lacht leise und verschränkt die Arme.

"Bitte, Thea. Du solltest nicht hier bleiben.", hakt er nach und kommt einen Schritt auf mich zu.

"Theodora bleibt wo sie es wünscht. In diesem Fall hier. Also tu der Welt einen Gefallen und schaff dein Ego von meinem Grund und Boden."

"Das ist echt niedlich ... Mein kleiner Bruder schmeißt mich raus."

Ich schlucke. Das geht gerade in eine völlig falsche Richtung. Man kann die Spannung zwischen den beiden Männern ganz deutlich spüren.

"Willst du, dass ich ausflippe?! Willst du es wirklich provozieren?!", brüllt Harry so plötzlich, dass ich zusammenzucke.

"Was ist daran so falsch, sie bei mir haben zu wollen?!"

Sasha schnaubt verächtlich und schiebt sich zwischen Harry und mich.

"Du kennst sie nicht mal! Hast du eine Ahnung, wie alt sie ist? Wo sie wohnt? Was ihre Lieblingsfarbe ist? Du bist so egoistisch! Du siehst ein paar Möpse und mutierst zu einem schwanzgesteuerten Arschloch!"

Wow. Ich atme hörbar aus.

"Raus.", ist alles, was Harry mit zitternder Stimme von sich gibt.

"Alle beide. Verschwindet!"

Wieder zucke ich zusammen, zögere aber nicht, sondern hole meinen Blazer aus der Garderobe und laufe raus. Dort steige ich sofort in ein freies Taxi und fahre weg.

Sasha hatte noch einige Male versucht mich anzurufen, aber ich habe jedes Mal weggedrückt. Wie er mit Harry gesprochen hat war nicht okay. Auch, wenn er recht hatte.

Schließlich liege ich im Bett und starre die Zimmerdecke an. Ich will wissen, wie es ihm geht. Ich will ihn anrufen. Aber er will das mit Sicherheit gar nicht. Egal. Ich muss es wissen.

Es ist zwanzig nach zwei, als er glücklicherweise abnimmt.

"Theodora? Ist was passiert?", fragt er mit rauer Stimme, er scheint hellwach zu sein.

"Nein, eigentlich nicht. Ich wollte ... Ich musste wissen, wie es dir geht."

Stille.

"Harry?"

"Ja, entschuldige, wie es mir geht? Ganz gut. Hör mal, ich muss wieder ... weiter ... machen."

Weiter ... machen? Und da höre ich es. Eine Frau, die im Hintergrund dreckig lacht und seinen Namen immer wieder stöhnt. Ich muss mich wirklich zusammenreißen. Warum tut es so weh? Ich habe gar kein Anrecht auf ihn.

"Ich wünsche Ihnen eine gute Nacht. Mr. Styles."

Wütend lege ich auf und werfe das Handy gegen meinen Kleiderschrank. Ich fühle mich echt schrecklich. Ich wurde von vorne bis hinten verascht. Und das nur für ... meinen Körper.

Als die Mittagssonne mich kitzelt, werde ich endlich wach. Erschrocken fahre ich hoch und stürme ins Bad. Duschen, waschen, anziehen. Dass ich wieder meinen Pyjama trage, fällt mir gar nicht auf. Nach zehn Minuten stolpere ich in die Küche und koche Kaffee. Meine Güte, wie konnte ich nur so hart verschlafen? Das wird Ärger geben.

"Auch schon wach?"

Vor lauter Schreck lasse ich meine Tasse fallen und starre in zwei smaragdgrüne Augen.

"Was, wie ... wie zum Teufel bist du hier rein gekommen?!"

Harry steht vom Sofa auf und kommt zur Theke. Ein Schmunzeln liegt auf seinen rosa Lippen. Er sieht weder müde, noch verkatert aus. Das ist nicht fair.

"Das Versteck unter dem Stein ist für einen Ersatzschlüssel nicht ganz so schlau. Das machen nur noch langweilige Hausfrauen."

Langweilige Hausfrauen? Was zum Teufel bildet er sich ein?!

"Was willst du hier?", frage ich barsch und beginne die Tasse aufzusammeln.

"Na na, wie reden wir denn mit unserem CEO?"

Sein lüsternes Grinsen jagt mir einen eiskalten Schauder über den Rücken. Er beugt sich über die Theke und stützt seine Unterarme auf.

"Na schön, Mr. Styles. Dann eben so."

Ich werfe die Scherben weg und drehe mich wieder zu ihm.

"Müssten Sie kein Unternehmen leiten?"

"Müssten Sie nicht komplett nackt sein?"

Seine Gegenfrage verschlägt mir die Sprache. Aber ich reiße mich zusammen. Nein, jetzt werde ich ihm nicht verfallen. Genau das will er.

"Was hast du gerade gesagt ...", zische ich und lehne mich ebenfalls auf die Platte.

Uns trennen nur noch wenige Zentimeter. Harry hebt eine Hand und öffnet gekonnt einen Knopf meines Pyjamas an meinem Ausschnitt. Mit nur zwei Fingern. Junge, dieser Mann hat es einfach drauf.

"Du fehlst mir. Ohne dich ist es auf der Arbeit nicht das Selbe."

"Ach ja? Was ist mit deiner kleinen Freundin von letzter Nacht? Die hast du immerhin gevögelt."

Ich gebe zu, Beweise habe ich keine. Ich hoffe, dass es nicht der Fall ist. Warum? Ich habe keine Ahnung. Aber mich hat er noch nicht gevögelt. Bin ich nicht gut genug? Kommt es noch?

"Pff, was? Meine One Night Stands tun da doch gar nichts zur Sache.", lacht er und legt den Kopf schräg.

Sein Blick ruht in meinem Ausschnitt. Aber das ist mir gerade egal.

"Harry ... was meinte dein Bruder gestern Nacht?"

Sein Blick ändert sich schlagartig.

"Das geht dich einen Scheißdreck an."

Schnaubend richtet er sich auf und richtet seinen Kragen.

"Wenn Sie noch einmal zu spät kommen, wird das Konsequenzen mit sich bringen. Merken Sie sich das."

Völlig perplex sehe ich ihm nach, während er das Haus verlässt.

Hey, ihr Lieben.
Ja, ich habe der Geschichte einen anderen Namen gegeben. Mir wurde gerade erst bewusst, wie weit ich in dieser Story gehen werde. Und das Wort fragile, also zerbrechlich, passt einfach.

Außerdem gibt es einen Song von Kygo mit demselben Namen. Er ist sozusagen der Titelsong. Könnt ihn also beim Lesen hören <3

Fragile || Harry Styles *COMPLETED* #Wattys2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt