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"Guten Tag. Wenn sie mir bitte folgen wollen, sie werden bereits erwartet." Ich führe die Herren, es sind drei an der Zahl zum Konferenzraum. Ich klopfe an.

"Mr. Black? Ihr Besuch ist da." er wirft mir einen finsteren Blick zu, der so viel heißt wie, dann schicken sie sie doch endlich rein, doch er sagt ziemlich freundlich. "Wenn sie die Herren bitte hereinbringen würden Miss Stone, wäre ich ihnen sehr dankbar." Ein kleines Lächeln umspielt seinen Mund, doch seine strahlend blauen Augen scheinen mich zu durchbohren.

"Sicher." bestätige ich ihm und öffne den Vertretern der Nordland Kompanie die Tür. "Wenn ich bitten darf? Herr Black ist jetzt für sie da." ich mache eine einladende Handbewegung und die drei Männer betreten den Raum.

"Haben sie noch irgendeinen Wunsch Mr. Black?" frage ich hilfsbereit, doch er schüttelt den Kopf.

"Nein, Vielen Dank Miss Stone. Zur Zeit ist alles in Ordnung." wieder lächelt er mich an, wobei kleine Fältchen in seinen Augenwinkeln sein Gesicht beinahe freundlich wirken lassen. Gott, wie ich diesen Kerl hasse! Er tut immer so freundlich, wenn andere dabei sind, dabei ist er so ein Fiesling!

"Ich bin hier, falls irgendwas ist." ich nicke ihm zu, dann verlasse ich den Konferenzraum und schließe die Tür hinter mir.

Puh, jetzt habe ich erst mal eine kleine Pause, denn so ein Übernahmegespräch kann dauern. Auch wenn das bestimmt nicht das letzte sein wird. Sicher werden noch einige solcher Treffen stattfinden, bevor alles geregelt ist und wer weiß, ob sie sich jemals einig werden und es überhaupt zu einer Übernahme kommt.

Aber wenn, dann hat mein Chef vierzehn neue Hotels. So viel Geld, wie er dabei Investiert hätte ich auch gerne, denn dann bräuchte ich nicht mehr Arbeiten, soviel steht fest.

Manchmal frage ich mich, warum er überhaupt noch arbeitet. Er bräuchte seine Immobilien doch nur verkaufen und dann wäre er Millionär, doch er tut es nicht, warum auch immer, vielleicht will er die Verantwortung nicht abgeben, vielleicht gefällt es ihm aber auch die Kontrolle über alles, was ihm gehört zu behalten.

Um so verwunderlicher finde ich es, das er soweit mir bekannt ist, keine Frau oder Familie hat.

Andererseits ist es auch wieder nicht verwunderlich, denn wenn er alle Frauen so behandelt wie mich, dann wird es keine lange mit ihm aushalten.

Selbst ich halte es kaum mit ihm aus, dabei muss ich ihn ja nur ein paar Stunden am Tag ertragen. Und manchmal auch am Abend, wenn er mich mal wieder zu Hause anruft, weil ich noch irgendeinen wichtigen Brief für ihn Tippen soll, oder einen Tisch reservieren oder ein Hotelzimmer oder, oder, oder....

Ich weiß gar nicht, wie ein solch erfolgreicher Jungunternehmer so unselbstständig sein kann.

Er hat mir deshalb extra einen Laptop, einen Tablett und ein Smartphone zukommen lassen, damit er mich immer und überall erreichen kann. Alles auf seine Kosten.

Das Klang für mich damals wirklich verlockend, als ich mich für diesen Job beworben habe, doch wenn ich jetzt darüber nachdenke, wie wenig Freizeit mir dadurch bleibt, kann ich mir nur selbst in den Hintern beißen.

Wie konnte ich mich darauf nur einlassen? Und was selbst für mich noch viel erstaunlicher ist... wie konnte ich es so lange mit ihm aushalten?!

In Gedanken versunken gehe ich meiner Arbeit nach, und als sich um halb elf die Türen vom Konferenzraum öffnen und ich nur lächelnde Gesichter sehe fällt mir ein Stein vom Herzen. Scheinbar sind die Verhandlungen gut verlaufen.

"Schön, dann verbleiben wir fürs erste so. Und sehen uns dann in zwei Wochen wieder." Verabschiedet mein Chef seine Gäste.

"Sehr gern, Mr. Black. Es wird mir ein Vergnügen sein, mit ihnen Geschäfte zu machen."

Die Männer reichen sich die Hände und mein Vorgesetzter hält den drei Vorsitzenden der Nordland Kompanie sogar die Tür auf.

Ja, ganz recht er kann auch nett sein, aber nicht zu mir, denn kaum hat er die Tür hinter ihnen geschlossen. Fährt er mich wieder mal in seinem Gewohnt forschen Ton an.

"In fünf Minuten in meinem Büro!"

Dann geht er in den Konferenzraum zurück, wo noch immer seine Anwälte auf ihn warten.

Mit weichen Knien stehe ich auf und warte auf ihn. Was hat er denn jetzt schon wieder, das er mich so kaltschnäuzig in sein Büro zitiert?

Unruhig beginne ich hinter meinem Schreibtisch auf und ab zu gehen und warte, doch es dauert nicht lange, dann höre ich, wie sich der Konferenzsaal öffnet und mein dunkelhaariger und blauäugiger Tyrann das Zimmer betritt.

"Vielen Dank. Dass sie Zeit für mich hatten." verabschiedet er sich von seinen Anwälten und geleitet sie zur Tür.

"Ich hoffe, dass ich auch in zwei Wochen auf sie zählen kann?"

"Sicher Mr. Black. Wir halten einen Termin für sie frei." versichert ihm Mr. Paulsen.

"Gut. Meine Sekretärin wird sich noch bei ihnen melden, wenn wir näheres wissen. Auf Wiedersehen." Er reicht den Männern die Hand, dann geht er Wortlos an mir vorbei in sein Büro und setzt sich auf den Stuhl an den Schreibtisch.

Unsicher folge ich ihm und schaue ihn abwartend an.

"Stornieren sie die Buchung fürs Hotel." Sagt er erregt. "Meine Pläne fürs Wochenende haben sich geändert."

"Ähm, Okay?!" entfährt es mir erstaunt. " Ich meine...Ja, Sir." verbessere ich mich schnell, als sein Blick sich verdunkelt und beinahe einen drohenden Ausdruck annimmt. "Sonst noch was?"

"Ja! Verlassen sie mein Büro!" sagt er kalt.

Ich mache schleunigst das ich rauskomme, denn ich habe keine Lust mich noch länger mit ihm abzugeben, wenn er mal wieder so seltsam drauf ist.

Doch kaum habe ich den Raum verlassen, als ich ein brüllen aus dem Zimmer meines Vorgesetzten vernehme. "Miss Stone!" schreit er.

*


✔Du bist der Boss #1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt