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Gott sei Dank werde ich in der Nacht nicht wach, woraus ich mal schließe, dass er entweder keine Alpträume hatte oder aber ich ihn nicht gehört habe, wobei ich mal hoffe, dass ersteres zutrifft.

Denn egal wie gefährlich ein erneutes zusammentreffen für meine "Jungfräulichkeit" auch gewesen wäre, so ungern hätte ich ihn in seinem Schmerz allein gelassen.

Allerdings scheint Mr. Black dennoch nicht besonders gut geschlafen zu haben, denn als er mir am Sonntagmorgen über den Weg läuft ist er denkbar schlecht gelaunt und unter seinen Augen sind dunkle Schatten zu erkennen.

"Guten Morgen." grüße ich ihn mit einem Lächeln, dass mir allerdings von den Lippen tröpfelt, als er mir mit einem brummigen "Morgen." einen Zettel vor die Nase hält, auf dem ein Haufen Fragen notiert sind.

"Prägen sie sie sich ein. Ich möchte, dass sie diese Dinge in Erfahrung bringen, wenn wir nachher das Hotel besichtigen." knurrt er verstimmt vor sich hin und rümpft die Nase bei meinem Anblick.

"Ich geh frühstücken und mach den Termin klar." teilt er mir mit und verlässt mit finsterem Blick das Zimmer.

"Ach herrje!" seufze ich resigniert auf, nachdem er gegangen ist. Welche laus ist dem denn über die Leber gelaufen?

Wobei ich mir das fast denken kann...

Sein Vater ist noch immer hier und die Wahrscheinlichkeit ihm zufällig über den Weg zu laufen ist immerhin ziemlich groß.

Und wer weiß, vielleicht ist er ja sogar zum Frühstück mit ihm verabredet?!

Für ihn hoffe ich, dass es nicht so ist, aber man kann ja nie wissen.

Seufzend begebe ich mich in mein Schicksal und bereite mich auf den Tag als Mrs. Wellenstein vor.

Dabei hätte ich an einem Sonntag viel lieber einen bequemen Pulli und eine lässige Jeans angezogen, aber da ich nun einmal Arbeiten muss...

Ja, ja...also den grauen Bleistiftrock mit dem passenden Jacket, dazu eine weinrote Bluse und Stöckelschuhe. Die Haare streng zurückgenommen, die Lippen knall Rot geschminkt und mehr Make up als nötig, damit ich nicht zu Jung aussehe, erst dann mache ich mich mit dem Zettel von Mr. Black auf den Weg zum Frühstück.

Während ich esse, präge ich mir einige der Fragen ein, aber eigentlich wüsste ich nicht, warum ich das überhaupt machen sollte, denn wann immer wir bisher irgendwo hingegangen sind, hat er mir einen Zettel mit Fragen in die Hand gedrückt, so wie diesen hier. Nur das ich ihn dann immer zur Hand haben musste, um ihn an die eine oder andere zu erinnern, wenn er mal eine vergessen hatte.

Also wenn er schon meine Position übernimmt, dann kann er auch diesen Teil der Aufgabe übernehmen, ebenso die des "Schriftführers". Ich kann nur hoffen, dass er im Notieren ein klein wenig Übung hat. Nicht dass ich mir selbst Notizen machen muss...sozusagen, denn die wären ja für ihn später.

Leicht genervt schüttel ich den Kopf und verdrehe innerlich die Augen, dann nehme ich den Zettel doch wieder zur Hand und präge mir noch weitere Fragen ein. Nur für den Fall, dass er sich als Sekretär doch nicht so talentiert zeigt.

In Gedanken versunken nippe ich an meinem Kaffee und knabbere an meinem Croissant, als ich von einem leisen Räuspern unterbrochen werde.

"Entschuldigung, Mrs. Wellenstein? Darf ich mich kurz zu ihnen setzen?"

Verwundert hebe ich den Kopf und schaue in das Gesicht von Mrs. Black, die sich unsicher umschaut.

"Aber natürlich. Bitte." ich mache eine einladende Handbewegung und deute auf den Stuhl mir gegenüber, dann rutsche ich meinen Stuhl ein wenig zurecht und sehe sie aufmerksam an.

✔Du bist der Boss #1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt