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Doch kaum habe ich die ersten Bissen hinuntergeschluckt, setzt sich meine Mutter auf den Stuhl mir gegenüber, dicht gefolgt von Phillippa, die hochnäsig auf mich hinunterschaut.

"Emely!" sagt sie schnippisch. "Dich hab ich ja noch gar nicht gesehen, heute Abend".
Dabei schaut sie mich abwertend an und wirft mit einer fließenden Handbewegung ihre Haare nach hinten, bevor sie sich langsam auf ihren Stuhl sinken lässt. "Na, ist ja auch kein Wunder, du bist ja auch kaum zu sehen, zwischen all den großen Menschen.", fährt sie mit einem falschen Lächeln fort, dabei betont sie das "groß" überdeutlich, womit sie mal wieder auf meine Körpergröße anspielt.

"Ach weißt du, Philli," beginne ich ungerührt, wobei ich absichtlich ihren verhassten Spitznamen benutze, "Ich bin ganz froh, dass ich nur hinter großen Menschen verschwinde und nicht hinter meiner übergroßen...Intelligenz."

Dabei starre ich vieldeutig auch ihren fünf fach aufgepuschten Busen. Sie sieht aus, als hätte sie schon wieder unterm Messer gelegen. War es jetzt das dritte oder sogar schon das vierte Mal? Ist ja auch egal, aber mittlerweile sollte sie echt aufpassen, dass sie keine Übergewicht bekommt und sie für ihre Ballons etwas zum Abstützen braucht.

Verwirrt schaut sie mich an, dann beginnt sie schrill zu kichern, als hätte ich einen Witz gemacht. Ja, sie war noch nie die Hellste, aber das werde ich ihr nicht unbedingt auf die Nase binden.

"Alexander, mein Lieber, würdest du mir bitte etwas zu Trinken bringen?" mischt sich nun Olivia ein, bevor ich die zweifelhafte Intelligenz ihrer ach so geliebten Tochter noch weiter in ein zwielichtiges Licht rücken kann. Wie eine Irre klimpert sie mit den Augen und schaut Alexander mit schräg gelegtem Kopf an. Versucht sie etwa mit ihm zu flirten? Wie abartig!

Doch anstatt sie an zu sehen, schaut er mich abwartend an und scheint auf meine Einwilligung zu warten, die ich ihm diesmal aber nicht geben werden.

"Tut mir leid Mutter, Papa wollte Alexander noch das Haus zeigen bevor wir gehen und ich denke jetzt wäre ein günstiger Augenblick dafür. Wo doch alle am Essen sind. Aber ich bin mir sicher Philli bringt dir gern etwas, nicht wahr?" wende ich mich an meine Schwester, die mich mit empörtem Blick ansieht. Ja ganz recht du Schnepfe. Da musst du wohl mal deinen fetten Arsch bewegen.

"Aber..." wendet sie ein, doch als Olivia ihr einen herrischen Blick zu wirft, verstummt sie prompt.

"Liebes, ich hätte gern ein Glas Champagner." sagt sie mit honigweicher Stimme als hätte Phillippa freudestrahlend zugestimmt, was diese mit einem kleinen, bockigen "Hmpf" entgegennimmt, bevor sie sich auf den Weg zur Bar macht. Doch kaum ist sie weg, wendet meine Mutter sich wieder an Alexander den sie verschwörerisch anblinzelt.

"Ich bin sicher, dass ihnen das Haus gefallen wird, auch wenn ich nicht verstehen kann, wie man den alten Charme der Villa mit diesen neumodischen Materialien und Fenstern verschandeln konnte." sagt sie höflich, doch die Spitze hinter den Worten entgeht mir nicht.

"Das denke ich auch, Mam. Allerdings bin ich der Meinung, dass die Fenster und auch das dunkle Holz, den altertümlichen Charme des Hauses durchaus hervorheben und ihn in keinster Weise beeinträchtigen." er macht eine kleine Verbeugung in ihre Richtung, bevor er sich elegant erhebt und mir, wie schon beim setzten den Stuhl zurechtrückt.

"Wollen wir Schatz?" einladend hält er mir den Arm hin, so dass ich mich bei ihm einhaken kann.

"Gern." so liebevoll ich kann, lächel ich ihn an, dabei fällt es mir eigentlich gar nicht mal schwer, immerhin hat er sich, ohne es zu wissen, für meine leibliche Mutter eingesetzt. Oder war es vielleicht doch Absicht? Thomas hat vorhin ja schon mal erwähnt, dass sie die Umbauten entworfen hat.

✔Du bist der Boss #1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt