5. KAPITEL

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Ich wachte auf und fand mich im Krankenzimmer der Schule wieder. Zum Glück war ich alleine, denn dann konnte ich ungestört weinen, doch ich weinte nicht. Stumm saß ich auf der zerfetzten Coach und dachte über Frau Meyers Worte nach.

'Ich weiß nicht, wo sie die letzten Monate gesteckt haben, aber ich weiß, dass in dieser Zeit ihre Macht erwacht ist und sie diese unter Kontrolle halten müssen!'

Es schauderte mich. Macht verband ich immer mit etwas gefährlichem. Mit Gier und Wahnsinn zum Beispiel. Auf jeden Fall mit nichts Gutem. Das glaubte jedenfalls meine Fraktion. Zum ersten Mal seit Monaten dachte ich wieder über meine Fraktion nach. Die Falken.
Wir hatten keine Monarchie, wie alle anderen, wir waren unabhängig. Macht war unerreichbar für uns, da jeder, der auch nur daran dachte, wurde von der Fraktion verbannt. Wenn in mir eine Macht war würde ich sie gut verstecken müssen.

Ich biss die Zähne zusammen und versuchte aufzustehen, doch sofort erfasste mich ein Schwindelanfall und ich setzte mich wieder. Stöhnend fasste ich mir an den Kopf. Es war, als würde sich alles drehen. Plötzlich tauchte Jason's Kopf in der Tür auf. Mein Kopf fuhr herum, mein Atem stockte und mein Herz begann heftig zu pochen.
Er lächelte nicht wie sonst. "Hey..." Murmelte er und schaute mich dabei Nicht einmal an. Ich verzog das Gesicht. Früher hatten wir uns angelächelt, wenn wir uns gesehen hatten oder uns zugezwinkert. Ja... Früher!

"Was willst du?" Wollte ich sagen, doch es kam nur ein Krächzen heraus. Anscheinend hatte er es verstanden, denn er antwortet: "Das wüsstest du wohl gerne!" Ein verschmitztes Lächeln umspielte seine Lippen, was einfach geradezu perfekt aussah und ihn noch attraktiver machte, als er eh schon war.

Allerdings verschwand es kurz darauf wieder. Stattdessen setzte er sich zu mir und schaute mir tief in die Augen. Mein Magen schlug einen Purzelbaum und ich scheiterte kläglich dabei Luft in meine Lunge zu pumpen. Da war nur dieser eine Gedanke: *Gleich ist es soweit! Gleich passiert es, worauf ich schon so lange warte! Omg! Gleich küsste er mich...* Hoffnungsvoll schloss ich die Augen. "Du bist in großer Gefahr!"

Das hatte ich nicht erwartet... Verärgert schlug ich die Augen wieder auf. "Und was soll das jetzt bedeuten?" Fragte ich und versuchte mir meine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen.

"Das soll bedeuten, dass du weg musst!" Fing er an. Ich versteifte mich. "Ich will aber nicht schon wieder weg. Ich will hier bleiben!" *bei dir!* fügte ich in Gedanken hinzu. Er schüttelte traurig den Kopf, wobei seine schönen pechschwarzen Haare kurz sein rechtes Auge Freigaben, dass sie sonst immer verdeckten.

"Frau Meyer hat mir alles erklärt... Es ist verdammt nochmal gefährlich, für dich und auch für andere!" Meinte er gereizt. Ich blickte zu ihm auf. "Wirst du mitkommen?" Eigentlich hatte ich nicht vor das laut zu sagen, aber es passierte einfach. Verdammt! Dafür könnte ich mich Mal wieder selbst ohrfeigen.

Er schaute mich verwundert an. Dann nickte er langsam. "Ja. Ich werde dich begleiten und zu den Krähen bringen. Sie sind die einzigen die sich mit dieser Art von Macht auskennen!" Erklärte er. Ich zuckte zusammen. Es ist ja nicht so, als wär alles schon schlimm genug, aber zu den Krähen zu gehen, kam dem Selbstmord nah. "Da werde ich nicht hingehen!" Sagte ich bestimmt und stemmte mir die Hände in die Hüfte.

Man, ich musste diese Stimmungsschwankungen in den Griff kriegen! Er lächelte sanft und sofort schmolz ich dahin. "Ich bin doch dabei. Dir wird nicht passieren! Ich kenne sie gut, sie sind nicht so..." Er überlegte kurz. "Wie du denkst!"

Ich verzog das Gesicht. "Nein! Wahrscheinlich sind sie noch schlimmer." Stichelte ich. Er blickte verletzt weg, was ich nicht verstehen konnte. Nervös fuhr er sich durch die Haare und ich musste mich zwingen ihn nicht wie ein Karpfen mit offenem Mund anzuschmachten. "Du bist echt schwierig!" Meinte er. Dann ging er hinaus. Ich blieb sitzen. Bewegte mich keinen Millimeter. War ich schwierig? Es musste wohl so sein...

Teufelstochter (pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt